Akustikbass – der Unplugged-Tieftöner mit natürlichem Klang

Von der besonderen Faszination der akustischen Bassgitarre

| Foto: Shutterstock von RenysView

Für gestandene Bassisten ist es immer wieder reizvoll, ihre Soundvielfalt neben dem E-Bass mit einem akustischen Bass zu erweitern. Ein Instrument, das häufig bei Unplugged-Sessions eingesetzt, zugleich auch bei Folk- und Country-Musik etc. gerne genutzt wird. Stellt sich die Frage, ob er sich auch für ambitionierte Einsteiger anbietet. Warum nicht? Hier unsere Informationen für dich:

Check it: Akustikbass und seine Besonderheiten

  • Instrument mit puristischem Natursound
  • Problematik von Bassfrequenzen und Lautstärke
  • Differierende Spielweise
  • 4-, 5- oder 6-Saiter
  • Geschichte und Initialzündung

Akustikbass weitaus mehr als ein Nischeninstrument

Der Akustikbass bietet diverse Vorzüge. Auf der einen Seite liefert er dir den natürlichen Klang, den sich viele wünschen, der sich aber mit dem elektrischen Bass nun mal nicht umsetzen lässt. Nicht zu vergessen, dass er sich weitaus einfacher transportieren lässt. Zwar nicht das Instrument selbst, aber man muss eben nicht zwingend die gesamte Verstärker- und Boxenburg mit sich herumschleppen. Für Bandmusiker ist der akustische Bass im Grunde genommen der gelebte Purismus.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass er nur in seltenen Fällen das erste Instrument sein wird. Dafür überwiegen die pragmatischen Möglichkeiten seines elektrischen Verwandten zu sehr. Doch Musikgeschmack hat bekanntlich herzlich wenig mit Pragmatismus zu tun. Und wenn du am liebsten mit deinen Freunden am verträumten Lagerfeuer oder Strand Songs von etwa Bob Dylan, Nirvana oder wem auch immer spielen möchtest, dann sagt dir Dein Musikgeschmack: Jepp, der Akustikbass kann perfekt passen.

Vorteil: Du kannst den Akustikbass überall und unverstärkt spielen | Foto: von henry perks

Beleuchten wir die Kehrseite der Medaille

Das Problem des Akustikbasses bleibt seine begrenzte Durchsetzungsfähigkeit; zumindest im Zusammenspiel mit anderen. Spätestens dann, wenn deine Mitmusiker mehr als ein Triangel oder eine Ukulele spielen, wirst du doch wieder über einen Verstärker spielen müssen. Und wie etwa bei akustischen Gitarren musst du dann wiederum die Feedback-Anfälligkeit in den Griff bekommen. Der vermeintliche Vorteil der Verstärkerfreiheit hat sich dadurch wieder selbst zunichte gemacht. Ein weiterer Nachteil, wenn wir den überhaupt als solchen bezeichnen wollen, ist seine Größe:

Um tiefe Töne vernünftig hörbar zu machen; du kennst das beispielsweise von Lautsprecherboxen, benötigt das Instrument bzw. der Resonanzkörper ein entsprechendes Volumen. Nun soll der Akustikbass jedoch keinesfalls so groß werden wie ein Kontrabass;  andererseits gibt es akustische Mindestanforderungen. Das Resultat: Insbesondere aufgrund des vergleichsweise großen Korpus‘ glänzt der Akustikbass nicht gerade mit Handlichkeit.

Klingt, als wollten wir den Akustikbass zerreden. Ganz sicher ist das nicht unsere Absicht. Obschon Exot, ist und bleibt er ein wirklich super Instrument, dass im richtigen Zusammenhang richtig Spaß bringt und mit dem man eine Menge anstellen kann. Vielleicht dürfen wir es so ausdrücken: Der Akustikbass ist ein Instrument für Individualisten, für Musiker, ob Einsteiger, Fortgeschrittene oder Profis, die seinen besonderen Klang zu schätzen wissen.

Vielseitiger Kamerad in unterschiedlichsten Szenarien | Foto: Shutterstock von Maria Loginova

Spielweise auf Akustikbass und E-Bass nahezu identisch

In Sachen Spielweise unterscheiden der Akustikbass und der E-Bass sich unwesentlich. Hauptsächlich bezieht sich das auf die Anschlagshand, meistens die rechte Hand. Insbesondere durch den größeren Korpus ist die Handstellung eine leicht andere. Außerdem wirst du versuchen, größeren Dynamik und Lautstärke durch die „manuelle“ Anschlagsweise zu erzielen; wobei dich beim E-Bass die Elektronik unterstützt.

In seinen Anfangszeiten war der Akustikbass auch preislich ein Exot, den sich nun mal nicht jeder leisten konnte. Preisgünstiger und leistbar wurden die akustischen Bässe durch die industrielle Serienfertigung, insbesondere durch die Fertigung in Asien. Mittlerweile kann man von äußerst günstig bis happig teuer aus sämtlichen Kategorien schöpfen.

Dabei fahren die Instrumentenbauer und Hersteller unterschiedliche Konzepte. Zunächst eben als rein akustischer Bass, wobei versucht wird, durch einen großen Korpus eine entsprechende Lautstärke zu ermöglichen. Dann wiederum gibt es zahlreiche Instrumente, bei denen der Korpus gitarrenähnlich klein gehalten wird, das Instrument aber einen Preamp mit an Bord hat, um ihn per Kabel und Verstärker lauter zu machen.

Akustikbass als Viersaiter mit Preamp-System

Ein interessantes Modell mit vernünftigem Preamp, der nur wenig feedbackanfällig ist, kommt beispielsweise von Fender. Der Kingman Bass V2 JTB aus der California-Serie ist mit einem Tonabnehmer ausgestattet. Das Abnahmesystem stammt von Fishman und lässt sich nuancenreich einstellen. Dabei ist der Kingman ein typischer 4-Saiter mit kurzer Mensur und verlangt von dir keine allzu akrobatischen Armhaltungen. Schau mal auf diese Produktseite  auf thomann.de.

Gut einstellbarer Preamp mit Notch-Filter für geringes Feedback | Foto: von Fender

Auch bundfreie Akustikbässe auf dem Markt

Selbstverständlich gibt’s auch Fretless-Bässe. Auch das bundfreie Spiel ist ja eine Domäne der Tieftonkünstler. So beispielsweise den Artwood Bass AVNB1FE-BV der Marke Ibanez. Ein Instrument, das einer Gitarre äußerst ähnelt. Kein Wunder, ist schließlich sein Ursprung. Auch hier ist ein Pickup-/Preamp-System von Fishman mit an Bord, sogar mit integriertem Stimmgerät. Hier geht’s zur Produktseite auf thomann.de.

Auch Fretless-Bässe für die bundfreien Künstler am Markt | Foto: von Thomann

Oder darf’s ein 5-Saiter sein?

Wie bei elektrischen Bässen, gibt es auch den Akustikbass nicht nur als 4-Saiter, stattdessen auch als oder 6-Saiter. Schon aus akustischen bzw. physikalischen Gründen, hat die präzise Bauweise hohe Bedeutung. Die Töne dürfen über das ganz Griffbrett hinweg weder schnarren noch irgendwelche Deadspots aufweisen. Die 5-Saiter bieten dir einen größeren Tonumfang; erst recht die 6-Saiter. Da geht’s schon richtig tief in den Keller. Aber umso mehr Saiten, umso höher die Anforderungen an die Konstruktionsweise. Da solltest Du Ton für Ton durchspielen und homogenen Klang und möglichst einheitliche Lautstärke kontrollieren.

Ein interessantes Modell aus der Familie der 5-saitigen Akustikbässe stammt von Ovation. Als typischer elektroakustischer Bass verfügt er über einen Tonabnehmer und einen Preamp mitsamt Stimmgerät. Angenehm bespielbar bleibt er aufgrund seines flachen Halsprofils. Hier die Produktseite auf thomann.de.

Hohe Konstruktionsanforderungen bei akustischen 5-Saitern | Foto: von Thomann

6-saitiger Akustikbass, falls dir das noch immer nicht  genug ist

Die bauseitigen Anforderungen werden mit jeder hinzukommenden Saite logischerweise nicht geringer. Aber okay, das soll nicht dein Problem sein. Klar ist aber, dass ein 6-Saiter auch deine Spielweise vor noch größere Herausforderungen stellt. Hier noch von einem Einsteigerinstrument zu sprechen, wäre blanker Unsinn.

Wer sich auf dem breiten Tonspektrum eines 6-Saiters austoben möchte, findet das passende Modell beispielsweise bei Warwick. Der Alien Deluxe 6 NT bewegt sich in einer bereits höheren Preiskategorie. Neben der Ausstattung mit Preamp & Co. ein sehr interessantes Detail scheint zunächst unscheinbar: Aufgebracht ist eine Daumenstütze. Vorbildlich mitgedacht und zugleich wird verdeutlicht, welche Dimensionen du beherrschen lernen musst. Den Akustikbass von Warwick findest du auf dieser Produktseite auf thomann.de.

Und wer die Nase noch immer nicht voll hat, greift zum 6-Saiter | Foto: von Warwick

Ein Blick in die Bass-lastige Musikgeschichte

Werfen wir einen Blick in die musikalische Geschichte, wird deutlich, dass der Akustikbass eigentlich zwischen mindestens zwei Welten schwebt. Anfangs gab es den Kontrabass, das zunächst typische Streichinstrument in der Klassik. Als dann nicht nur in New Orleans an allen Ecken und Enden gejazzt wurde, durfte der Bass selbstverständlich nicht fehlen.

Allerdings war es zunächst nicht etwa der Kontrabass, der diese Rolle übernahm, stattdessen die Tuba. Richtig gehört, ein Blasinstrument. Es dauerte nicht lange, bis der gezupfte Kontrabass die Vorherrschaft übernahm. Vermutet wird, dass der Kontrabass höhere Präzision ermöglichte, was ein wenig fragwürdig erscheint, zumal der Kontrabass keine „präzisierenden“ Bünde besitzt.

Der lange Umweg vom Kontrabass über E-Gitarre und E-Bass zum Akustikbass

Als Swing, Dixie & Co. weiter durchstarteten, Hillbilly und später der Rock’n’Roll zum Siegenzug ansetzten, wurde der Kontrabass immer populärer. Er wurde gezupft, geslappt und vieles mehr. Allemal cool, aber als akustisches Instrument blieb er vor allem unhandlich, schwer zu transportieren und letztlich nicht gerade bühnenkompatibel.

Während die Gitarristen bereits von der Erfindung der elektrischen Gitarre profitierten, durften die Bassisten zunächst noch in die Röhre blicken. Ohnehin gab es eindeutig mehr Gitarristen als Bassisten. Für viele Bands ein Problem, zumal sie Schwierigkeiten hatten, die vakante „Stelle“ des Bassisten zu besetzen. Eine Lösung musste her.

Eine solche Lösung präsentierte ein gewisser Leo Fender, der 1951 mit dem Precision den ersten in Serie gefertigten E-Bass in die Läden brachte. Und zwar mit etlichen Vorzügen für die Musiker. Zunächst konnte der elektrische Bass sich anders als der Kontrabass in Sachen Lautstärke gegen die anderen Instrumente behaupten. Außerdem – und das war essenziell – war er wie die Gitarre ein Instrument mit Bünden. Nicht immer, aber meistens. Das wiederum bedeutete, dass nun auch übriggebliebene Gitarristen unkompliziert umschulen konnten. Eine der vielzitierten Win-/Win-Situationen für alle Beteiligten.

Vor über 30 Jahren ging es wirklich los

Der Akustikbass war für weitere Jahre an der Entwicklung nicht beteiligt. Er entwickelte sich eben nicht aus dem Kontrabass. Das hätte auch wenig Sinn gemacht, zumal er ja wiederum leiser war. Stattdessen war er eine evolutionär von der akustischen Gitarre abstammende Entwicklung. Zur Verdeutlichung. Akustikbass oder A-Bass ist letztlich die Abkürzung für akustische Bassgitarre, wobei die Betonung auf „Gitarre“ liegt. Doch vor mehr als 30 Jahren wollte der Akustikbass aus seinem Schattendasein treten:

MTV Unplugged als Initialzündung für den Akustikbass

Wir schreiben das Jahr 1989; der Musiksender MTV startet ein neues Sendungsformat. Bei „MTV Unplugged“ spielen Bands und Künstler aus unterschiedlichsten Stilrichtungen Konzerte mit akustischen Instrumenten. Keine Keyboards, keine E-Gitarren oder sonstige elektronische Instrumente. Also auch keinen E-Bass.

Zahlreiche renommierte Acts wie etwa Eric Clapton oder Nirvana machten solche Konzerte, die vielmehr den intimen Charakter von Wohnzimmerkonzerten hatten. Die MTV-Reihe läuft noch immer. Und der daraus entstehende Hype um den Akustikbass hat sich zwar wieder etwas gemäßigt, ist aber nie wieder vollends im Sande verlaufen.

Und noch schnell mit einem Mythos aufgeräumt

Aus der Welt der Mythen stammt die These, man könne mit dem Akustikbass zu Hause besser, weil leiser üben. Du kannst zwar leise spielen, aber dir steht kein Regler zur Verfügung, an dem du das Instrument noch leiser bis beinahe zur Unhörbarkeit drehen könntest. Auch kannst du den A-Bass zunächst nicht über Kopfhörer spielen. Aber das interessiert allenfalls die Nachbarn.

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Kurioserweise ist der Akustikbass mit dem Kontrabass allenfalls über weitverzweigte Umwege verwandt. Aber auch der hat’s in sich. Mehr zum Kontrabass erfährst du in unserem Artikel „Slappen auf dem Kontrabass“.

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