Cello spielen mit dem richtigen Verständnis von Instrument, Bogen und Körperhaltung

Zwischen Anspannung und Entspannung

| Foto: Shutterstock von photogeniastock

Wer Cello spielen möchte und sich dieser Aufgabe mit Durchhaltevermögen und Fleiß stellt, wird mit wunderschönem Klang belohnt. Ein elegantes Streichinstrument, das Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen in seinen Bann zieht. Schauen wir auf die Besonderheiten der Spielweise:

Check it: Cello spielen und Anfängerfehler vermeiden

  • Richtige Körperhaltung für entspannte Spielweise
  • Erste Töne und Tonfolgen
  • Griffweise mit machbarem Fingersatz
  • Gefühlvolle Bogenführung von Anfang an

Cello spielen – ähnlich dem Geigenspiel und doch grundlegend anders

Das Violoncello gehört zu den Streichinstrumenten und ist eng verwandt mit beispielsweise der Violine. Die Bauweise ist abgesehen von Unterschieden in Dimensionen und Proportionen ähnlich. Die Spielweise ist aufgrund der Größe allerdings deutlich anders.

Cello spielen wir heutzutage hauptsächlich im Sitzen, während das Instrument selbst auf dem Boden steht. Können auf der Violine vier Töne aufeinanderfolgend gegriffen werden, so sind das beim Violoncello aufgrund der Saitenabstände lediglich drei Töne. Resultat ist, dass die Lagen auch bereits bei einfachen Melodien treffsicher gewechselt werden müssen.

Deine Körperhaltung als Basis für das gefühlvolle Cello-Spielen

Das Fundament, um Cello spielen zu können, ist die vernünftige Haltung. Und zwar zunächst nicht die des Instrumentes, sondern deine Körperhaltung. Ziel ist es, die Arme und Hände wirklich frei und ungehindert bewegen zu können.

Bereits während du dich auf einen Stuhl setzt, stellst du dir vor, du wolltest im nächsten Moment wieder aufstehen. Aus dieser Vorstellung ergibt sich nahezu automatisch die korrekte Haltung von Rücken, Becken, Beinen und Füßen. Der Oberkörper ist gerade und aufrecht, der Rücken nicht angelehnt. Die Füße stehen mit Ferse und Ballen auf dem Boden.

Sitzen als wolltest du gleich wieder aufstehen | Foto: Shutterstock von alexandre zveiger

Korrekt sitzen für die optimale Körperbalance

Und natürlich kommst du nicht auf die Idee, die Füße beispielsweise zu kreuzen. Frag dich mal, wo du beim Versuch mit überkreuzten Füßen aufzustehen landen würdest. Mit solch lässigen Kapriolen würdest du dir definitiv die Haltungsnoten versauen. Dennoch achte darauf, nicht künstlich zu verkrampfen. Mit überzogenen Haltungsanforderungen hättest du das Gegenteil von Lockerheit erreicht, was eindeutig nicht im Sinne des Erfinders ist.

Die Stuhlhöhe muss auf die Körpergröße abgestimmt sein

Eigentlich banal, dennoch einen Gedanken wert: Die Sitzfläche des Stuhles darf weder zu hoch noch zu niedrig sein. Gerademal so, dass die Oberschenkel ganz leicht nach unten gewinkelt sind, die Unterschenkel nahezu im 90°-Winkel senkrecht stehen. Resultat einer solchen Körperhaltung ist, dass der Oberkörper vollkommen entlastet wird. Exakt das war das Ziel.

Nicht halten, lediglich stützen

Ach ja, fehlt ja noch das Instrument, schließlich willst du nicht üben aufrecht und entspannt zu sitzen, sondern Cello spielen. Spätestens an diesem Punkt wird dir eine Besonderheit des Violoncellos bewusst: Mühsam halten, wie zum Beispiel eine Geige brauchst du es nicht. Du musst es lediglich – wie deinen Körper – ausbalancieren, leicht gegen den Brustkorb lehnen und seitlich mit den Beinen stützen.

Das Cello brauchst du lediglich zu stützen | Foto: Shutterstock von Julia Senkevich

Perfekte Höhe per Stachel einstellen

Nun sind wir Menschen bekanntlich unterschiedlich groß; das Cello und auch das Cello gibt es in unterschiedlichen Größen vom 4/4- bis zum 1/8-Cello. Das Instrument wirst du sinnvoll passend zu deinem Alter bzw. deiner Körpergröße gewählt haben. Damit stimmt die Höhe ungefähr. Wir wollen es aber exakt, damit du wirklich vernünftig Cello spielen kannst.

Dein Instrument soll so hoch sein, dass der obere Sattel – am unteren Ende des Wirbelkastens bzw. am oberen Ende des Griffbretts – sich auf Höhe deines Ohrläppchens befindet. Und hier nun glänzt der Stachel mit einer seiner wichtigsten Aufgaben. Den Stachel stellst du so ein, bis der Sattel sich in der gewünschten Position befindet.

Richtige Höhe ausschlaggebend für das ausbalancierte Spiel | Foto: Shutterstock von ra2 studio

Auf geht’s mit den ersten Tönen

Das Cello steht, dein Körper hält sich wacker aufrecht, die Frisur sitzt. Du willst die ersten Töne auf deinem Cello spielen. Leichter gesagt als getan. Das Griffbrett ist lang, und das unverschämte Ding verzichtet komplett auf irgendwelche Markierungen, an denen du dich für die treffsicheren Töne orientieren könntest. Wo soll nun bitte welcher Ton sein? Und vor allem: Wo befindet sich der nächste Ton?

Orientierungspunkte als anfängliche Eselsbrücke

Als anfängliche Unterstützung kannst du Orientierungspunkte auf das Griffbrett kleben. Dafür gibt es verschiedene Varianten. Manche bevorzugen die Möglichkeit von lediglich drei Punkten. Andere setzen noch weitere davon. Für eine grobe Unterteilung unterteilen wir die Strecke der Saite.

Zuerst musst du dafür die Länge der frei schwingenden Saite kennen oder messen. Und nun geht’s ans Kopfrechnen. Einen Klebepunkt setzt Du bei 10 % der Saitenlänge, den nächsten bei 24 % und einen weiteren bei 50 %. Auch kannst du per Stimmgerät konkrete Töne bestimmen und anschließend auf dem Griffbrett benennen. Selbstverständlich ist das keine dauerhafte Lösung, aber zumindest eine unterstützende Eselsbrücke.

Klebepunkte auf dem Griffbrett als Orientierungshilfe | Foto: Shutterstock von Monkey Business Images

Fingerkuppen aufstellen und Platz für den Ton lassen

Du hast deinen ersten Ton vermutlich mit dem Stimmgerät oder durch den Vergleich mit den Tönen am Klavier herausgefunden. Auf dem Cello spielen wirst du den Anfangston mit dem Zeigefinger. Um nun von diesem Einzelton zu einer ersten Tonfolge, einer ersten leichten Melodie zu gelangen, stehen die weiteren Finger bereits in den Startlöchern, wobei der Ausdruck „stehen“ durchaus ernst gemeint ist. Um keine Töne ungewollt abzudämpfen, wenn Du Cello spielen möchtest, werden die Fingerkuppen möglichst senkrecht – und trotzdem unverkrampft – auf die Saiten gesetzt, das zweite und dritte Fingergelenk sind ganz leicht eingeknickt.

Intervalle entdecken und im musikalischen Gedächtnis speichern

Du beginnst mithilfe deines Gehörs die nächsten Töne zu finden. Bis die sauber und präzise klingen, wird’s ein weniger dauern. Aber du wirst diese Erfolgserlebnisse haben, in denen du merkst: „Wow, das passt.“ Und genau diesen Abstand der Töne zueinander – man spricht von Intervallen – wirst du dir mit deinem musikalischen Gedächtnis merken.

Nicht deshalb, weil du dich dazu zwingst. Vielmehr deshalb, weil es eine selbstverständliche Fähigkeit des menschlichen Gehirns ist, regelmäßige Bewegungen und Bewegungsabläufe automatisch abrufbar zu speichern. Hat doch was, wenn das Gehirn mit einem Automatismus ausgestattet ist.

Auf den machbaren Fingersatz achten

Auf dem Violoncello liegen bereits die Halbtöne derart weit auseinander, dass du sie kaum einfach mit einem Finger nach dem anderen greifen kannst. Vielfach wird es so sein, dass du den Zeigefinger als Ausgangsfinger nimmst, dann den Mittelfinger für den zweiten Ton und den kleinen Finger für den dritten Ton.

In diesem Fall scheint’s, der Ringfinger wäre gewissermaßen ohne Funktion. Ist er nicht, vielmehr ist er der zuverlässig kraftvolle Helfer und unterstützt den schwächeren kleinen Finger. Überhaupt sind die Finger selten vollkommen allein; die „Finger hinter den Fingern“ bleiben auf der Saite und liefern damit zusätzliche Kraft beim Greifen.

Die Finger geben sich gegenseitig Kraft | Foto: Shutterstock von Anastasiya Petrovich

Kraft sparen und nicht ans Instrument hängen

Schnell wirst du zu Beginn merken, dass es durchaus anstrengend ist, die Saiten aufs Griffbrett zu drücken. Eine Schwierigkeit, von der Cellisten deutlicher betroffen sind als beispielsweise Geiger oder Gitarristen. Deine Zielsetzung ist, die dafür notwendige Kraft nicht aus den Fingern zu quetschen, die sich wie Klammeraffen an einen Baum hängen.

Stattdessen stützen die Finger und die Hand sich auf dem Instrument ab. Weiter hilft hier die Vorstellung, dass nicht die Finger dem Cello spielen, sondern das Instrument unter den Fingern spielt. Die zur Verfügung stehende Kraftreserve wird spürbar größer.

Gefühlvolle Bogenführung von Anfang an – sei zauberhaft!

Während du das Greifen der Töne als Basis für die korrekte Intonation verstehen kannst, ist die Bogenführung verantwortlich für die Klangfarbe, den harmonischen Klang und die Dynamik. Mit dem Bogen malst du die Töne, du verleihst ihnen deine emotionale Ausdruckskraft.

Funktionieren kann das nur mit dem richtigen Verständnis des Bogens. Der Cellobogen will kein Fremdkörper sein, bei dem du einfach fest zupackst. Wenn du facettenreich musikalisch Cello spielen möchtest, ist der Bogen deine verlängerte Hand. Die Schwingungen der Saiten und der Bogenstrich in all seinen Nuancen sollen gefühlt und an deine Sinne übertragen werden.

Der Bogen als Sprachrohr deines musikalischen Gefühls | Foto: Shutterstock von Juan_Hernandez

Und exakt dies ist das Problem: Du sollst den Bogen also einerseits so festhalten, dass er dir nicht aus der Hand fällt und auf den Boden saust. Andererseits soll er seicht und leicht wie eine Feder über die Saiten tanzen und dir über bei jeder Bewegung Rückmeldung geben. Die Lösung bleibt ein goldener Mittelweg: Halte den Bogen so locker wie möglich und nur so fest wie unbedingt nötig. Oder ums plakativ auszudrücken: Der Bogen ist kein gefühlloses Werkzeug; er ist ein sensitives Teil von dir.

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Du bist begeistert vom angenehmen Klang des Instrumentes und möchtest Cello spielen? Dann wirf doch mal einen Blick auf unseren Artikel zum Thema: „Cello lernen: Auf welche Aspekte du von Anfang an achten solltest“.

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