Blasmusiker mussten sich lange hintenanstellen, wenn es um die Nutzung zeitgemäßer Technologie und Klangerzeugung ging. Aber die eingeschlagene Überholspur ist eine rasante. Längst gibt es digitale Blasinstrumente, die auch dich zu ausgiebiger Experimentierfreude einladen wollen.
Check it: Digitale Blasinstrumente für neue Klangerlebnisse
- Der innovative Ansatz
- Gespaltene Meinungen bei klassischen Instrumenten
- Nicht durch falsche Beschränkungen bremsen lassen
- Faszination von Klang-Emulation & Co.
- Authentischer versus eigenständigem Klang
- Ein paar Beispiele
Digitale Blasinstrumente – der innovative Ansatz
Die Welt der Blasinstrumente ist eigentlich eine eher traditionell orientierte. Nur selten werden grundlegende Neuerungen erfunden. Aus Überzeugung widmet man sich vielmehr der Qualitätssicherung und der Optimierung des Vorhandenen. Sieht man von Zusatzfunktionen wie etwa Silent Brass und ähnlich peripheren Innovationen ab, waren die letzten grundlegenden Erfindungen die konischen Holzblasinstrumente wie das Saxophon.
Ernsthafte Instrumente oder digitales Spielzeug
Und plötzlich zeichnet sich durch digitale Blasinstrumente ein innovatives Bild innerhalb der traditionell meisterhandwerklichen Szene ab. Manche der modernen Produkte richten sich nahezu ausschließlich an Einsteiger, andere an Fortgeschrittene oder Producer im Heimstudio. Verbleibt die Frage, ob uns damit erstzunehmende Instrumente oder eher digitales Spielzeug geboten werden.
Die Meinungen sind und bleiben gespalten
Die Frage lässt sich gleichermaßen schnell wie eigentlich gar nicht beantworten. Und dabei wird die Thematik immer für hitzige Diskussionen sorgen. Ja sicherlich, Holz- und Blechblasinstrumente gehören zu den klassischen Naturinstrumenten schlechthin. Ob Saxophon oder Trompete, Klarinette oder Posaune, wir reden hier von dieser speziellen Instrumentenfamilie, die besonders stark vom Zusammenspiel zwischen Instrument und Körperbeherrschung lebt.
Technik wird nicht selten als unnützer Schnickschnack verstanden. Die Technik, auf die sich Blasmusiker noch ohne zu murren einlassen, ist das Mikrofon. Manche nutzen Silent Brass Systeme, wodurch sie die Lautstärke übungs- und nachbarschaftskompatibel senken. In den meisten Fällen war’s das auch schon.
Nicht durch Beschränkung kreative Welten verbauen
Im Resultat aber ist das Festhalten am ausschließlich traditionellem Nimbus natürlich auch eine Form der Selbstbeschränkung. Kein Mensch würde behaupten, man müsse jeder irrwitzige Entwicklung mitmachen und dass die allgegenwärtige Digitalisierung auch deutliche Nachteile mit sich bringt, sollte mittlerweile jedem bewusst sein. Selten war der Alltag so stress- und vermeintlich informationsgeladen wir heutzutage.
Vom krummen Nacken, der kontinuierlich aufs Handy glotzenden Massen ganz zu schweigen. Doch gerade die kreativen Menschen, die Musiker, könnten bei ihrer Entdeckungsreise außerordentlich interessante und niemals zuvor erwartete Ergebnisse erzielen. Kreativität bedeutet doch per se, etwas Neues zu erschaffen. Digitale Blasinstrumente stehen noch am Anfang, könnten allerdings eine neue Ära einläuten.
Möglichkeiten von Sound-Emulation und Co. nutzen
Glücklicherweise gehörst du zu reflektierenden Menschen, die sich nicht selbst den Weg der Möglichkeiten verbauen, zu denen, die offen sind für neues. Dabei profitierst du von frischen Entwicklungen der vergangenen Jahre, mit denen auch Blasmusikern plötzlich die Möglichkeiten von Klang- und Soundveränderung zur Verfügung stehen, zu denen anfangs nur Keyboards, Synthies und in der Folge dann irgendwann auch E-Gitarren imstande waren. Soviel vorweg: Es lohnt sich allemal, digitale Blasinstrumente auszuprobieren, sich mit Soundspektrum und Spielweise zu beschäftigen und in innovative Welten einzutauchen.
Erfindungen teilweise nicht neu, aber zunehmend präsenter
Mag sein, diese Zeilen lesen sich, als ob wir von absolut neuen Erfindungen sprechen. Das ist natürlich keinesfalls so gemeint. Experimentiert wird beispielsweise im Jazz und auch in modernen Pop-Produktionen schon seit geraumer Zeit mit Blasinstrumenten mit synthetischer Klangerzeugung. Doch die Zeichen der Zeit scheinen nun vermehrt durch digitale Blasinstrumente auf visionäres Umdenken hinzuweisen.
Insgesamt darf man mehr als gespannt sein, was die Hersteller sich künftig noch einfallen lassen werden. Diverse Modelle, mit denen du deiner Kreativität einen innovativen Schub verleihen kannst, befinden sich allerdings längst auf dem Markt.
Authentischer versus eigenständiger Klang
Der umstrittene Kasus Knacktus liegt oftmals beim durchaus nachvollziehbaren Anspruch an den authentischen Klang. So verlangen Blasmusiker danach, dass ein Blasinstrument, mit dem man beispielsweise ein Saxophon imitieren kann, auch exakt wie ein Saxophon klingen soll. Ein Ansatz, der schlichtweg falsch verstanden ist.
Kurioserweise nutzen auch die Hersteller solche Argumente als hoffentlich verkaufsfördernde Werbestatements. Aber ist das wirklich berechtigt und überhaupt nötig? Wohl eher nicht. Das bliebe nämlich allenfalls ein klanglicher Kompromiss. Wäre es nicht weitaus sinnvoller, digitale Blasinstrumente als eigenständige Instrumente mit ebenso identifizierbar eigenem Klang zu verstehen?
Bei deiner Entdeckungsreise nicht aufhalten lassen
Wenn du als ambitionierter Einsteiger den Facettenreichtum und die Möglichkeiten, die dir digitale Blasinstrumente bieten, entdecken möchtest, haben wir hier ein paar Beispiele für dich. Manche haben das Potenzial zu Meilensteinen, andere bringen dich möglicherweise zum Lächeln. Lass sie einfach auf dich wirken. Du bist der Nachwuchs, der darüber entscheidet, wie Musik in der Zukunft klingen wird.
Roland mal wieder als einer der Wegbereiter
Die Marke Roland ist hauptsächlich aus dem Bereich der elektronischen Tasteninstrumente bekannt, wobei das längst nicht der einzige Bereich im Produktspektrum des Unternehmens ist. Der renommiert Hersteller produziert Keyboards, Akkordeons mit MIDI-Technologie, Gitarrenverstärker und vieles mehr. Experimentierfreudigkeit wird im wahrsten Sinne des Wortes großgeschrieben. Mit dem Areophone bietet Roland digitale Blasinstrument, mit denen sich diverse unterschiedliche Instrumente imitieren lassen.
Roland Aerophone – Instrument mit Sensortechnologie
So richtet sich das Roland Aerophone Pro AE-30 mit seiner Griffweise insbesondere an Saxophonisten. Die Griffweise ist nahezu identisch mit der von akustischen Saxophonen. Die Sensorik und Steuerung über die Atem- und Drucksensoren ist zumindest ähnlich. Überzeugen will das Instrument zunächst mit niedriger Latenz, wodurch die Spielbarkeit und Ansprache maßgeblich erleichtert wird.
Der eigentliche Hammer aber ist, dass über die spezielle Klangerzeugung mehr als 300 akustische und elektronische Sounds, sogar ein Drum-Part als auch etliche Raum- und weitere Effekte genutzt werden können. Nicht zu vergessen, die Bluetooth-Schnittstelle für Audio- und MIDI-Übertragung, der USB-Port und diverse weitere Anschlüsse. Digitale Blasinstrumente wie dieses laden Saxophonisten in neue Klangwelten ein.
Digitales Blasinstrumente im äußerst kompakten Format
Mit einem weiteren Modell, dem Roland Aerophone mini AE-01 eröffnet Roland den Blockflötisten die digitalen Möglichkeiten. Das kompakte Instrument ist relativ leicht erlernbar, zumal der Fingersatz auf dem einer traditionellen Blockflöte basiert. Angelehnt an den Klassiker der musikalischen Frühausbildung ist die Ausstattung nicht überzogen, aber durchaus beachtlich. Das Aerophone mini AE-01 hat sechs integrierte Sounds von Flöte über Saxophon bis Klarinette und mehr mit an Bord, außerdem einen Halleffekt.
Über die kostenlose App lassen sich insgesamt 50 weitere Sounds zuspielen. Dass digitale Blasinstrumente imstande sind, Kinder ans Musizieren zu führen, beweist das mini AE-01 vorbildlich. Die simple Didaktik ist jedoch nicht die einzige Einsatzmöglichkeit. Digitale Blasinstrumente von Roland können aufgrund der Sampling-Technik auch als Controller zum Einspielen in die DAW genutzt werden.
Artinoise Re.corder – interaktiv, vielfältig und simpel spielbar
Ein weiterer Anbieter, der sich eine evolutionäre Gangart auf die eigene Fahne schreiben möchte, ist die Firma ARTinoise. Etwa mit der Artinoise Re.corder White geht die Marke eine Synergie zwischen traditioneller Sopranblockflöte und digitalem Blasinstrument ein. Die Tonerzeugung erfolgt über verschiedene Sensoren. So erkennen Berührungssensoren den jeweiligen Fingersatz; der Atemsensor misst die Stärke des Atems. Damit nicht genug: Mit an Bord ist ein weiterer Trägheitssensor für das Ausdrucksstarke Spiel.
Auch dieser Anbieter stellt eine kostenlose App zur Verfügung, die zum interaktiven Einsatz einlädt. Mit der App für Android oder iOS kannst du beispielsweise eine abwechslungsreiche Sammlung von Klassik-, Rock- und Pop-Noten spielen und dabei sogar Punkte sammeln. Integriert ist eine digitale Lehrfunktion, die auf Spielfehler hinweist und diese hervorhebt. Ideal dafür, dass korrekte Spielen zu lernen und sich immer wieder selbst zu korrigieren. Die Re.corder von Artinoise werden in verschiedenen Farben und Ausführungen angeboten.
Odisei Music Travel Sax – Controller aus dem 3D-Drucker
Kein Instrument im eigentlich Sinne, stattdessen ein MIDI-Controller für Saxophonisten kommt mit dem Travel Sax von der Marke Odisei Music. Das Gerät funktioniert also in Kombination mit dem PC oder dem Smartphone. Ausgestattet ist der Controller mit insgesamt 23 Klappen, wodurch die Klappenpositionen eines herkömmlichen Saxophons imitiert werden.
Grundsätzlich spielbar ist das Travel Sax mit einem Alt-Saxophon, das sich auch im Lieferumfang befindet. Zudem werden Adapter für Sopran-, Tenor- und Bariton-Mundstücke mitgeliefert. Das Interessante dabei ist der Herstellungsprozess. Das Travel-Sax entsteht im 3D-Druckverfahren; automatisch handelt es sich bei jedem dieser Geräte in Nuancen um ein Unikat.
Nicht vorhandene Kompositionen sollten kein Problem sein
Kompositionen für digitale Blasinstrumente sind kaum vorhanden. Bereits im Augenblick, in denen der Satz geschrieben war, ploppt zugleich der Gedanke auf, dass die Aussage purer Unsinn ist. Sicherlich gibt es kaum Noten, die speziell für digitale Blasinstrument geschrieben wurden.
Auf der anderen Seite können aber nahezu sämtliche Songs und Kompositionen aufgrund der Ähnlichkeit etwa zum Saxophon für diese innovativen Instrumente adaptiert werden. Ob du deinen Lieblingshit auf dem analogen Saxophon oder dem digitalen spielst. Die Tonfolge ist identisch. Aber der Sound unterscheidet sich immer wieder und wieder und wieder.
Viel Spaß dabei!
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