Interview mit Charly Klauser

GRL PWR – women in music

Charly Klauser | Foto: Felix Mayr

Charlotte Charly Klauser ist inzwischen eine der meist gebuchten Musikerinnen Deutschlands. Zwischen eigenen Projekten als Komponistin sowie Touren und Studioterminen mit Stars wie Peter Maffay, Sasha oder Carolin Kebekus hat uns die junge Musikerin ein paar Fragen beantwortet …

Wann bist du zum ersten Mal mit Musik in Kontakt gekommen?

Tatsächlich so früh, dass ich mich wahrscheinlich nicht ganz erinnern kann. Meine Eltern sind beide Musiker, somit war schon immer viel Musik und vor allem auch viele Instrumente im Haus. An denen konnten meine Schwester und ich uns einfach bedienen. Es hat sich immer sehr „spielend“ angefühlt und hatte eine ähnliche Wirkung auf mich, als ob ich draußen im Sand gespielt habe.

Wie wurde Musik dein Leben und deine Karriere?

Dadurch, dass das Musikmachen immer ein großer Teil meines Lebens war, hat es sich Stück für Stück entwickelt. Meine Schwester und ich gründeten eine Band, als ich ca. 6 Jahre alt war. Daran haben wir immer gearbeitet und uns weiterentwickelt, bis dann mit 12 Jahren die ersten Konzerte stattfanden und wir weg von unseren „Proberaumkeller-Kassetten-Aufnahmen“ in Tonstudios die ersten Songs aufgenommen haben.

Irgendwie nahm das alles seinen Lauf, bis endlich die Schule aufgehört hat und ich ab dann meine komplette Zeit uneingeschränkt dafür aufwenden konnte. Ich glaube, ab dann konnte man es „hauptberuflich Musik machen“ nennen. Daraufhin entwickelten sich weitere Bands, Projekte und Aufträge auch im „songwriterischen“ und „tontechnischen“ Sinne.

Es hat sich somit nie wie ein Sprung ins kalte Wasser angefühlt, so wie es bei vielen z. B. ist, die von einem festen Job den Schritt ins freiberufliche Leben wagen. Darum lief der bisherige Verlauf meiner „Karriere“ eher schleichend.

Computerspiel-Medley: Eine Auftragsproduktion des Deutschen Computerspielpreis. Eigene Produktion + alle Instrumente selber gespielt

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Wann hast du deinen ersten eigenen Song geschrieben?

Meine Mutter zeigte mir letztens ein Notenheft aus dem Jahre 1993, in dem sie Ideen von mir festgehalten hat. Ich war damals 3 Jahre alt, konnte also weder schreiben noch lesen. Da fing es wohl schon an, dass ich mir lieber etwas Neues ausdenken wollte, als andere Dinge zu lernen und zu spielen. Das ist heute noch so, dass ich lieber ein Buch schreiben als lesen würde.

Jedenfalls habe ich mich schon immer gerne kreativ ausgelebt und recht früh Stücke geschrieben. Ob für die Geige oder sogar Orchester. Popmusik und richtige „Songs“ kamen dann etwas später.

Welcher Musiker/Musikerin ist für dich besonders inspirierend und warum?

Ich find es sehr bewundernswert, wenn Künstler viele Bereiche kombinieren, ihr Ding durchziehen und das auch noch konstant. Michael League (Bassist der Band Snarky Puppy) bringt z. B. ständig Alben raus, die er produziert oder mit einspielt, und bringt Künstler zusammen, vereint neue Stile, hat nebenher auch noch ein Label und organisiert Festivals. Ebenso Dave Grohl oder Jacob Collier.

Da habe ich immer das Gefühl, dass die wie ein kleines Kind zu Hause sitzen, Visionen haben, mit Ideen rumspinnen und diese auch einfach umsetzen. Das inspiriert mich enorm!

Complicated Life – Live Recording – Der Start von Charlys Soloprojekt

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Was würdest du ändern, wenn du im Musikbusiness das Sagen hättest?

Haha, dann würde ich alle Menschen im Musikbusiness dazu ermutigen wollen neue Dinge auszuprobieren und etwas zu wagen. Meiner Meinung nach ist eine der aktuellen Schwierigkeiten im Musikbusiness, dass die Menschen, die in den Chefetagen von z. B. Radiosendern und Plattenfirmen sitzen, aufgrund der Entwicklung des Musikmarktes (Streaming, fehlende Gelder etc.) kaum noch auf Künstler und Musikstile setzen dürfen und die unterstützen dürfen, die nicht „erpobt“ sind, die nicht der breiten Masse entsprechen bzw. die nicht in der „Norm“ liegen, da sich die großen Firmen heutzutage keinen „Flop“ erlauben dürfen.

Damit will ich mich nicht beklagen, sondern verstehe, dass es sich immer mehr dahin entwickelt. Es will ja keiner seinen Job verlieren 😉 Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum vieles im Radio so ähnlich klingt. Dabei kann ich mir vorstellen, dass sich viele Musikhörer sicher auch ab und zu über mehr Abwechslung freuen würden.

Was hältst du vom Lernen via Tutorials / Youtube? Kann ein gutes Tutorial einen Lehrer ersetzen?

Das hängt meiner Ansicht nach stark von einem selbst ab. Das Üben am Instrument ist ja bei beiden Varianten von der eigenen Motivation und Disziplin abhängig. Ich kenne allerdings schon einige Tutorials und Lessons auf YouTube, die nicht sehr fundiert sind und Anfänger eines Instruments sich eher eine falsche Haltung antrainieren könnten. Das ist dann manchmal viel komplizierter und aufwendiger, sich daraufhin umzugewöhnen.

Anfängern würde ich also eher einen Lehrer empfehlen, der gut auf einen eingehen kann. Sich danach weitere „Skills“ draufzuschaffen, ist ja immer möglich und kann sehr bereichernd sein!

Charly – Live mit Band 2018 – Zeltfestival Ruhr als Support für Johannes Oerding

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Siehst du dich eher als Künstlerin oder als Handwerkerin?

Das ist ein guter Punkt. Momentan bin ich beides. In einigen Bands, in denen ich spiele, unterstütze ich ja die Vision eines anderen Künstlers (z. B. bei Peter Maffay, Sasha oder Carolin Kebekus). Dort bin ich hauptsächlich eher „handwerklich“ tätig, da ich eine bestimmte Funktion und eine klare Aufgabe habe und mein Können so gut es geht einbringe.

Bei meinem Soloprojekt bin ich natürlich der kreative Kopf und viel künstlerisch tätig. Sein Handwerk, z. B. bei Aufnahmen im Studio, muss man natürlich trotzdem beherrschen.

Welchen Tipp hast du für junge Einsteigerinnen an ihrem Instrument?

Das ist schwierig so zusammenzufassen. Letztendlich würde ich jungen Mädels genau das gleiche raten wie auch Jungs. Es braucht einfach immer eine gewissen Zeit am Instrument, die man aufwenden sollte, ob es simples „Üben“, Songs die man mag Nachspielen oder ein einfaches „Vor-sich-Hindaddeln“ ist. Ich war nie der Typ, der aktiv viel „übt“. Vielmehr finde ich, dass man durch sich mit dem Instrument auseinandersetzen lernt.

Was ich aber speziell jungen Einsteigerinnen, die eher männerlastige Instrumente wie Schlagzeug oder E-Gitarre spielen wollen, mit auf den Weg geben kann, ist, dass man sich nie davon beeinflussen lassen soll, dass es fast nur männliche Vorbilder, Lehrer, Coaches etc. zu sehen gibt. Ich sehe es vielmehr als eine gute Herausforderung zu zeigen, dass es weder körperlich noch mental Vor- oder Nachteile gibt sich voll und ganz ohne Einschränkung einem Instrument hinzugeben und es durchzuziehen!

Go Everywhere – Live Piano Version (live @ Hansa Studios, Berlin) mit Warren Huart

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Welchen Rat würdest du jungen Musikerinnen geben, die sich als Profi durchsetzen wollen?

Auch hier ist es wichtig, in keine Richtung Unterschiede machen zu wollen. Ich finde Mädels, die in kurzen Hotpants oder im Bikini Schlagzeugvideos auf YouTube laden, in der Hoffnung viele Views zu bekommen, leider genau so peinlich wie die Männer, die behaupten, dass es keine guten Frauenbands geben würde. Denn erst wenn wir Mädels unseren Job im Musikbusiness als „normal“ und „natürlich“ wahrnehmen, haben wir eine Chance auch genau so ernst genommen zu werden. Ich finde, da gehören immer beide Seiten dazu. Aber eine „harte Schale“ zu haben schadet schonmal nicht, wenn man sich als Profimusikerin durchsetzen will.

Über Charly Klauser

Alter: 29

Geburtsort/Wohnort: Köln

Instrumente: Schlagzeug, Gitarre, Klavier, Geige, Gesang, Percussion, Bass

Bands/Projekte:  Charly Klauser (Soloprojekt), Peter Maffay, SASHA, Carolin Kebekus (Showband), Ohrenkunst (Eigene Sounddesign-Firma), The Black Sheep, Rockemarieche (bis 2018)

Endorsements: Meinl Cymbals, Meinl Percussion, Gretsch Drums, VOX Amps, KORG, Yamaha Violins

Weblinks (Website/IG/FB):

www.charlyklauser.com

www.instagram.com/charly_klauser

www.facebook.com/charlyklauser

https://spoti.fi/2JrZh5D

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