Horn lernen – einfach oder eine Kunst mit sieben Siegeln?

Die charmante Seele des Orchesters

| Foto: Shutterstock von Monkey Business Images

Das Horn ist ein äußerst eigenständiges Instrument, das sich mit seinem besonders harmonischen und warmen Klangcharakter an unsere Ohren und Seelen heftet. Wenn du von diesem Klang fasziniert bist und Horn lernen möchtest, haben wir hier ein paar hilfreiche Tipps und Gedanken für dich zusammengestellt, die dein Verständnis schärfen und deinen musikalischen Weg mit dem obertonreichsten aller klassischen Blasinstrumente begleiten können.

Check it: Horn lernen und was dich dabei erwartet

  • Wie schwierig ist das Horn-Spielen wirklich?
  • Horn zu spielen ist ein permanenter Trainingsprozess
  • Naturtöne spielen und Trichter stopfen
  • Horn-spezifische Besonderheit: Trichtermundstück
  • Ab welchem Alter es losgehen darf

Horn lernen: Ist das wirklich so schwer wie behauptet?

Immer wieder erscheint die These in der musikalischen Öffentlichkeit, wer Horn lernen möchte, müsse sich auf eines der schwierigsten Instrumente schlechthin einlassen. Sicherlich ist das French Horn wie seine Artverwandten nicht einfach zu spielen. Aber welches komplexe Instrument ist das schon? Wie andere auch hat das Horn seine speziellen Anforderungen, hauptsächlich bedingt dadurch, dass die Obertörne speziell  in den höheren Lagen sehr eng zusammenliegen.

Die Problematik und zugleich Herausforderung bei French Horn und Co. ist, so kontrolliert zu spielen, dass die Töne nicht kippen. Und selbstverständlich gehören dazu einige ebenso spezielle Fähigkeiten. Wichtig ist die fundierte Ausbildung, damit sich keine Fehler und unüberwindlichen Hürden einschleichen.

Das Horn ist und bleibt ein Blechblasinstrument

Grundsätzlich ist das Horn ein Blechblasinstrument. Schön und gut, was will uns diese Feststellung sagen? Du drückst nicht auf eine Taste und schon ist der Ton da. Vielmehr erzeugst du den Ton mit den vibrierenden Lippen und dem Ansatz. Die Energie dafür liefert die – hoffentlich – korrekte  Atmung. Wenn du Horn lernen möchtest, kommst du mit der Vorstellung weiter, dass du selbst das eigentliche Instrument, das Horn hingegen dein Verstärker ist. Ganz nebenbei gesagt, hören die Hornisten den Ausdruck „Blechblasinstrument“ nicht so gerne. Die möchten sich aufgrund des speziellen Klangs lieber zu den Holzbläsern zählen.

Muskelaufbau und Atemtraining als fortwährender Prozess

Wer Horn lernen möchte, sollte sich dessen bewusst sein, dass das Trainieren der Muskeln eine dauerhafte Aufgabe ist. Ausschlaggebend für den wohlklingenden Ton ist neben der soliden Spieltechnik insbesondere die Muskulatur. Das betrifft sowohl die Lippen, die Gesichts- und Kinnmuskeln als auch die für die Atmung und Körperhaltung zuständigen Muskeln, begonnen bei Bauch, Lunge und Zwerchfell bis hin zu Lenden Schulter und mehr. Schon merken wir: Blechbläser sind nichts Geringeres als Leistungssportler. Wenn man länger nicht trainiert, übt oder spielt, bilden sich die Muskeln schneller zurück, als ihr sie aufbauen konntet. Das ist wie eine Diät mit negativem Jo-Jo-Effekt.

Die 4-Meter-Atmung ? | Foto: Shutterstock von Master1305

Von den Naturtönen zu weiteren Variationen

Hohe Bedeutung hat das Zusammenspiel von Atmung und Ansatz. Beides musst du kontrolliert einsetzen können, wobei du allerdings behutsam an diese  Thematik geführt wirst. Durch unterschiedliche Spannung, der – noch immer – vibrierenden Lippen erreichst du zunächst die verschiedenen Naturtöne. Diese Töne stützt du durch das gleichmäßige Ausatmen. Weitere Töne erreichst du durch Betätigung der Ventile. Ein Horn hat heutzutage – meistens – drei Ventile. Mit dem ersten Ventil wird es einen Ganzton tiefer, das zweite vertieft um einen Halbton, das dritte sogar um eine kleine Terz, vereint demnach das erste und zweite Ventil.

Weshalb du dem Horn den Trichter stopfst

Lernen wirst du dabei ebenfalls Stopfen des Horns. Nein, du sollst da keine Socken oder Handtücher hineinstopfen, um das Instrument mundtot zu machen. Die Rede ist davon, dass die eine Hand – diejenige, die nicht für das Halten des Horns zuständig ist – nahezu permanent in den Trichter stopfst. Dadurch lassen sich unterschiedliche Töne erzielen, insbesondere was  die Naturtöne anbelangt. Tatsächlich war es früher so, dass Hörner keine Ventile besaßen und die Töne somit ausschließlich über die Lippen, den Ansatz, die Anblasluft und eben das Stopfen erzeugt wurden. Das ist bereits höhere Kunst und gehört sicherlich nicht zu deinen ersten Lektionen, wenn du Horn lernen wirst.

Die Stopfhand einsetzen, um weitere Töne zu erreichen | Foto: Shutterstock von Juan Pablo Olaya Celis

Trockenübungen jederzeit sinnvoll

Würdest du mit ausschließlich mit dem kompletten Instrument üben, wäre das nicht nur anstrengend für dich und die Nachbarn. Zugleich würdest du dich um wertvolle Basics bringen. Allemal sinnvoll ist es, sogenannte Trockenübungen zu machen. So kannst du deine Lippen – den Ringmuskel – beispielsweise mit einem Ansatztrainer ausbilden. Ebenso zielführend ist es, lediglich mit dem Mundstück zu üben, damit deine Lippen und das Mundstück immer mehr zu einer gefühlten Einheit verschmelzen.

Die Horn-typische Besonderheit des Trichtermundstücks

Verstehen muss man den Hintergrund, wenn man Horn lernen möchte. Der Unterschied zwischen Trompete und Horn ist das Mundstück. Beim Horn handelt es sich um ein sogenanntes Trichtermundstück. Dieses kleine Trichtermundstück ist schwieriger zu beherrschen als ein Kesselmundstück, insbesondere im Zusammenhang mit dem großen möglichen Tonumfang. Erst durch die  Kombination zwischen Instrument und Trichtermundstück lassen sich die angenehm weichen und runden Töne des Horns formen. Nicht vergessen dürfen wir bei dieser Betrachtung die Länge der Luftsäule, die bei einem French Horn ähnlich der eine Tuba ist. Gebildet wird eine über 4 Meter lange Luftsäule, bei zugleich – wie erwähnt – engem Mundstück. Stellt dir vor, du willst eine vier Meter entfernte Kerze gezielt auspusten.

Mit dem Trichtermundstück grenzt das Horn sich von anderen Blechbläsern ab | Foto: Shutterstock von Pulowers 1

Erst im Orchester wird’s wirklich schwierig, weil höchst sensibel

Der Frage nach dem Schwierigkeitsgrad sollten wir uns auch aus einer weiteren Perspektive widmen. Die reine Spielweise und Spieltechnik, wenn man Horn lernen will, ist – wenn überhaupt – kaum schwieriger als auf anderen Blechblasinstrumenten. Die technischen Anforderungen sind sogar niedriger. Im Orchester allerdings gilt das Horn definitiv als eines der schwierigsten Instrumente. Grund dafür ist die extrem empfindliche Ansprache. Einmal danebengelangt und die strafenden Blicke der Mitmusiker, des Dirigenten und des Publikums sind der dafür heldenhaft missbilligende Lohn. Um es aber noch mal zu betonen: Das heißt keinesfalls, dass es schwerer ist, Horn zu lernen, als beispielsweise die Trompete.

Horn lernen ab wann

Verbleibt die Frage, ob und ab welchem Alter bereits Kids Horn lernen können. Das empfohlene Einstiegsalter liegt bei etwa  6 bis acht Jahren, wobei solche Altersangaben immer ziemlich schwammig sind, zumal jedes Kind einzigartig ist und damit auch das Wachstum. Letztlich geht es weniger um das Alter als die Körpergröße. Tatsächlich aber sollten die vorderen Schneidezähne komplett vorhanden sein. Eine etwaige Zahnspange steht dem Spielen und Lernen auf dem Horn nicht entgegen. Wohlgemerkt, diese Aussagen wollen keinesfalls bedeuten, dass Kids so früh wie irgend möglich Horn lernen sollten. Wie überall gilt es, Überforderungen und somit Frust zu vermeiden.

Ein paar interessante Hörner für Einsteiger:

Thomann HR 100 Kinderwaldhorn – Bb-French Horn – Produktseite auf thomann.de

Yamaha YHR-314 II F-French Horn – F-Waldhorn – Produktseite auf thomann.de

Thomann HR-301G F-/Bb Double Horn – Produktseite auf thomann.de

Anspruchsvoll: ja – zu schwer: nein

Und damit sind wir eigentlich auch schon bei der Quintessenz angelangt. Wenn allgemeine Übereinstimmung herrscht, dass bereits Kids im Alter von 6 Jahren Horn lernen können, spiegelt das eindeutig, dass dieses Instrument zwar anspruchsvoll, aber keineswegs zu schwer zu erlernen ist. Immerhin gibt es auch diverse vereinfachte Bauformen und Modelle. Und wenn du dich noch nicht an ein Konzerthorn traust, dann wirst du eben Briefträger und kaufst dir ein Posthorn oder du gehst in den nächsten Wald und bläst ein fröhliches Halali. Lass dich von deinem musikalischen Ziel nicht abbringen. Es lohnt sich!

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Auch interessant: „Horn kaufen – was du als Einsteiger beachten solltest“.

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