
Dass der Bogen die direkte Verbindung zwischen deinem Instrument und deiner musikalischen Ausdruckskraft ist, bedeutet für dich, ihm sehr große Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wie erzielst du den notwendigen Widerstand, um die Saiten klangschön in Schwingungen zu versetzen? Wir beleuchten die Frage, wie du deinen Geigenbogen richtig kolofonieren solltest.
Check it: Geigenbogen richtig kolofonieren
Möchtest du den Geigenbogen richtig kolofonieren, hilft das Verständnis der Gründe, Zusammenhänge und Materialunterschiede zwischen Härtegrad und Haftgrad. Mehr erfährst du in diesem Artikel:
- Wie und womit der Reibungswiderstand erzeugt wird
- Weshalb der Prozess beim Kolofonieren immer gleich ist
- Richtige Menge: Weder zu wenig noch zu viel
- Wie du die Kolophon-Menge überprüfen kannst
- Haftgrad und Härtegrad – verschiedene Optionen
- Warum du nicht am falschen Ende sparen solltest
Geigenbogen richtig kolofonieren – weshalb und womit
Nur wenn zwischen der Saite und den Bogenhaaren ausreichend Reibung entsteht, kann der Geigenbogen die Saiten zum Klingen bringen. Um das zu erreichen, wird der Bogen mit Kolophonium eingerieben, einem üblicherweise bernsteinfarbenen Baumharz, das in der Regel von der Kiefer, Lärche, Fichte, Tanne oder Pinie gewonnen und anschließend durch spezielle Zusätze veredelt wird.
Die Rosshaarbespannung des Bogens allein bietet noch nicht ausreichend Widerstand, allerdings haben die Haare kleine Widerhaken. Beim Einstreichen des Bogens bleibt das Kolophonium an diesen Widerhaken hängen, woraufhin diese aufgestellt werden. Im Resultat entsteht der erforderliche Reibungswiderstand. Der Bogen ist nun imstande, die Saite in Schwingungen zu versetzen und zum Klingen zu bringen.

Ablauf bleibt bei sämtlichen Bogenzuständen gleich
Soviel die blanke Theorie und zugleich pragmatische Erklärung der Zusammenhänge. Dabei stellt sich allerdings zugleich die Frage, wie du deinen Geigenbogen richtig kolofonieren kannst und solltest. Tatsächlich ist das kein Hexenwerk. Aber der Ablauf und ein paar begleitende Infos sollten einmal richtig verstanden werden. Denn schlussendlich bleibt die Herangehensweise beim Kolophonieren in sämtlichen Bogenzuständen immer gleich. Das heißt, für das Aufbringen des Kolofoniums ist es vollkommen gleichgültig, ob du den Bogen gerade neu gekauft oder frisch bespannen lassen hast, ob die Bogenhaare gereinigt wurden oder er häufig gespielt wird.
Je neuer der Bogen umso gründlicher kolofonieren
Zunächst spannst du den Bogen und nimmst ihn in die eine Hand. Anschließend nimmst du mit der anderen Hand das Kolofonium und streichst es ebenso ruhig wie gleichmäßig über die Haare hin und her. Dabei beginnst du idealerweise vom Frosch und streichst bis zur Bogenspitze und wieder zurück. Möchtest du deinen Geigenbogen richtig kolofonieren, solltest du das insbesondere bei einem neu bespannten oder grundlegend neuen Bogen umso gründlicher machen. Ist der Geigenbogen hingegen ständig im Einsatz, werden sich an den Haaren noch immer Rückstände befinden, sodass es beim eigentlichen Vorgang hauptsächlich ums Auffrischen geht.
Weshalb Kolofon nicht gleich Kolofon ist
Bei der Verarbeitung des Kolofoniums wirst du durchaus einen Unterschied spüren, ob sich das Stück gewissermaßen noch im fabrikneuen Zustand befindet oder bereits häufiger verwendet wurde. Dein Ziel ist es, dass der Staub schlussendlich auf den Saiten deines Instrumentes landet und dort haftet. Bei einem neuen Kolofonium-Stück erwartet dich eine vollkommen glatte Oberfläche. Da bleibt demnach eigentlich nichts haften, wenn du damit über die Saiten fährst. Die übliche Lösung lautet, die Oberfläche behutsam mit Schmirgelpapier aufzurauen, woraufhin eben diese Oberfläche geöffnet wird und sich dort der erwünschte und erforderliche Staub entwickelt.

Genügend, zu wenig oder zu viel Kolofonium
Möchtest du den Geigenbogen richtig kolofonieren, ist es selbstredend wichtig, dass bei diesem Vorgang eine ausreichende Menge des Staubs an den Saiten haften bleibt. Ist es zu wenig, wird sich die erforderliche Reibungshaftung nicht ergeben; ist es zu viel, ist dir damit auch nicht wirklich geholfen. Hierbei zu übertreiben würde im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass die Saite weniger obertonreich klingt und weniger frei schwingt. Sie wäre gewissermaßen – wenigstens für einen Moment des Spielens – verklebt. Oder sollten wir es lieber „verstaubt“ nennen?
Wie sich ausreichende Kolofonium messen lässt
Irgendwie musst du also feststellen können, ob du ausreichend Kolofonium aufgetragen hast. Das lässt sich ja nicht wirklich messen. Es bleibt also eine Frage des Gefühls. Dafür gibt es mindestens zwei verschiedene Optionen. Die erste ist die schlichtweg akustische bzw. spieltechnische Kontrolle. Du streichst ganz einfach den Bogen über die Saiten. Wie gesagt, das ist kein Hexenwerk.
Beim Strich wirst du merken, ob der Bogen ohne einen relevanten Ton zu erzeugen sehr leicht – zu leicht – über die Saiten streicht oder allenfalls einen leisen – zu leisen – Ton aus den Saiten kitzelt. Das würde bedeutet, dass du noch eine Portion Kolofonium nachstreichen müsstest. Zuviel des Guten hast du aufgetragen, falls der Bogen sehr kratzt. Sollte das der Fall sein, kannst du mit handelsüblichen – nicht haarenden – Pinsel oder einem fusselfreien Tuch wieder etwas von der Menge abtragen.
Manuelle Kontrolle per Daumen- oder Fingernagel
Eine weitere Möglichkeit der Kontrolle, wenn du den Geigenbogen richtig kolofonieren möchtest, ist es mit dem Daumennagel oder einem Fingernagel quer über die Bogenhaare zu kratzen. Bleibt kein Kolofonium-Staub daran haften, war es zu wenig. Den Vorgang darfst du gleichermaßen behutsam noch mal von vorn beginnen. Falls Staub an deinem Nagel hängenbleibt, hast du mindestens genügend Kolophon aufgetragen. Die Pferdehaare sind versorgt; das Instrument ist vorbereitet. Nun endlich kannst du mit dem Musizieren beginnen.

Spezielle Haftkraft nach Härtegrad des Kolophons
Willst du den Geigenbogen richtig kolofonieren, bezieht sich das allerdings nicht nur auf den rein mechanischen Vorgang, was ebenfalls für die weiteren Streichinstrumente gilt. Vielmehr wirst du im Handel auf diverse unterschiedliche Produkte mit ebenso verschiedener Haftkraft treffen. Welche unter den diversen Sorten von Kolofonium letztlich die richtige oder gar beste ist, lässt sich kaum pauschal, sondern allenfalls mit Richtwerten beantworten. Tatsache ist, dass Kolofonium aus unterschiedlichsten Rohmaterialien gewonnen und mit ebenso verschiedenen Zusätzen veredelt wird. Eben die sorgen für die Unterteilung und Abstufung in Härtegrade. So findest du weiches, mittelhartes, hartes und sehr hartes Kolophonium.
Härtegrad abhängig von Art der Saiten und Instrument
Zu welchem Härtegrad du nun greifen wirst, wird sich vordringlich an der Art der Saiten und – eben auch bei Bögen für andere Streichinstrumente – an der Art des Instrumentes selbst entscheiden. So kannst du davon ausgehen, dass Stahlsaiten eine geringe Haftkraft benötigen, um die Schwingungen erzeugen zu können, und sich somit ein hartes Kolophonium empfiehlt. Kunststoffsaiten hingegen verlangen nach einer mittleren Haftkraft, entsprechend nutzt du idealerweise ein mittelhartes Kolophonium. Verbleiben schlussendlich noch die ebenfalls häufig gespielten Darmsaiten, die ein Kolofonium mit höherer Haftkraft benötigen, weshalb du ein weiches Kolophonium einsetzen wirst, wenn du den Geigenbogen richtig kolofonieren willst.
Je weicher das Kolophonium, umso stärker die Haftung
Prinzipiell kannst du also von der Faustregel ausgehen, dass die Haftkraft umso stärker ausfällt, je weicher das Kolofonium ist. Reflektiert wird dieser Zusammenhang übrigens auch bei den Bögen für die weiteren Streichinstrumente. So verlang ein Kontrabassbogen nach weichem Kolophonium mit zugleich hoher Haftkraft. Der Cellobogen wünscht sich mittelhartes Kolofonium mit eben auch mittlerer Haftkraft. Demgegenüber begnügt sich der Bratschenbogen bereits mit hartem Kolofonium, das für eine geringe Haftkraft steht. Und schlussendlich sind wir wieder beim Geigenbogen angelangt, der sich mit der geringsten Haftkraft unter den Kandidaten und Kandidatinnen zufriedengibt und sich über sehr hartes Kolophonium freut.
Die erforderlich staubige Konsistenz bleibt nicht ewig
Nun könntest du dir rein theoretisch eine Tonne Kolophonium kaufen und hättest mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit dein Musikerleben lang ausgesorgt. Nein, könntest du nicht. Es bleibt bei der Theorie. Vielmehr ist es so, dass Kolofonium nicht ewig die gewünschte und geforderte staubige Konsistenz behält, sondern im wahrsten Sinne des Wortes altert. Das äußert sich so, dass es auf Dauer klebrig wird. Möchtest du den Geigenbogen richtig kolofonieren, kannst du mit solchem Zeugs nichts mehr anfangen.

Nicht am falschen Ende sparen, rechtzeitig erneuern
Die Qualität des Materials ist wirklich wichtig für die Bespielbarkeit der Saiten und in der Folge deines Instrumentes und des wirklich freien, zugleich aber widerstandsoptimierten Strichs. Das verwendete Kolophonium sollte sich vorbildlich leicht zu Staub zerreiben lassen. Letztlich ist es ein bedeutsamer Teil deiner Signalkette. Und der Ton ist immer nur schön, wie das schwächste Mitglied es erlaubt. Es bringt also herzlich wenig, am falschen Ende zu sparen. Die Faustregel lautet, dass du dich spätestens alle zwei Jahre mit neuem Kolofonium eindecken solltest. Also natürlich nicht dich, sondern deine Saiten. Aber du weißt schon, was gemeint ist.
Geigenbogen richtig kolofonieren: Reinigung als Pflichtprogramm
Am Ende des Tages solltest dich in diesem Kontext dringend an mindestens zwei Dinge halten, nämlich die Bogenhaare regelmäßig mit einem Spezialreiniger aufzufrischen, bei Verwendung einer anderen Kolofonium-Marke zunächst gründlich zu reinigen, Nicht minder wichtig ist es, die Saiten regelmäßig zu reinigen. Ein weiches fusselfreies Tuch ist dafür dein praktisches Werkzeug. Lieber reinigst du regelmäßig Bogenhaare und Saiten, als dass das Kolofonium verklebt. Das könnte dann nämlich in einen recht aufwendigen und arbeitsintensiven Fall ausarten.
Suchst du vielleicht einen neuen Bogen? In diesem Artikel zeigen wir dir, worauf du achten solltest: „Violinbogen für Anfänger: Worauf achten?“





