Den besten Sound aus deiner Gitarre holen

Spieltechniken auf der Gitarre: Hammer-on und Pull-off

| Foto: Shutterstock von Shannon West

Im Laufe der Jahrzehnte haben innovative Gitarristen immer wieder neue gestalterische Möglichkeiten entdeckt, entwickelt und das facettenreiche Spektrum erweitert. Für den abwechslungsreichen Klang solltest auch du die Tricks und Kniffe der Spieltechniken auf der Gitarre kennen. Fangen wir an mit den beiden Kollegen Hammer-on und Pull-off:

Check it: Spieltechniken auf der Gitarre – deine nächsten Schritte

  • Kniffe für den musikalischen Werkzeugkasten
  • Hammer-on – die Hammertechnik
  • Pull-off – die abgezogenen Töne
  • Unterschiede von A- und E-Gitarre
  • Komfortable Nebeneffekte

Spieltechniker auf der Gitarre: Erweitere deine technischen Möglichkeiten

Die beiden Spieltechniken auf der E-Gitarre Hammer-on und Pull-off gehören unmittelbar zusammen. So direkt, dass wir sie für dich in einem Artikel gemeinsam betrachten und erklären wollen. Wenn du dich mit dem normalen Melodie- oder Akkordspiel auf dem Instrument ein wenig beschäftigt hast, wirst du diese Kniffe recht schnell erlernen können. So schwierig, wie etwa das Tapping oder Speed-Picking, ist es nicht. Eine gute Portion Übung gehört dazu; doch der Trainingsfleiß lohnt sich unbedingt.

Spieltechniken Schritt für Schritt erweitern | Foto: Shutterstock von VGstockstudio

Hammer-on als versierter Kniff auf der Klampfe und was dahintersteckt

Der Übersetzung des Namens ist eigentlich Programm: Aufhämmern. Aber keinesfalls falsch verstehen. Du sollst dafür keinen Hammer aus dem Baumarkt oder der Garage holen und damit dein Instrument zerdeppern. Bei dieser der Spieltechniken auf der Gitarre mutiert dein Finger zum Hammer. Okay, der Vergleich hinkt ein wenig, aber er beschreibt die zielführende Herangehensweise.

Praktische Umsetzung – los geht‘s

Tasten wir uns behutsam heran: Du greifst mit dem Zeigefinger einen beliebigen Ton auf deiner Gitarre, spielst die Saite an und lässt den Ton klingen. Im nächsten Schritt – solange die Saite noch klingt – aktivierst du deinen Ringfinger und lässt ihn hammerartig zwei Bünde höher auf die Saite sausen. Natürlich nicht den gesamten Finger, sondern die Fingerkuppe.

Töne spielen ohne anzuschlagen: Hammer-on | Foto: Shutterstock von niwatn.th

Anforderung der möglichst identischen Lautstärke

Dein Ziel sollte es sein, dass der angeschlagene und der gehämmerte Ton etwa gleichlaut klingen. Die beiden Töne sind nicht nur unterschiedlich hoch, ganz automatischen haben sie mit verschiedenem Attack auch einen anderen Klangcharakter. In Sachen Lautstärke jedoch sollten sie einigermaßen identisch sein, damit keine akustischen Löcher oder musikalische Ungereimtheiten entstehen. Und exakt diese Anforderung musst du üben, bis du das richtige Gefühl dafür entwickelt hast und aus dem Trick ein Automatismus wird.

Mit dem Krafteinsatz nicht übertreiben – Schwingungen ausnutzen

Besonders viel Kraft einzusetzen ist nicht nötig, sogar eher kontraproduktiv. Schlägst du den Fingerhammer zu brachial auf, machst du dem Ton den Garaus, was nicht der Sinn der Sache ist. Vielmehr ist es so, dass die Saite bereits munter von sich hin schwingt. Eine Tatsache, die dir für den geringen Kraftaufwand und die möglichst einheitliche Lautstärke entgegenkommt.

Zu viel Krafteinsatz zerstört den Ton | Foto: Shutterstock von BABAROGA

Hammer-on-Finger durch den geneigten Handrücken unterstützen

In der Natur der Sache liegt es, dass der Ringfinger nicht der beweglichste der menschlichen Griffel ist. Im Normalfall wirst du ihn also etwas unterstützen müssen. Während dein Zeigefinger auf dem ihm zugeteilten Bund bzw. Ton ruht, neigst du den Handrücken vorbereitend ein wenig schräg nach oben. Dem Ringfinger steht somit etwas mehr Strecke für anschließend folgende Abwärtsbewegung zur Verfügung.

Den richtigen Zeitpunkt ausloten und ausnutzen

Gerade bei deinen ersten Versuchen ist es hilfreich, den Hammer-on-Ton weder zu überhasten noch zu lange damit zu warten. Die gut schwingende Saite ist dein Freund bei dieser der Spieltechniken auf der Gitarre. Direkt nach dem Anschlag muss die Saite einen winzigen Augenblick haben, um überhaupt erstmal schwingen zu können. Dann musst du darauf achten, dass der Ton nicht abflacht, bevor du zum Hammer-on ansetzt. Für den stimmigen Zeitpunkt musst du ein wenig ausprobieren. Dein wichtigstes Hilfsmittel dabei sind deine Ohren.

Pull-off – der praktikable Bewegungsbruder des Hammer-on

Gut, du hast nun also den Hammer-on-Finger präzise und mit vernünftigem Ton nach dem Anschlag per Plektrum auf das Griffbrett sausen lassen. Da liegt er nun und harrt der Dinge, die da kommen wollen. Zunächst verpassen wir ihm einen neuen Namen, ob er will oder nicht: Im nächsten Stepp wird er zum Pull-off-Finger. Herzlichen Glückwunsch.

Pull off bedeutet abziehen. Und genau diesen Begriff müssen wir für das bessere Verständnis detaillierter beleuchten. Es geht eben nicht lediglich darum, den Finger ohne weitere Auswirkungen von der gegriffenen Saite zu heben. Vielmehr wollen wir durch das aktive Abziehen einen weiteren erzeugen.

Und das Ganze wieder im Umkehrschluss: Pull-off | Foto: Shutterstock von Aliaksei Charapanau

Nicht tonlos anheben, sondern tonbildend abziehen

Du erinnerst dich, für das Hammer-on hattest du einen Ton zwei Bünde tiefer als den Ziel-Ton gegriffen. Der war der Ausgangspunkt. Genau dorthin wollen wir nun wieder zurück. Den wollen wir wieder hören. Das erreichst du, indem du den Finger nicht anhebst, stattdessen abziehst. Dabei bildest du mit der Fingerkuppe einen leichten Widerstand und ziehst den Finger leicht und locker in die Handfläche. Auch kannst du den Handrücken wieder etwas nach oben neigen und damit auf den nächsten Hammer-on vorbereitet sein. Achte auf möglichst flüssige Bewegungen.

Nicht verkrampfen – der nächste Ton will gespielt werden

Wichtig dabei ist zunächst, nicht zu verkrampfen. Nach dem Ton ist vor dem Ton, hat schon Sepp Herberger gesagt. Oder so ähnlich. Ausdrücken will das, dass du ja unmittelbar weiterspielen möchtest. Jede noch so kleine Verkrampfung wäre eine Verzögerung. Das war nicht das Ziel. Also immer schon locker bleiben. Und dann wirst du auch hier wieder von dem Anspruch der möglichst einheitlichen Lautstärke verfolgt. Und wieder heißt es üben, üben, üben.

Nicht selten werden diese beiden Techniken miteinander kombiniert, beispielsweise auf für Triller und ähnliche musikalischen Freuden. Dabei solltest du dir des Risikos der Übertreibung bewusst sein. Dauerhaft und permanent eingesetzte Effekte sind keine Effekte mehr, werden stattdessen zur monotonen Normalität. Also gerne mal variieren, aber sparsam einsetzen.

Unterschiede von E-Gitarre und akustischer Gitarre

Ganz klar, E-Gitarristen haben aufgrund der dünnen Saiten und auch der Tonerzeugung und Lautstärke über den Verstärker die Nase vorn. Gerade diese Lautstärke stellt jedoch gleichzeitig ein Risiko dar. Je lauter, desto diffiziler ist der stimmige Abgleich der Lautstärke. Und je größer die Unterschiede, umso unangenehmer empfinden die Zuhörer die Differenzen.

Im Umkehrschluss ist das wiederum der automatische Vorteil für Akustikgitarristen. Zumindest solange die nicht verstärkt und per Mikro oder Anlage abgenommen werden, wodurch sie ja ebenfalls eine elektrifizierte Lautstärke hätten. Die Lautstärkedifferenzen sind weniger wahrnehmbar, teils sogar als Stilmittel wie etwa im akustischen Blues erwünscht. Die Umsetzung auf den dicken Saiten ist eindeutig schwieriger.

Angenehmer Nebeneffekt: Komfort für dein Gitarrenspiel

Hast du diese Techniken eingeübt und fühlst dich damit einigermaßen sicher, wirst du einen angenehmen Nebeneffekt dieser Spieltechniken auf der Gitarre bemerken: Hammer-on und Pull-off wirken sich auf dein gesamtes Spiel nicht nur musikalisch aus. Zugleich sind diese Tricks bequem und entspannend. Schnellere Passagen lassen sich bei durchdachtem Fingersatz komfortabel umsetzen. Allein schon aus dem Grund, dass du manche Töne nicht mehr anschlagen musst, dich stattdessen mit dem Plektrum oder der Anschlagshand schon den nächsten Tönen widmen kannst.

Wenn das Plektrum bereits in der Einflugschneise wartet

Plakativ ausgedrückt: Während die beiden nicht aktiv angeschlagenen Töne – oder auch mehrere – noch klingen, harrt das Plektrum bereits in der Einflugschneise für die folgenden Töne. Unkundige Zuhörer mögen vielleicht denken „Boah, ist der schnell“. Dabei hast du lediglich einen der vielen Möglichkeiten entdeckt, bei Bedarf Lücken mit Tönen zu füllen, ohne die mit dem Plektrum extra anspielen zu müssen. Immer wieder beliebt ist die Pose, wenn der Gitarrist sein Instrument lediglich mit einer Hand hält und trotzdem weiterspielt.

+++

Wenn du noch tiefer in die Thematik der Ausdrucksweise auf der Gitarre einsteigen möchtest, dürfte dich dieser Artikel interessieren: „10 vermeidbare Fehler bei Gitarrensoli – und wie du es besser machst“.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Das könnte Dich auch interessieren: