Der Bass – das wichtigste Instrument

Selbstvertrauen für den Tieftonkeller

Foto: Shutterstock von Melanie Lemahieu

Immer wieder werden die Bassisten belächelt. Wohl keiner, der sich nicht schon mal einen dieser gähnend abgeleierten Klischee-Witze anhören musste. Wie unberechtigt das ist, beweisen nicht nur die Bass-Helden selbst, sondern sogar diverse Studien. Allen Verschmähungen zum Trotz ist der Bass das wichtigste Instrument einer Band. Musik ohne Bass kann nerven. Hier ein paar Gründe.

Check it: Der Bass und seine immense Bedeutung

  • Bass ist wie die Luft zum Atmen
  • Vom Gehör am schnellsten erkannt
  • Hör- und fühlbares Spektrum abdecken
  • Potenzial der 5-Saiter-Bässe
  • Problemstellungen – Problemlösungen
  • Herausforderungen für die Hersteller

Der unterschätzte Bass als das wichtigste Instrument

Aus Laiensicht kann man sich den Bass wie die Atemluft vorstellen. Dem ungeübten Ohr fällt nicht auf, wenn er vorhanden ist, bemerkt allerdings durchaus verstört, falls der Bass fehlt. Dabei verhält es sich so wie mit der aus einem Smartphone nervig tönenden Musik. Das Problem ist das unserem Unterbewusstsein und unseren Hörgewohnheiten fehlende volle Frequenzspektrum. Man hat immer das Gefühl, von etwas Unvollständigem eingelullt zu werden.

Der Bass wird gefühlt, bevor man ihn hört

Außerdem hat der Bass eine besondere Qualität, die von amerikanischen Wissenschaftlern bereits vor diversen Jahren herausgefunden wurde. Unser menschliches Gehör kann den Rhythmus im Tieftonkeller schneller erkennen und nachvollziehen als in höheren Frequenzbereichen. Damit wird der Bass zum Leitwolf. Das geht sogar so weit, dass man den tieffrequenten Bass oftmals spürt, bevor man ihn real hört. Tatsächlich ist er das wichtigste, weil vom Gehör am schnellsten erkannte Instrument in der Band.

Oftmals spürt man den Bass, bevor man ihn hört. | Foto: Shutterstock von PopTika

Der Bass ist essenziell

Tatsächlich ist der Bass essenziell wichtig dafür, dass wir einem musikalischen Werk gedanklich folgen können. Zu diesem Ergebnis kam eine bereits 2017 durchgeführte Studie, basierend auf einem sehr speziellen Versuch: Wissenschaftler hatten Probanden zwei Musikstücke gleichzeitig vorgespielt, eins hochgestimmt, das andere tiefer. Daraufhin sollten die Testpersonen den Song mitklopfen, wobei sie sich unterbewusst für eine der beiden Versionen entschieden. Weitaus mehr klopften den tiefer gepitchten Song. Die Schlussfolgerung der Forscher:

Tieftonspektrum für Ohr und Gehirn abdecken

Wir können Musik mit präsenter Bass-Line besser verarbeiten und verstehen, wenn sie hauptsächlich Töne aus dem unteren Tonspektrum beinhaltet. Und das gilt keinesfalls nur für den E-Bass als Saiteninstrument, stattdessen auch für Synthie-Bass in Techno und EDM oder für den Kontrabass in der Klassik. Es geht eben nicht nur um das Instrument, sondern um das hörbare Frequenzspektrum, das erst durch den Tief-Bass gefühlt rund wird. Unsere Ohren sind gewissermaßen enttäuscht, falls das Tonspektrum im unteren Bereich nicht abgedeckt wird. Die tieffrequenten Töne machen aus dem Bass das wichtigste Instrument. Da können die melodie- und harmonieführenden Instrumente noch so enttäuscht und beleidigt sein.

Was gehört werden kann, will gerade in den tiefen Frequenzen abgedeckt werden. | Grafik: Romina Hirschmann

Der Griff nach den physikalisch-akustischen Sternen

Und exakt an dieser Stelle erklärt sich auch die Beliebtheit des 5-saitigen Basses. Klar lässt er sich nicht besonders leicht spielen. Er ist in der Regel schwerer und wuchtiger als der 4-Saiter, hat logischerweise eine fette Saite mehr, die beherrscht werden will, und bringt auch aus physikalisch akustischen Gründen die Hersteller an ihre Grenzen. Doch der Tonraum wird über die tiefe H-Saite nach unten erweitert. Und da greift man mit Präzisionsarbeit auch gerne mal nach den physikalischen Basssternen, damit der Bass das wichtigste Instrument nicht nur bleibt, sondern seine Qualitäten rundum vollendet ausspielt.

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Nachteile wollen nicht verschwiegen werden

Das ist allerdings nicht so ganz einfach. Das Problem ist, dass insbesondere bei Low-Budget-Instrumenten die zusätzliche Saite konstruktionsbedingt im Vergleich mit den anderen Saiten oftmals zu wenig Punch liefert und bisweilen „schlabbert“, wenn wir denn ein solches ebenfalls wenig konkretes Wort bemühen dürfen. Hinzu kommt, dass ein 5-Saiter in der Regel schwerer als ein 4-saitiger Bass ist. Generell ist er schwerer handhabbar und stellt somit höhere Anforderungen an die Spieltechnik. Nicht zu vergessen, dass er aufgrund der notwendigerweise stabileren Konstruktion und der verbauten Hardware teurer ist.

Schwierigeres Handling des 5-Saiters

Wenig überraschend ist ein 5-Saiter in sämtlichen Aspekten größer als sein 4-saitiger Kamerad. Das betrifft nicht nur den Korpus und das Gewicht, stattdessen insbesondere auch die Breite des Halses. Ein breiterer Hals bedeutet zwangsläufig auch, dass die Anforderungen an die Bassisten steigen, zumal der eben nicht einfach mal locker in der ohnehin schon angestrengten Greifhand liegt. Es stehen sämtliche Töne des 4-Saiters jederzeit abrufbar zur Verfügung. Aber es gibt eben noch einige mehr. Die wollen aus dem Instrument gekitzelt werden. Hinzu kommt, dass beispielsweise das Dämpfen der Saiten deutlich schwerer, bei manchen Spieltechniken sogar nahezu unmöglich ist.

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Weniger Gewicht kostet Geld

Wie Boutique-Hersteller teils eindrucksvoll beweisen, muss das Gewicht übrigens nicht zwingend höher sein. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Hohlkammern anzulegen oder spezielle Hölzer zu wählen. Leicht vorstellbar, dass solche Attribute auch die Preise in die Höhe treiben. Obschon der Bass das wichtigste Instrument gerade aufgrund der tiefen Töne ist, gehört auch zur Wahrheit, dass der 5-Saiter üblicherweise kein Einsteigerinstrument ist.

5-Saiter klingt nicht fetter, aber kultivierter

Mit Laienkenntnis würde man möglicherweise vermuten, ein 5-Saiter klänge automatisch fetter als seine 4-saitigen Kollegen. Tatsächlich aber ist das weit gefehlt. Der Bass mit der tiefen H-Saite hat zwar einen größeren Tonumfang, klingt aber weniger fett; zumindest in Nuancen. Vereinfacht ausgedrückt liegt das an der Masse der Instrumente. Dass der Korpus analog zur zusätzlichen Saite ebenfalls um ein Viertel größer werden müsste, um die gleichen Schwingungseigenschaften zu bieten, wird so nicht umgesetzt. Vermutlich würde man damit die Dimensionen sprengen. Resultat ist, dass der 5-Saiter nicht fetter, sondern straffer klingt, wobei man immer aufpassen muss, nicht die vielzitierten Äpfel mit überreifen Bananen zu verwechseln. Der Vergleich, mit dem der Bass das wichtigste Instrument bleibt, sollte immer fair und angemessen sein.

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Die musikalischen Genres im Wandel

Wenn man ehrlich ist, bleibt es natürlich Geschmackssache, wie viele Saiten und welche überhaupt man benötigt. So könnte man in vielen Bereichen auf die G-Saite durchaus verzichten, da sie ja nicht wirklich dafür verantwortlich zeichnet, dass der Bass das wichtigste Instrument im Bandzusammenhang ist. So ließe sich mit entsprechend dickeren Saiten ein 4-Saiter einfach tiefer stimmen. Und dabei bleibt es nicht bei der Theorie. In der Praxis wird das häufig so umgesetzt. Der Grund dafür ist eine allgemeine Entwicklung vor allem in der Musik der härteren Gangart. Anders als noch in den 80er- und 90er-Jahren werden Bässe heutzutage regelmäßig tiefer als zuvor gespielt. Das klingt einfach düsterer und sorgt für zusätzlichen Schub von unten.

Bis Anfang der 80er waren 5-Saiter Exoten

Bis Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre brauchte man sich über die Frage, ob man auf vier oder mehr Saiten spielen möchte, keine Gedanken machen. Bis dato beschränkten die Bassisten und Hersteller sich auf die vier Saiten, Bässe mit darüber hinausgehend mehr Saiten waren Exoten. Zwar gab es bereits ab Mitte der 50er-Jahre Bässe mit mehr als vier Saiten, so etwa den Fender VI oder den 5-Saiter von Fender im Jahr 1965. Das allerdings waren keine Bässe mit tiefer H-Saite. Vielmehr erweiterten sie den Tonraum nach oben.

Die 5-Saiter revolutionierten die Spieltechniken, ab etwa Ende der 70er-Jahre. | Foto: Pexels von FelixRamirez

Als die Tieftönenden laufen lernten

Dann nahm die tieftönende Instrumentengeschichte an Fahrt auf, als Virtuosen wie Anthony Jackson und Jimmy Johnson ab etwa 1975 mit den 5-Saitern und sogar 6-Saitern gehörig Pfund ablieferten. Tatsächlich war es derartiges Neuland, dass sogar erst mal die entsprechend tiefen Saiten als auch die Hardware hergestellt werden mussten. Aufgrund der steigenden Nachfrage waren aber plötzlich nicht nur die Saiten- und Hardware-Hersteller gefragt. Vielmehr standen auch die Hersteller von Bassverstärkern und Boxen vor bis dato unbekannten Herausforderungen.

Die Equipment-Hersteller mussten den Weg freischaufeln

Schließlich waren sie bis zu dieser musikalischen Marktentwicklung nicht auf das breitere Frequenzspektrum eingestellt. Werden die besonders tiefen Töne nicht übertragen und in gleicher Qualität verstärkt wie die „hohen“ Töne, bleibt ein 5-Saiter sinnlos. Die Hersteller reagierten und räumten mit dem stimmigen Equipment auch die letzten Hürden aus dem Weg. In diversen tieferen Versionen als 5-saitiges Instrument behauptete sich der Bass als das wichtigste Instrument und ermöglichte dabei zugleich ganz neue Spieltechniken.

Drums und Bass müssen sich abstimmen

Wenn der Bass – und das ist wohl normal – im Bandkontext eingesetzt werden soll, ist es hochbedeutend, dass Drummer und Bassist als auch die restlichen Instrumentalisten sich über die Frequenzen abstimmen. So müssen die Base-Drum und der Bass klar definiert gegeneinander abgegrenzt werden, um sich nicht gegenseitig auszulöschen. Auch darf kein Frequenzloch entstehen, falls der Bass sich zu weit von den Keyboards und Gitarren entfernt. Tatsächlich geht es um den musikalisch akustischen Zusammenhalt. Ist der gegeben, bleibt der Bass das wichtigste Instrument. Falls nicht, hat er sich irgendwo im Frequenz-Nirwana verloren und ist nicht mehr Teil der Einheit. Ihr kriegt das schon hin!

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