Hybridinstrumente: Faszinierende Verschmelzung von Klangwelten

Der Reiz der Synergie

Foto: Shutterstock von Christian Bertrand

Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen reicht uns Musiken zuweilen ein Instrument alleine nicht mehr aus. Mag sein, wir wollen unsere Klangmöglichkeiten erweitern oder innerhalb von einem Soundlieferanten zum anderen wechseln. Die Lösung lautet: Hybridinstrumente – viel mehr mit an Bord, als man grundsätzlich benötigen würde.

Check it: Hybridinstrumente und ihre Vorzüge

  • Voll im Trend, obwohl nicht neu
  • Kombinationen für Multitaskingfähige
  • Guitaret – Streichinstrument mit Girarrensaiten
  • Doubleneck-Instrumente
  • Tasteninstrumente als die Vorreiter der Hybriden
  • Antwort auf eine gesättigte Musikwelt
  • Durchstarten mit Looper und Co.

Hybridinstrumente – voll im Trend

In der Welt der Musikinstrumente gibt es ständig neue Entwicklungen und Innovationen. Einer der aufregendsten Trends in den letzten Jahren ist die Entstehung von Hybridinstrumenten. Diese Instrumente vereinen unterschiedliche Klangwelten und schaffen so völlig neue Möglichkeiten für Musiker und Komponisten. Von Streichinstrumenten mit integrierten Gitarrensaiten bis hin zu Klavieren mit eingebauten Synthesizern – die Welt der Hybridinstrumente ist ein faszinierendes Spielfeld für musikalische Experimente und kreative Ausdrucksformen.

Keine grundlegend neue Idee

Die Idee, verschiedene Instrumente zu kombinieren, ist keinesfalls neu. Beispielsweise eine E-Gitarre mit Pickup und MIDI-Schnittstelle zu verwenden und damit vollkommen andere Instrumente zu adaptieren, ist mittlerweile schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Mit dem E-Piano lassen sich unterschiedlichste Piano-Arten und – je nach Expander – diverse weitere Stimmen und Instrumente abrufen. Darüber hinausgehend haben sich Hybridinstrumente mit den Fortschritten der Technologie und dem Wunsch nach immer individuelleren Klangerlebnissen zunehmend einen eigenständigen Bereich in der Instrumentenszene entwickelt und gesichert.

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Diverse Kombinationen für Multitaskingfähige

Der Experimentierfreude sei Dank, wird der Markt mittlerweile von unterschiedlichsten Versionen und Kombinationen bevölkert. So ist eines der aktuellen Hybridinstrumente das sogenannte Guitaret, ein Streichinstrument, das zusätzlich mit Gitarrensaiten bestückt ist. Der Musiker kann somit traditionelle Streicherklänge erzeugen und gleichzeitig auch die perkussiven und harmonischen Möglichkeiten der Gitarre nutzen. Diese Kombination eröffnet völlig neue kreative Horizonte und erzeugt einen einzigartigen, unverwechselbaren Klang.

Doubleneck-E-Gitarren – seit Jahrzehnten bewährt

Bei den Gitarristen beginnt die Kombination der Hybridinstrument bereits mit der sogenannten Doppelhalsgitarre. Die Doubleneck besitzt zwei Hälse, wobei der obere mit 12 Saiten, der untere mit 6 Saiten bestückt ist. Zugegeben, das Ding kann einen mit seinem auf den Schultern lastenden Gewicht ungefragt in den Boden drücken. Doch es ermöglicht den unkomplizierten Wechsel während des Songs zwischen der 12-Saitigen und der 6-Saitigen. Der immer noch legendäre Jimmy Page von Led Zeppelin hat einst vorgemacht, wie das funktioniert. Schon daran sehen wir, dass es sich nicht um eine neue, sondern vielmehr bewährte Idee handelt. Die Entwicklung dieser Hybridinstrumente gab es bereits vor vielen Jahrzehnten.

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Doubleneck E-Bass/E-Gitarre – noch ein wenig abgedrehter

Auch an diejenigen, die sowohl E-Gitarre als auch E-Bass spielen wollen, ist gedacht. Das Bauprinzip ist dasselbe wie bei der Doppelhalsgitarre, nur dass eben einer der beiden Hälse mit Basssaiten bestückt ist. Im Bruchteil von Sekunden kannst du damit zwischen dem Groove im Tieftonkeller und abgefahrenen Gitarrensoli hin- und herschalten. Zuweilen weiß man nicht, wie du dich als doppeltes Saitenlottchen in das Bandgefüge einfügen willst, aber ihr werdet euren Weg schon finden. Mag sein, du wechselst dich zunächst mit dem Bassisten und anschließend mit dem zweiten Gitarristen ab. Auf Mittelstellung könntest du auch beide Instrumente gleichzeitig bedienen. Manche Saitenartisten machen das sogar, obschon sie eben nicht vier Arme und Hände besitzen. Man muss kein Krake sein, um dieses der Hybridinstrumente zu spielen, aber es erleichtert die Sache ungemein.

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Wenn Puristen mit Experimentellen verschmelzen

Auch im Bereich der Tasteninstrumente gibt es aufregende Entwicklungen. Klaviere mit eingebauten Synthesizern ermöglichen es dem Pianisten, traditionelle Klavierklänge mit elektronischen Sounds zu vermischen. Dies eröffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten, von der Erzeugung komplexer Texturen bis hin zur Integration von Soundeffekten und elektronischer Manipulation. Musiker können ihre Kreativität voll entfalten und ihren Kompositionen eine ganz neue Dimension verleihen.

Zwischen Rock und Klassik: GuitarViol

Es gibt auch einige Instrumente, die als Hybridinstrumente entwickelt wurden, um den Bedürfnissen von bestimmten Musikstilen gerecht zu werden. Ein Beispiel dafür ist die „GuitarViol“, eine Mischung aus Gitarre und Violine, die speziell für die Musikrichtung des Rock entwickelt wurde. Diese Instrumente bieten den Musikern die Möglichkeit, die Ausdruckskraft der klassischen Violine mit der Rock-Attitüde und dem typischen Klang der Gitarre zu kombinieren. Dadurch entsteht eine einzigartige Klangästhetik, die perfekt zu den energiegeladenen Riffs und Soli des Rockgenres passt.

Tasteninstrumente schon lange multiakustikfähig

Die Tasteninstrumente sind geradezu prädestiniert dafür, gleich mehrere Funktionen und Klangvarianten zusammenzuführen. Gehen wir zunächst von dem Klangideal schlechthin, dem Naturklavier und Konzertflügel aus. Die Instrumente liefern den wahren Wohlklang und sind unbesehen dessen dennoch hinsichtlich ihrer Sounds eingeschränkt. Damit die Pianisten sich auf die klanglich-kreative Entdeckungsreise begeben können, gibt es schon seit geraumer Zeit solche, in denen die Vorzüge des Naturklangs und der Klangbearbeitung kombiniert werden. Klavier mit integrierten Synthesizern gehören zu den bereits nahezu selbstverständlichen Vertretern der Hybrid-Instrumente. Man sieht es ihnen auf den ersten Blick nicht wirklich an. Immerhin spielt man auf ein- und derselben Tastatur. Dennoch bieten diese Hybridinstrumente den Tastenkünstlern ein immense Spektrum an Klangmöglichkeiten zwischen Purismus und Klangbearbeitung.

Selbst die Könige unter den Naturinstrumenten lassen sich erweitern | Foto: Shutterstock von rtsimage

Hybridinstrumente keinesfalls als Ersatz gedacht

Klar sollte uns sein, dass Hybridinstrumente nicht darauf abzielen, traditionelle Instrumente zu ersetzen. Niemand soll von der Bühne geschmissen werden. Viel eher und treffender könnte man diese Instrumentengattung als Hommage an die vorhandenen Protagonisten begreifen. Es geht schlichtweg darum, die Möglichkeiten der jeweiligen Instrumente noch weiter auszuschöpfen. Musikalisch und spieltechnisch ist das zweifellos anspruchsvoll. Aber es lohnt sich. Erstens macht die faktische Vielseitigkeit irre Spaß und zweitens stehen dem Publikum nicht selten die Augen meilenweit offen.

Die richtige Perspektive einnehmen

Hybridinstrumente sind keinesfalls nur teure Exoten und erst recht kein Selbstzweck. Vielmehr sind sie immanenter Teil eines sich abzeichnenden Trends. Musiker möchten einfach noch mehr aus ihrem Instrument herausholen. Da bietet es sich förmlich an, die Funktionalität teils sogar gegensätzlicher Instrumente miteinander zu kombinieren. Die Fusion solcher Klangwelten wird die Musikwelt weiterhin inspirieren und neue kreative Möglichkeiten eröffnen. Umso mehr, als das lediglich ein paar Verrückte auf kuriose Ideen gekommen sind, mit denen sieden Markt musikalisch bevölkern wollen, stattdessen die Nachfrage unmittelbar und direkt von den Musikern selbst kam und kommt.

Mit dem speziellen Reiz der evolutionären Kontraste | Foto: Shutterstock von Eric Isselee

Antwort auf eine gesättigte Musikwelt

Nicht nur in den Charts wird uns immer wieder bewusst, dass die Musik selbst als auch die Musikinstrumentenherstellung zu einem großen Teil ausgereizt scheint. Die letzten wirklichen Revolutionen, nach denen die Szene sich die Finger geleckt hat, liegen teils schon Jahrzehnte zurück. Im Grunde genommen gibt es immer wieder kleine Verbesserungen und innovative Neuvorstellungen, doch auf dem musikalischen Puzzle sind bereits derart viele Teile gesetzt, dass kaum noch Lücken offenliegen. Diese Fülle geht mittlerweile so weit, dass bekannte Musiker Samples in ihre Songs einfließen lassen, für die sie sich anschließend verblüfft Urheberrechtsklagen einfangen. Lediglich ein Soundschnipsel, den gab es schon. Sie haben das nicht gewusst.

Traditionell und innovativ zugleich

Hybridinstrumente gehen in diesem Sinne einen traditionellen und innovativen Weg zugleich. Auf durchaus neue Weise verschmelzen sie die bekannte Spielweise zweier unterschiedlicher Instrumente miteinander, was zunächst mal beidseitig konservativ, aber nicht minder spannend ist. Gleichermaßen nutzen sie die Klangvielfalt von gleich zwei Instrumenten, die ihnen gerade im Live-Szenario außerordentlich kreative Möglichkeiten mit dem direkten Zugriff zur Verfügung stellt. Tatsächlich sind diese hybriden Kameraden einzeln betrachtet nichts Neues, in der Kombination allerdings durchaus. Plötzlich können die Musiker in Sekundenschnelle von einem Instrument zum anderen wechseln; eben aus dem Grund, dass es sich in der Synergie um ein und dasselbe handelt.

Wenn der Musiker selbst zum Instrument wird | Foto: Shutterstock von Anna Kraynova

Der Musiker wird zum multitaskingfähigen Instrument

Nicht zu vergessen, dass zu den aktuellen Kombinationen auch die individuellen Zusammenstellungen der Performance-Künstler gehören, die mit ihrem Hauptinstrument wie etwa der Gitarre auf einem kompletten Setup spielen. So werden Looper verwendet, in die live immer komplexere Strukturen eingespielt werden, bis das ganz Stück förmlich zu explodieren scheint. Solche Setups sind zugegebenermaßen nicht per se Hybridinstrumente; die Musiker sind es durchaus. Der Musiker wird zum multitaskingfähigen Instrument. Die Bezeichnung des Multiinstrumentalisten erreicht damit eine vollkommen neue Dimension.

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Zwischen praktischer Anwendbarkeit und drückendem Gewichtsfaktor

Obschon es diverse dieser hybriden Instrumente bereits seit Jahrzehnten gibt, steht zumindest bei manchen immer noch die Frage der praktischen Anwendung im Raum. Indes beispielsweise die Kombination aus Piano und Synthie wunderbar funktioniert und lediglich nach einer gewissen Portion dann auch technischer Kenntnisse verlangt, sind Doppelhalsgitarren oder Doubleneck-E- und -Bassgitarren schlichtweg mörderisch schwer. Die kann man mit herkömmlicher Statur einfach nicht lange auf den Schultern tragen. Inzwischen haben die Hersteller allerdings Blut geleckt und kommen – auch von den Musikern herausgefordert – gerade im Zuge der digitalen Instrumente auf immer wieder neue Ideen. Schauen wir mal, was der Markt in wenigen Jahren zu bieten hat und welche eierlegenden Wollmilchsäue uns künftig die gegebenen musikalischen Mauern einreißen lassen.

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Auch interessant: „Welche Instrumentengruppen es gibt – ein lückenbewusster Überblick“.

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