Bühnenbeleuchtung planen für Einsteiger Part 1: Ein Konzept muss her

Vorbildliche Lichttechnik muss das menschliche Auge täuschen

| Foto: Shutterstock von Roman Voloshyn

Sicherlich kann man Scheinwerfer und Effektlichter wild im Raum verteilen und hoffen, dass das schon irgendwie zum gewünschten Ergebnis führen wird. Sinnvoll schreibt sich anders. Eure stimmige Lichtinszenierung darf kein Zufallsprodukt sein. Für vernünftige Ergebnisse müsst ihr die Bühnenbeleuchtung planen. Schauen wir mal, wie das funktioniert:

Check it: Bühnenbeleuchtung planen

  • Beleuchtungskonzept trotz begrenzter Möglichkeiten
  • Licht und Schatten am Beispiel der Natur
  • Grundlicht, Oberlicht, Seitenlicht, Unterlicht
  • Abstrahlwinkel bedenken
  • Zielsetzung: Plastische Personendarstellung

Bühnenbeleuchtung planen mit den vorhandenen Mitteln

Bühnen- bzw. Lichttechniker sprechen von einem Beleuchtungskonzept. Ihr steht aber anfangs vor der Problematik, dass ihr das Fachwissen zu Möglichkeiten, Notwendigkeiten und Anwendungen erst noch sammeln wollt, damit ihr eine Bühnenbeleuchtung planen könnt. Also wollen wir versuchen, euch praktische und nützliche Informationen an die Hand zu reichen, mit denen ihr eure Lightshow von Anfang an treffsicher aufwerten könnt.

Nicht lange fackeln, aber vorher nachdenken

Ausgerichten wollen wir uns an euren speziellen Anforderungen als ambitionierte Einsteiger. Nämlich denen, dass ihr schnellstens auf die Bühne wollt, sei das in kleinen oder mittelgroßen Clubs, sei das in der Schulaula, im Jugendfreizeitheim oder wo auch immer. Durch überzogen engagierte Vorbereitung solltet ihr euren Enthusiasmus nicht ausbremsen lassen.

Ihr habt einerseits keine Zeit, vor den Gigs erst eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker zu machen, und auf externe Dienstleister könnt ihr noch nicht setzen. Also heißt es, improvisieren und auf leistbares Equipment zurückzugreifen. Versuchen wir, die Basics ein wenig aufzudröseln, mit denen ihr die Bühnenbeleuchtung planen könnt.

Kontrollierter Schattenwurf am Beispiel der Natur

Machen wir uns doch mal gemeinsam Gedanken über die menschlichen Sehgewohnheiten: Aus unserem Alltag gewohnt sind wir das Sonnenlicht. Steht die Sonne zentriert über uns am Himmel, bietet sie uns den breitestmöglichen Fokus schlechthin. In diesem Fall beleuchtet sie Personen und Objekte schattenfrei. Es entsteht ein surrealer Eindruck, eine Momentaufnahme, die sich aufgrund der veränderten Position der Sonne innerhalb weniger Minuten bereits ändert.

Ändert sich ihre Stellung am Himmel, sorgt sie für den als natürlich empfundenen Schattenwurf. Exakt jetzt kommt die menschliche Vorstellungskraft mit empirisch gewonnen Erfahrungen ins Spiel: Obschon wie beispielsweise einen Ball aus unserem Blickwinkel niemals komplett sehen können, wissen wir dennoch, dass er rund ist. Das Licht im Zusammenspiel von Schattenwurf und Erfahrungen sorgt für den dreidimensionalen Eindruck. Ein Trugschluss, den wir kurioserweise als natürlich empfinden.

Sonne und Dunkelheit sind Vorbild für alles | Foto: Shutterstock von Kovalov Anatolii

Musiker, Lichtdesigner und Illusionisten in Personalunion

Eine zunächst dunkle Bühne verlangt nun von euch, eine ganz eigene Natürlichkeit zu erzeugen. Der Raum heißt plötzlich nicht mehr „Natur“, stattdessen lichtleerer Raum, den es zu beleuchten gilt. Und zwar abgestimmt auf die menschlichen Sehgewohnheiten.

Und exakt dabei spielt euch das erwähnte Unterbewusstsein in die Hände. Allein durch die Wahl der richtigen Abstrahlwinkel trickst ihr euer Publikum aus. Ihr spielt mit ihrem räumlichen Vorstellungsvermögen, mit ihrer Erfahrung. Schon bemerkt ihr, dass ihr nicht nur Musiker oder Lichtdesigner, sondern Illusionisten seid. So soll es sein.

Begrenzten Raum effektiv nutzen und lichterloh inszenieren

Lasst uns von der handelsüblichen Bühnengröße ausgehen, so im Veranstaltungslokal oder beim Stadtfest auf einem Anhänger. Klar ist damit: Viel Platz ist schlichtweg nicht vorhanden. Es gilt also, den engen Raum möglichst effektiv auszunutzen.

Was möglicherweise negativ, weil räumlich begrenzt klingt, solltet ihr als positive Gegebenheit erkennen. Weniger Platz heißt automatisch, dass es gemütlich und eng für euch Musiker wird. Allerdings ebenso, dass ihr weniger Equipment benötigt, wenn ihr die Lichtshow planen wollt.

Begrenzt enger Raum hat auch seine Vorteile | Foto: Shutterstock von AnnaTamila

Planerische Aufteilung der Gesamtbeleuchtung

Wollt ihr die Bühnenbeleuchtung planen, ist es wichtig, zunächst die sogenannten Beleuchtungsanforderungen aufzuteilen. Am Anfang steht die Gliederung der Gesamtbeleuchtung in mehrere Zonen, also Grundlicht, Front-, Seiten-, Gassen- und Back-Light sowie Oberlicht. Wie oben bereits angerissen, macht ihr euch bewusst, welche Zone wie beleuchtet wird, als auch welche Schatten dadurch zwangsläufig entstehen bzw. ausgeglichen werden müssen.

Grundbeleuchtung – die Basis für alle weiteren Nuancen

Ziel der Grundbeleuchtung ist es, eine harmonische, breitstreuende als auch pointiert zonierte Beleuchtung der Bühne zu ermöglichen. Die Basic-Beleuchtung verstehen wir in diesem Sinne als Grundgerüst des großen Ganzen. Was wir damit erreichen wollen, ist nichts Geringeres als das Fundament, mit dem anschließend weitreichende Möglichkeiten umgesetzt werden können.

Eure erste Frage ist demnach: Wie viele und welche Arten von Scheinwerfern werden für Grundlicht & Co. benötigt? Eng zusammen hängt die Entscheidung damit, wie viele Personen auf der Bühne in Szene gesetzt werden müssen. Simpler ausgedrückt: Aus wie vielen Musikern besteht eure Band?

Oberlicht: Richtiger Abstrahlwinkel für sehgewohnheitsgerechte Beleuchtung

In größeren Produktionen wie beispielsweise im Theater ist die Rede von sogenannten Portalbrücken. Darunter versteht man in unserem Fall den frontal oberen Rand der Bühne, die Linie, an der die Oberlichter an einer Truss gehängt werden. Nutzen werdet ihr dafür üblicherweise PAR-Scheinwerfer. Die Dinger, die ein optisch ein wenig an traditionelle Milchkannen erinnern.

Ausgehend von der Größe der Bühne, werdet ihr auch diese Beleuchtungsposition nun in mehre Zonen aufteilen. Ausschlaggebend für die Anzahl der notwenigen PAR-Scheinwerfer ist deren Abstrahlwinkel. Wollt ihr die Bühnenbeleuchtung planen, könnt ihr grob davon ausgehen, dass zwei PAR-Scheinwerfer pro Zone für das Oberlicht ausreichen. Hängt allerdings auch damit zusammen, wie viele Personen ihr beleuchten wollt. Verkriechen ist ein No-Go; jeder hat ein Oberlicht verdient.

Eure „Portalbrücke“ für Front- und Oberlicht | Foto: Shutterstock von DisobeyArt

Scheinwerfer im richtigen Abstrahlwinkel ausrichten

Die Scheinwerfer müsst ihr nur noch entsprechend ausrichten. Das Prinzip lautet: Optimale Personenbeleuchtung von oben erzielt man mit einem Abstrahlwinkel von 45°.  Klar, nicht in jeder Location ist das möglich. Diejenigen unter euch, die weiter hinten stehen oder sitzen, kommen zu kurz. Vor allem dann, wenn die Bühne vielleicht ebenso tief wie breit ist.

Lösen könnt ihr das Problem, indem ihr mit weiteren Lichtstativen oder einer weiteren Truss eine weitere Portalbrücke – ein Z-Portal – in der Mitte der Bühne integriert. Dadurch lässt sich der erforderliche Abstrahlwinkel wieder umsetzen. Aber spätestens jetzt geht es langsam ans Ersparte. Darauf wollten wir Rücksicht nehmen und nicht übertreiben. Dennoch ist unser Ziel die sehgewohnheitsgerechte Ausleuchtung von Personen und Objekten.

Das Oberlicht ist für euch zugleich das sogenannte Vorderlicht. Wissen müsst ihr, dass es insbesondere die Gesichtszüge betont, allerdings keine oder kaum räumliche Tiefe entstehen lässt. Deshalb immer sinnvoll, es nicht allein einzusetzen. Andernfalls riskiert ihr die szenische Illusion.

Seitenlicht sorgt für Plastizität bei der Personenbeleuchtung

Abgesehen von der Farbe ausschlaggebend für die nicht krank oder unnatürlich wirkende Darstellung von Personen ist insbesondere die Richtung, aus der das Licht abgestrahlt wird. Korrekter ausgedrückt müsste es heißen: Die Richtung, in der das Licht auf die jeweilige Person trifft. Wichtiger Faktor, wenn ihr die Bühnenbeleuchtung planen wollt.

Besonders plastisch wirken Personen und Objekte, die per Seitenlicht angestrahlt werden. Idealerweise werden die Spots auf Höhe der zu illuminierenden Person platziert. Und wie der Ausdruck „Seitenlicht“ bereits verdeutlicht eben links oder rechts. Derart positioniert sorgen die Scheinwerfer für nur geringen Schattenwurf.

Damit habt ihr euch Musiker also bereit von oben und von der Seite in Szene gesetzt. Sind wir mal ehrlich, ist das Szenario vollkommen unnatürlich. Aber durch die Beleuchtung von oben und von der Seite gleichzeitig schafft ihr die gewollte Illusion: Ihr werdet plastisch gesehen, obschon die Gäste in Wahrheit nur einen Bruchteil von euch überhaupt sehen können.

Mit Seitenlicht wird’s langsam plastisch | Foto: Shutterstock von BLUR LIFE 1975

Gegenlicht hebt euch markant vom Hintergrund ab

Gegenlicht muss äußerst durchdacht und vorsichtig eingesetzt werden. Zumal Gegenlicht in den meisten Fällen von hinten kommt, lautet die erste Problematik, dass das Publikum nicht geblendet werden kann. Solche Spezialitäten gehören in die Abteilung der Effektlichter. Personen, die im Gegenlicht dargestellt werden, werden dadurch markant vom Hintergrund abgesetzt. Das Resultat des entstehenden Lichtsaums ist effiziente räumliche Tiefe.

Deutlich vom Hintergrund abgehoben durch Gegenlicht | Foto: Shutterstock von Oleksandr Nagaiets

Backlight – den Bühnenhintergrund mit Licht „tapezieren“

In diesen Kontext fällt auch das Backlight, nicht zu verwechseln mit dem Gegenlicht. Der Name ist Programm, mit diesem Licht geht macht ihr die Bühne zusätzlich zum Raum im Raum. Mit der Personenbeleuchtung hat das zunächst wenig zu tun. Auch solltet ihr Backlights nur sparsam einsetzen. Immerhin ist es so, dass Personen sich nur vom (dunklen) Hintergrund abheben können, sofern die Dunkelheit überhaupt vorhanden ist.

Unterlicht – für eure Zwecke eigentlich Schnee von vorgestern

Was sich auf gigantischen Bühnen sicherlich vorteilhaft auswirkt, ist für eure Anforderungen vermutlich unnötig: das Unterlicht. Es sei denn, ihr wollt besonders böse wirken. Durch die Beleuchtung von unten wirkt ihr schauderhaft bis gruselig. Kann man machen, muss man aber nicht machen. Stellt euch vor, für das Unterlicht nutzt ihr bei der Planung der Bühnenbeleuchtung auch noch die Farbe Grün. Schon klar; ihr wisst, wovon wir sprechen. Mit Plastizität hat das nichts zu tun; allenfalls mit Gruselfaktor.

Vielleicht interessant in diesem Zusammenhang: Unterlicht ist eigentlich ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Damals war es die einzige Möglichkeit, Personen vom Bühnenrand aus zu illuminieren. Irgendwann war es nicht mehr und nicht weniger als ein Effekt. Für solche punktuellen Effekte nutzt man heutzutage eher sogenannte Blinder. Die könnt ihr integrieren; anfangs ist das bei eurer Planung der Bühnenbeleuchtung nicht zwingend nötig.

Weitere Themenbereiche zur optimalen Ausleuchtung folgen in Kürze

Setzt ihr diese angesprochenen Komponenten mit Fingerspitzengefühl ein, habe ihr damit bereits die Basis für den „Raum im Raum“ geschaffen. Klar, die Lichttechnik ist vielschichtig und muss sich dabei auch die Fragen beantworten, welche Scheinwerferarten zum Einsatz kommen und mit welchen Effektlichtern und Zusatzkomponenten ihr den kreativen Ausdruck eurer Performance untermauert. Dazu beim nächsten Mal gerne mehr.

Bis dahin leuchtende Grüße – Eure Redaktion von musikmachen.de

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Wenn ihr mehr über Lichtkomponenten erfahren möchtet, werft doch mal einen Blick auf unseren Artikel zum Thema „Was ist ein Bühnenfluter“.

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