Bottleneck: Slide-Gitarre spielen für Einsteiger und Runaways

Tipps für den Einstieg in die Slide-Welt

| Foto: Shutterstock kudla

Was ist eigentlich ein „Bottleneck“ und warum tragen die Dinger einen so merkwürdigen Namen? Online oder im Musikalienhandel hast du diese Röhrchen entdeckt; teilweise aus Metall, dann wieder aus (Plexi)-Glas, Keramik oder Kunststoff, aber der Sinn erschließt sich dir nicht. Mit einem Bottleneck kannst du auf der Gitarre von einem Ton zum anderen gleiten: musikalischer Gitarristen-Spaß mit der guten Portion Blues im Bauch.

Die Gitarre ist nicht nur eines der beliebtesten Instrumente, sondern auch eines der kreativsten überhaupt. Es gibt kaum einen Musikstil, der damit nicht möglich wäre. Aber es gibt durchaus Spielvarianten, die mit anderen Instrumenten eben nicht umsetzbar sind. Eine diese besonderen Möglichkeiten bietet der Bottleneck. Wir wollen zu erklären versuchen, was das ist und was du damit auf deiner Gitarre alles anstellen kannst:

Check it – Die Besonderheiten beim Spiel mit dem Bottleneck:

  • Unkompliziertes Sliden von einem Ton zum nächsten
  • Metallischer Sound auf Akustik- oder E-Gitarre
  • Extrem lange Töne machbar
  • Echtes Bluesfeeling, weil nicht auf die Bünde fixiert
  • Kombinieren von Bottleneck-Spiel mit „normalen“ Tönen
Der Name „Flaschenhals“ ist ernst gemeint | Foto: Shutterstock Von Derek Rutherford

Bottleneck spielen hat nix mit Flaschendrehen zu tun

Die deutsche Übersetzung heißt schlicht „Flaschenhals“. Und das ist – bzw. war – auch wirklich die Realität. Musiker vergangener Tage trennten ganz einfach den Hals von einer Flasche und hatten plötzlich ein „Werkzeug“ in der Hand, das aufgrund der glatten Oberfläche ideal geeignet war, um diese speziellen, einschwingenden Töne zu kreieren. Der Grund, weshalb der Bottle-Neck auch als Slide bezeichnet wird. Diese Klänge, die eigentlich nur auf Saiteninstrumenten ohne Bundstäbchen machbar sind.

Man munkelt, manche der Bottleneck-Helden sollen auch gleich ganze Flaschen benutzt haben. Da konnten sie zwischendurch locker mal einen Schluck aus der Pulle nehmen. Die damaligen Röhren bestanden also wirklich aus Glas und kamen sozusagen aus der historischen Do-it-yourself-Abteilung, einfach von der Straße oder aus der Kneipe. Für die Nostalgiker unter euch: Auch aktuell gibt es im Web noch DIY-Anleitungen im Web, wie man die Dinger eigenhändig herstellen kann.

Slide-Gitarre von damals bis heute

Als prägender Begründer des Bottle-Neck-Blues gilt übrigens ein gewisser Elmore James. Und hier kommt das Statement der Geschichte: Elmore ist bereits 1963 verstorben. Das heißt, mit einem Bottleneck widmest du dich wirklich den Wurzeln der Musik. Hier haben wir für dich mal einen seiner Hits eingebettet, in dem man seine Slide-Gitarre sehr schön hört.

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Wenn von legendären Bottleneck-Gitarristen die Rede ist, wird immer werden immer wieder die Allman Brothers genannt. Zweifellos gehören die zu den Wegbereitern und sind für ihren speziellen Sound berühmt geworden. Wie Lynyrd Skynyrd oder Peter Green von Fleetwood Mac haben sie die Slide-Gitarre von der ehemals akustischen Blues- und Country-Gitarre auf die E-Gitarre gebracht.

Aktueller Held der Bottleneck-Szene ist Derek Trucks, der Neffe von Butch Trucks, dem Drummer und Gründungsmitglied der Allman Brothers. Und ja, auch Derek hat eine Zeit lang bei der Allman Brothers Band gespielt. Geradezu unfassbar, was er mit dem Slide auf die Bühne bringt.

Bottleneck: Der mysteriöse Ursprung

Bekannt ist der Bottleneck besonders aus dem Blues, Country und dem Südstaaten-Rock. Nebenbei gesagt ist das ziemlich kurios: Die Welt der musikalischen Gelehrten ist sich zwar nicht so vollkommen einig. Doch nach Meinung vieler soll er seinen Ursprung in der hawaiianischen Musik mit ihren speziellen Tönen und Melodien haben. Allerdings wirft das auch wieder Fragen auf.

Denn auf welchem Instrument bitteschön hätte die Südsee-Fröhlichen den Flaschenhals einsetzen sollen? Die traditionelle Hawaii-Gitarre wird doch ohnehin schon mit einem Bogen gespielt. Ein Bottleneck auf einer Hawaii-Säge macht schon überhaupt keinen Sinn. Wahrscheinlicher ist die Theorie, dass damit in der Bluesszene von Mississippi die Aloha-Klänge von Hawaii imitiert werden sollten.

Die waren in der damaligen Zeit nämlich echt hipp. Sei’s drum, wir wollen nicht in der Vergangenheit buddeln, sondern schauen, was mit dem Bottleneck machbar ist.

Bottlenecks mit verschiedenen Größen und Maßen | Foto: Shutterstock Greenety

Verschiedene Materialien von Slides

Diese außergewöhnlichen Röhren gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Manche sind aus Metall, wobei schon hier diverse Varianten, beispielsweise aus glattem Stahl, Aluminium oder aus Messing, angeboten werden. Dann findest man solche aus Plexiglas oder noch exotischere Vertreter.

Nein, das ist nicht nur eine Frage der Optik, ganz im Gegenteil. Das Material hat beim Bottleneck prägenden Einfluss auf den Sound. Metall klingt grundsätzlich aggressiver und obertonreicher; Plexiglas demgegenüber etwas wärmer und harmonischer. Bedenken musst du dabei, woraus die Saiten bestehen, nämlich üblicherweise aus Metall. Metall auf Metall klingt scharf wie eine kreischende Rasierklinge.

Unterschiedliche Bauarten beim Bottleneck

Die Varianten der Formen halten sich in Grenzen. Eigentlich unterscheidet man hier lediglich hinsichtlich der Länge und Wandstärke. Außerdem gibt es Slides, die an beiden Seiten offen sind und solche, die lediglich auf einer Seite eine Öffnung für den Finger haben. Was wer bevorzugt, ist letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks und des gewünschten Spielgefühls. Eine große Auswahl an Bottlenecks und Slides findest du zum Beispiel beim Musikhaus Thomann.

Sag Tschüss zu allem, was du auf der Gitarre gelernt hast

Mit einem Bottleneck spielst du grundsätzlich anders, als es dir bislang auf der Gitarre beigebracht wurde. Der hauptsächliche Unterschied: Während du beim herkömmlichen Greifen auf dem Griffbrett die Töne dadurch erzielst, dass du zwischen den Bundstäbchen greifst, setzt du den Bottleneck – von Ausnahmen abgesehen – direkt über dem Bundstäbchen an. Genau hier wird der korrekte Ton definiert. Aber Achtung: Der Grat zwischen angenehm klingender Musik und vorsätzlichem Katzen-Gejaule ist verdammt schmal.

Bottleneck auf Ringfinger | Foto: Shutterstock Daniel Ridge

Auf welchen Finger …?

Auf die Frage, welcher Finger – an deiner Greifhand – sich für den Bottleneck am besten eignet, gibt es eine letztgültige Antwort. Klar ist, sobald du die Röhre auf einen Finger schiebst, kannst du den für das übliche Greifen und Spielen nicht mehr nutzen. Bedenken solltest du, dass du vermutlich nicht ausschließlich mit dem Slide spielen wirst, also immer wieder normal gegriffene Passagen integrieren wirst. So manchen Finger brauchst du dafür noch.

Bottleneck auf kleinem Finger | Foto: Shutterstock Daniel Ridge

Deshalb solltest du überlegen, welche anderen Finger dir für Akkorde, Riffs oder Einzeltöne am wichtigsten sind. Häufig werden die Slides über den Ringfinger, Mittelfinger oder Zeigefinger gestülpt. Oftmals ist es idealer, den kleinen Finger zu nutzen. Der positive Effekt ist, dass Zeige-, Mittel- und Ringfinger für das herkömmliche Spiel freibleiben. Zu vernachlässigender Nachteil: Die Greiffinger können nicht so stark gespreizt werden. Für weit voneinander entfernte Bünde und Lagen fehlt dir dann der kleine Finger.

Variabel bleiben oder fixieren?

Je nachdem, welche „Konfektionsgröße“ deine Finger haben, wird der Bottleneck lockerer oder fester sitzen. Auch hier weder halten sich Vorzüge und Nachteile die Waage. Ist der Metall-, Glas- oder Kunststofffinger vollkommen locker, kannst Du ihn weniger kontrollieren. Das Spiel wird ein wenig wacklig. Meistens benötigst du noch einen weiteren Finger – den freundlichen Nachbarn – um das Ding irgendwie festzuhalten.

Sobald du auf Passagen ohne Bottleneck umstellen willst, schlackert die Röhre ein wenig in der Gegend rum. Das kann nerven und das präzise Spiel beeinträchtigen. Außerdem: Hältst du die Hand mal mit den Fingern nach unten, fällt der Slide einfach runter. Viel Spaß beim Suchen. Vorteil ist, dass du ihn bei Bedarf einfach locker abziehen kannst. Könnte ja sein, dass du ihn beim Song beispielsweise lediglich im Chorus benötigst oder so ähnlich.

Video: Finger tapen mit Gewebeband

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Bottleneck festzurren ist mit ein wenig Ideenreichtum auch möglich

Andere Variante ist es, den Bottle-Neck zu fixieren, also dafür zu sorgen, dass er nicht mehr locker sitzt. Wie das funktioniert? Du nimmst einfach etwas Gewebeband und wickelst das um das hinterste Gelenk deines Fingers. Mach das nicht zu straff und vor allem nicht mit zu vielen Wicklungen. Schließlich willst du dir keinesfalls die Durchblutung abschnüren und irgendwann muss der Bottleneck auch wieder runter.

Also bitte vorsichtig probieren. Hier zeigt sich die Situation vollkommen anders als bei der „freitragenden“ Variante: Das Ding sitzt fest, herunterfallen oder herumschlackern ist nicht mehr möglich. Logisch, dass du ihn auch nicht bei jeder Gelegenheit abnehmen kannst.

Bottleneck nicht in den Mund nehmen – sieht einfach bekloppt aus

Ach ja, nimmst du den Bottleneck im Laufe des Songs runter, dann lege ihn am besten auf den Amp oder das Notenpult oder sonst wo an deinem musikalischen Arbeitsplatz. Nimm ihn nicht in den Mund. Da herrscht Parkverbot. Für den Grund könnten wir nun ziemlich weit ausholen. Beispielsweise, dass du nicht mehr singen oder beim Atmen durch die Röhre hyperventilieren könntest. Viel wichtiger aber: Das sieht vollkommen bescheuert aus. So willst du nicht aussehen.

Dann mal los – Check it

Ein Vorteil beim Spielen mit Bottleneck ist es, dass man damit unkompliziert die Blue-Notes – diese speziellen Töne, die sich leicht abseits der üblichen Tonleitern bewegen – aus dem Instrument kitzeln kann. Zunächst allerdings solltest Du die ersten Töne korrekt anvisieren. Wichtig für dich: Es geht immer um mehrere Töne gleichzeitig oder nacheinander.

Warum das so ist? Na ja, hast du schon mal versucht, einen einzigen Ton von sich selbst zu sich selbst zu „sliden“. Kann nicht funktionieren. Das wäre wie den Iron-Man zu laufen, zu strampeln und zu schwimmen, ohne sich einen einzigen Zentimeter von der Stelle zu bewegen. Sorry, nicht abschweifen. Lasst uns beim Thema Bottleneck bleiben.

Einfach mal loslegen: Hör die Slide-Seele

Übe einfach mal drauflos und lass es auf dich wirken. Setzt den Bottleneck beispielsweise über das Bundstäbchen im 7. Bund, schlag die H-Saite an und lass den Slide zwei Bünde tiefer gleiten. Sind beide Töne in etwa gleich laut, hat es funktioniert.

Nun versuchst du den nächsten Schritt: Ausgangsposition für den Bottleneck ist dieselbe. Allerdings spielst du nun mit dem Plektron, Finger oder einem Fingerpick zwei Saiten gleichzeitig an, die H-Saite und die G-Saite. Du hörst den Effekt? Yeah, that’s it. Es geht beim Bottleneck-Spielen um die richtige Tonkombination und die passenden Start- und Ziel-Töne.

Video: Der melancholisch abfallende Ton

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Downslide mit dem Bottleneck

Das Außergewöhnliche beim „Tanz mit dem Flaschenhals“ ist, dass du in die Töne reinschwingen kannst. Letztlich das Slide-Argument schlechthin. Das funktioniert natürlich in beide Richtungen. Du setzt den Bottleneck etwas höher an, reißt die Saite an und landest anschließend exakt auf dem Ton, den Du dir vorgenommen hattest. Das ist ein Down-Slide. Klanglich ist das eher ein wenig melancholisch, denn der Ton fällt ab.

Video: Straight ahead – den Ton mit dem Slide treiben

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Upslide – die treibende Variante

Mehr nach vorne geht dein Spiel, wenn du den Upslide einsetzt, also die Töne per Bottleneck immer von unten nach oben auf der Saite anvisierst. Dieses musikalische Empfinden liegt einfach in der menschlichen Seele begründet. Etwas, das nach vorne, nach oben treibt und drängt, klingt für uns immer dynamischer. Stets ist da dieses Gefühl vorhanden, es gehe da gleich noch weiter, bis irgendwann die Auflösung kommt.

Video: Grenzenlose Slide-Möglichkeiten entdecken

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Grenzenlose musikalische Möglichkeiten mit dem Bottleneck

Um wirklich noch einmal auf den Punkt zu bringen, dass der Bottleneck alles andere als ein statisches Werkzeug ist, wollen wir die positiven Aspekte noch mal deutlich betonen: Du bist nicht mehr an die Bünde festgezurrt, spielst „fretless“, also bundlos. Du kannst machen, was du willst und musikalisch empfindest. Du pirscht dich von unten oder von oben an den Ton.

Du kannst dir den Finger für den Slide frei aussuchen und du kannst mit dem Bottleneck direkt aus deiner Seele spielen, so wie es die alten Blues-Hasen gemacht haben. Sauber, dreckig, melancholisch oder perkussiv. Es ist sogar vollkommen gleichgültig, auf welcher Hand du ihr einsetzt oder ob du die Gitarre von oben oder unten spielst. Es gibt keine Grenzen. Die musikalische Entdeckungsreise ist grenzenlos.

Problematik, ich komme

Von verschwindend selten vorkommenden Ausnahmen abgesehen, wird der Bottleneck über sämtliche Saiten, mindestens aber drei bis vier gleichzeitig gelegt. Selbst wenn du es schaffst, den Slide wirklich gerade über dem jeweiligen Bundstäbchen zu auszurichten, und dadurch zu viele allzu schräge Töne vermeidest, wird dir schnell die Problematik der handelsüblichen Gitarrenstimmung bewusst:

Die Klampfe ist mit den leer schwingenden Saiten nicht als komplett klingender Akkord gestimmt. Legst Du den Slide aber über all diese Saiten und ziehst ihn dann runter oder rauf, werden allesamt zumindest leicht mitklingen. Auch dann, wenn du aktiv nur ein, zwei Saiten anschlägst. Und das klingt – sorry – scheiße. Wie lautet die Lösung?

Bottleneck-kompatible Stimmung der Gitarre

Eigentlich ist die so simpel wie kompliziert zugleich: Den Bottleneck kannst du nicht akkordgerecht verbiegen. Das fällt also schon mal flach. Und wenn die Gitarre eben für diese Spielweise falsch gestimmt ist, dann stimmen wir sie doch einfach um. Ups, sowas ist möglich? Ja, durchaus. Und es gibt legendäre Gitarristen, für die das eine Selbstverständlichkeit ist.

Das Zauberwort heißt „Open Tuning“, was bedeutet, dass du die Klampfe nicht wie ein mitteleuropäisch konfektionierter Bürokrat nach verstaubten Vorgaben stimmst, sondern dir die Stimmung nach deinen eigenen Anforderungen zurechtlegst.

Gebräuchlich sind Stimmungen wie das Open D, Open G oder Open C, hinzu kommen weitere Varianten und letztlich sind der Experimentierfreude keinerlei Grenzen gesetzt. Schau mal hier:

Kompatible Stimmungen für das Spiel mit dem Bottleneck

Erzähl der Gitarre, wie sie klingen soll, und lass dich nicht in Normen pressen.

Standard-Stimmung E A D G H E
Open D D A D F# A D
Open G D G D G H D
Open C C G C G C E
Open d-Moll D A D F A D
Open e-Moll E H E G H E

Mit diesen speziellen Stimmungen kannst du gerne schon mal probieren. Wir sprechen uns zu diesem Thema mit weiteren Informationen bald wieder.

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Hm – oder darf es doch lieber eine Technik sein, bei der du ohne Flaschenhals von einem zum nächsten Ton ziehst? Dann schau dir mal unseren Bending-Workshop an!

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