Geigenbogen pflegen, reinigen und spannen

Werterhalt für den Violinen-Bogen

Foto: Shutterstock von Aleksandar Mijatovic

Als ambitionierter Einsteiger auf der Geige ist dir längst bewusst, dass du mit dem wertvollen Instrument behutsam umgehen und es auch regelmäßig pflegen musst. Der Bogen wird dabei zuweilen vergessen, obwohl er mindestens die gleiche Beachtung verdient. Hier unsere Tipps, wie du deinen Geigenbogen pflegen und damit den Wert und die Bespielbarkeit erhalten kannst.

Check it: Pflege und Reinigung des Geigenbogens

  • Qualitative Spieleigenschaften erhalten
  • Kolophon unabdingbar, aber auch ein Rückstand
  • Fingerschweiß und Fett entfernen
  • Bogenhaare auswaschen
  • Präzision auch bei Verlusthaaren
  • Bespannung erneuern oder nicht

Geigenbogen pflegen und die optimale Verbindung erhalten

Der Geigenbogen ist bekanntlich die unmittelbare Verbindung zwischen deinem musikalischen Ausdruck, deiner Seele und dem Instrument. Insofern kann man dem Bogen gar nicht genug Aufmerksamkeit zukommen lassen. Nicht zu vergessen, dass es sich um ein wesentliches, unverzichtbares und zugleich oftmals kostspieliges Teil deiner Ausrüstung handelt. Wenngleich sich das relativ unromantisch anhört, ist der Bogen selbstverständlich ein Gebrauchsgegenstand. Entsprechend vernünftig muss damit umgegangen werden, um den Wert und die qualitativen Spieleigenschaften zu erhalten.

Oberste Maxime: Bogenhaare niemals zu stark spannen

Und schon sind wir bei der obersten Regel, gewissermaßen Murphys Gesetz für den Erhalt von Geigenbögen: Der Bogen bzw. die Bogenhaare sollten niemals zu stark gespannt werden. Ebenso wichtig ist es, die Spannung nach dem Spiel wieder zu lockern. Der Bogen soll dir auch bei extremen Passagen in den Musikstücken verlässlich zur Seite stehen, ist aber selbst nicht für extreme Dauerbelastung geschaffen. Jeder Bogen ist ein Kompromiss, zumal er Schwingungen ermöglichen muss und deshalb aus Instrumentenbausicht nicht statisch wie ein Metallblock sein kann.

Zu große Spannung ist grundsätzlich schädlich für das Material | Foto: Shutterstock von SCOTTCHAN

Kolophonium gleichmäßig, nicht zu viel, nicht zu wenig

Damit die Bogenhaare beim Streichen auf den Saiten den nötigen Widerstand finden, werden die Haare kolophoniert. Das heißt der Bogen wird über das Kolophonium hin- und her gestrichen. Vielfach herrscht die Meinung, die Streichrichtung sei habe irgendeinen Effekt, was allerdings lediglich ein sich beharrlich haltendes Gerücht ist. Vielmehr ausschlaggebend ist die gleichmäßige Verteilung des Kolophonium über die gesamte Bespannung. Dabei liegt das Geheimnis darin, die richtige Dosierung zu finden, um den Klang nicht negativ zu beeinflussen. Es darf also weder zu viel noch zu wenig sein und dann auch noch gleichmäßig.

Kolophon ist notwendig, aber auch ein Rückstand

Tatsächlich aber verbleibt das Kolophonium als Rückstand auf den Bogenhaaren und gerät auch an den Frosch und die Stange. Und exakt das muss wieder runter, wenn du deinen Geigenbogen pflegen willst. Sinnvollerweise wischt du den Bogen mitsamt den Bogenhaaren zunächst nach jedem Spielen mit einem weichen Mikrofasertuch ab. Auf diese Weise entfernst du nicht nur den Staub, sondern polierst zugleich die Oberfläche der Stange.

Besondere Aufmerksamkeit widmest du dabei auch den Bogenhaaren. Nicht unüblich ist es, dass sich dort kleine Verklumpungen gebildet haben können. Die Lösung, wenn du den Geigenbogen pflegen möchtest, bekommst du in der Drogerie, der Apotheke oder im Einzelhandel: eine möglichst weiche Zahnbürste. Damit streichst du das überschüssige Kolophon vorsichtig aus den Haaren. Nein, nicht aus deinen Haaren, sondern aus denen des Geigenbogens.

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Fingerschweiß, Fett und weitere Ablagerungen müssen runter

Natürlich ist das Kolophonium nicht der einzige verbleibende Rückstand. Hinzu kommen weitere Ablagerungen, insbesondere der Fingerschweiß. Und der hat gerade in der Verbindung mit Kolophon eine besondere Eigenschaft. An jenen Stellen der Bespannung, an die Fingerschweiß gelangt, oftmals in der Nähe des Frosches, verbleibt zunächst Fett.

Das wiederum sorgt dafür, dass hier kein Kolophonium mehr haften bleibt und die Spieleigenschaften sich drastisch verschlechtert. Stellt sich die Frage, wie du das durch den Fingerschweiß verursachte Fett wieder aus den Haaren bekommst. Nun ja, ganz einfach. Was würdest du machen, wenn du fettiges Haar hast? Du würdest es waschen. Nicht anders bei der Bespannung des Geigenbogens. Auswaschen! Aber wie?

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Unbedingt hochkonzentriert und ohne Ablenkungen arbeiten

Zumal du nicht einfach den kompletten Bogen unter Wasser tauchen kannst, muss die Bespannung separat ausgewaschen werden. Mit sehr viel Vorsicht löst du den Frosch von der Stange. Dafür drehst du die Stellschraube komplett heraus. Auch und gerade bei den nächsten Schritten musst du sehr behutsam und gleichermaßen konzentriert vorgehen. Die Haare dürfen nicht in eine andere Richtung als beim üblichen Spiel belastet und auch nicht verdreht werden. Andernfalls würdest du nicht den Geigenbogen pflegen, stattdessen die Bespannung beschädigen. Alles vorsichtig vorbereitet und schon beginnt der Reinigungsvorgang.

Unbedingt ohne Ablenkungen arbeiten | Foto: Shutterstock von Drawlab19

Bogenhaare auswaschen ohne die Stange zu beschädigen

Im ersten Arbeitsschritt wäscht du die Haare mit Reinigungsalkohol aus. Aber bitte bloß nicht falsch verstehen: Es geht nicht um Unmengen von Reinigungsalkohol; du sollst die Bogenhaare nicht ertränken. Vielmehr massierst du das Kolophonium behutsam aus den Haaren. Und das machst du höchst konzentriert. Ob das Smartphone gerade bimmelt, ist jetzt gerademal egal. WhatsApp-Nachrichten kannst du später immer noch beantworten. Denn der Alkohol darf wirklich nur in Verbindung mit den Haaren kommen, auf gar keinen Fall mit der Stange. Die Stange besteht üblicherweise aus Holz und das verträgt keinen Alkohol. Also nicht als Spruch, sondern im eigentlichen Wortsinn gemeint.

Ab in den Spülgang mit Flüssigseife und Wasser

Weiter geht’s, nächste Runde. Weitere Verschmutzung wollen entfernt werden und letztlich muss ja auch der Reinigungsalkohol wieder weg. Du benetzt ein Tuch mit Flüssigseifer oder Shampoo und Wasser und wäscht damit die bislang verbliebenen Rückstände aus den Bogenhaaren. Übrigens, kleine Bemerkung am Rande: Dein Ziel ist es, das Kolophon und das Fett, also den Fingerschweiß aus der Bespannung zu bekommen. Wenn du den Geigenbogen pflegen möchtest, und dabei alles unmittelbar mit den Fingen anfasst, kann man nur sagen: „Finde den Fehler!“ Sinnvollerweise arbeitest du mit Handschuhen.

Fett mit fettigen Fingern zu entfernen, kann nicht funktionieren | Foto: Shutterstock von Bashutskyy

Trocken, Frosch aufsetzen und Haare leicht spannen

Nun fehlt nur noch, dass die Haare wieder getrocknet und anschließend die Bespannung inklusive Frosch eingesetzt werden müssen. Beim Einsetzen gehst achtest du wiederum darauf, dass die Bogenhaare nicht verdreht oder richtungsverkehrt belastet werden. Du setzt den Frosch wieder auf, spannst die Haare vorsichtig und hast dein Ziel erreicht, wenn du deinen Geigenbogen pflegen willst.

Präzision ist auch bei Verlusthaaren gefordert

Damit du der Bespannung nicht unachtsam oder gar übereifrig den Garaus machst, solltest du die Enden der sich verabschiedenden Haare keinesfalls mit Gewalt herausreißen, zumal sich die Verbindungen der Bespannung andernfalls lockern. Du würdest die Bespannung insgesamt beschädigen. Und dann müsste der Bogen bei einem Besuch des Instrumentenbauers wirklich neu bespannt werden. Stattdessen nimmst du eine sehr scharfe Schere oder ein ebenso scharfes Messer und schneidest die betreffenden Haare so kurz wie möglich ab. Vielleicht fragst du den Sushi-Lieferanten deines Vertrauens nach geeignetem Werkzeug.

Bespannung des Geigenbogens erneuern oder nicht?

Wenn du deinen Geigenbogen pflegen möchtest, gehört dazu auch, dass die Bespannung möglicherweise irgendwann erneuert werden muss.  Aber keine Angst, allzu häufig wird das nicht der Fall sein. Zwar geht man bei Orchestermusikern davon aus, dass sie pro Jahr etwa zwei Neubezüge benötigen, aber dabei handelt es sich ja auch um Dauerarbeiter. Ein Geigenbogen ist üblicherweise mit 150 bis 170 Haaren bespannt. Sollten sich einzelne Haare verabschieden, etwa weil sie reißen oder sich lockern, sind das erstens übliche Verschleißerscheinungen und zweitens noch längst kein Grund, den Bogen neu zu bespannen.

Du merkst, wenn der Bogen wirklich abgespielt ist

Wann der Zeitpunkt zur Erneuerung gekommen ist, falls er überhaupt irgendwann vor der Tür steht, wirst du anhand des Spielgefühls merken. Es ist einfach nicht nötig, den Bogen bei kleinstem „Haarverlust“ ständig kostspielig frisch bespannen zu lassen. Schließlich fehlen ihm nur ein paar Haare; er hat noch keine Geheimratsecken und auch keine Glatze. Ob der Bogen wirklich abgespielt ist oder nicht, erkennst du daran, wenn die Haare nicht mehr vernünftig greifen. Wenn die Haare durch sind, kann sich das Kolophonium nicht mehr im Haar festsetzen. Resultat ist, dass der Bogen die Saiten nicht mehr in Schwingungen versetzen kann. Und das merkst du unmittelbar am Spiel und Klang.

So lange jedenfalls solltest du nicht warten | Foto: Shutterstock von Robert Adami

Regelmäßige Pflege und Wartung lieber in der Fachwerkstatt

Leicht nachvollziehbar ist es, wenn du eigenständig deinen Bogen pflegen und reinigen möchtest. Tatsächlich aber handelt es sich aber auch beim Bogen um ein filigranes, empfindlichen und komplexes Kunstwerk. Was du bedenkenlos machen kannst und auch konsequent machen solltest, ist, das regelmäßige Ab- und Auswischen von Bespannung, Stock und Frosch, um so Kolophon und Schweiß zu entfernen. Alle anderen Schritte bis hin zur Neubespannung solltest du lieber dem Instrumentenbauer überlassen. Selbstverständlich kann man viel beschreiben, aber nicht umsonst handelt es sich bei Geigen- und Bogenbauern und Meisterberufe.

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Auch interessant: „Bogentechniken auf der Geige – ein Ausflug in Streich- und Zupftechniken“.

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