Was du wissen solltest

Laute spielen: Saiteninstrument mit dem geschichtlichen Charme

Als die Laute gesellschaftsfähig und gefragt wurde | Foto: Shutterstock von Everett Collection

Im hohen Altertum war die Laute ein allgemein beliebtes Instrument, das in den vergangenen Jahrhunderten gleich mehrere Blütezeiten erlebte. Der Siegeszug des zauberhaft klingenden Saiteninstrumentes ist mittlerweile etwas verblasst. Der Charme ist geblieben. Wenn auch du gerne Laute spielen möchtest, haben wir hier einige Informationen und Tipps für dich:

Check it: Laute spielen zwischen gestern und heute

  • Eine Portion Historisches
  • Stehend oder sitzend – richtige Haltung
  • Anforderung für Greif- und Anschlagshand
  • Spezielle Spielweise: Zwicken

Laute spielen – eine Portion Geschichte gefällig?

Wie vermutet, handelt es sich bei der Laute um ein äußerst geschichtsträchtiges Instrument. Erste Vorgänger der Renaissance- und Barockinstrumente haben sich bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. zu Wort gemeldet. Es sollte Jahrhunderte dauern, bis die Laute nicht mehr nur als reines Ensembleinstrument, sondern auch als Soloinstrument eingesetzt wurde. Und zwar bis zum 16. Jahrhundert.

Zu ebendiesem Zeitpunkt begannen die Lautenspieler sich vom Plektrum zu verabschieden und zupften die Saiten mit den Fingern an. Damit wurde die Laute zum polyphonen Soloinstrument. Auch vor diesem Hintergrund wurde sie immer populärer und erlebte ihre Blütezeit als bevorzugtes Hausmusikinstrument im 17. Jahrhundert.

Stelle als Hof-Lautenspieler möglicherweise noch frei

So etwa im England des 17. Jahrhunderts, aus dem mit John Dowland auch das vermutlich größte Lautengenie Europas stammte. Nach etlichen musikalischen Studienstationen hatte der 1562 geborene Dowland sich als Lautenist am Hof von Königin Elisabeth beworben, allerdings vergeblich.

Die Stelle ist also eventuell noch frei, falls du dort Laute spielen möchtest, kann du schon mal eine Bewerbung losschicken. Aber ganz ehrlich, wir wollen hier nicht in der Vergangenheit versinken. Du möchtest Laute spielen; dich interessieren das Instrument und die Musik.

Als die Laute gesellschaftsfähig und gefragt wurde | Foto: Shutterstock von Everett Collection

Laute spielen und das Instrument richtig halten

Wie die Laute gehalten wird, hängt maßgeblich davon ab, wie und womit du sie spielst. Die Problematik für die korrekte Haltung ist letztlich der schalenförmige Boden, der sich selbstredend nicht wie der einer Gitarre flach vor dem Bauch halten lässt, erst recht nicht ohne Gurt. Ebenso ist es anspruchsvoll, den schildkrötenförmigen Korpus auf dem Bein zu stellen.

Wenn du Laute spielen möchtest, wirst du dir eine weitgehend entspannte Haltung angewöhnen müssen, in der du das Instrument am besten ausbalancieren kannst. Ganz darauf zu verzichten, den Hals durch die Greifhand und den Korpus durch etwa den Ellbogen am anderen Arm oder direkt durch die Anschlagshand zu stützen, ist kaum möglich. Aber wenn du dich ein wenig daran gewöhnt hast, geht das in Fleisch und Blut bzw. in Hände, Arme und Körper über.

Haltung und Spielweise im Stehen | Foto: Shutterstock von Ebtikar

Anforderungen für Greif- und Anschlagshand

Über Jahrhunderte wurde die Laute mit dem Plektrum – meistens aus Holz gefertigt – gespielt. Kurioserweise entwickelte sich das damals vollkommen konträr zu den Entwicklungen beispielsweise bei Western- oder E-Gitarren. Denn zum Ende des 15. Jahrhunderts legten die Lautenspieler das Plektrum beiseite und konzentrierten sich vielmehr auf das Anschlagen und Zupfen mit den Fingern. Und damit wären wir zugleich wieder zurück beim soeben behandelten Thema, der Haltung.

Veränderte Körperhaltung von stehend zu sitzend

Denn daraus ergab – und ergibt – sich ebenso eine andere Körperhaltung. Beim Spielen mit dem Plektrum, wurde meistens im Stehen gespielt. Mit dem Fokus auf das Anschlagen mit den Fingern, setzte sich das sitzende Spielen durch. Je nachdem, welche Musik du auf der Laute spielen möchtest, ob du filigrane Passagen mit Solo-Nimbus oder die etwas rudimentärere Liedbegleitung abliefern willst, entscheidest du dich für das sitzenden oder stehende Spiel.

Haltung und Spielweise im Sitzen | Foto: Shutterstock von nayef hammouri

Es bleibt Geschmacks- und Komfortfrage

Letztlich ist es Geschmacks- und Komfortfrage. Wissen solltest du allerdings, dass die optimale Haltung eben auch mit der Art der Musik zusammenhängt. In beiden Varianten wird meistens der kleine Finger der Greifhand als Stützfinger genutzt. Auch hier keine absolutistische Vorgabe. Aber so machen es die meisten und das wird seinen sinnvollen und aus Erfahrung gewonnenen Grund haben.

Eigentlich ein typisches Saiteninstrument

Bis dahin unterscheidet sich das Spiel allenfalls unwesentlich von anderen Saiteninstrumenten, sofern wir die individuelle Stimmung außeracht lassen. Deutlich anders hingegen ist die Aufgabe der Anschlagshand, selbst wenn es in dieser Hinsicht selbstverständlich keine allgemein zwingenden Vorgaben gibt, höchstenfalls (Wie heißt noch dieses stylisch neudeutsche Wort?) Handlungsempfehlungen.

Saiten und Chöre in Zonen unterteilt

Gebräuchlich ist es jedenfalls, dass die Chöre auch in den Notationen unterteilt werden. Indes der Mittelfinger oder Mittelfinger der Anschlagshand insbesondere die oberen vier Chöre bedienen soll, schlägst du alle anderen Saiten zunächst mit dem Daumen an. Lass dich dabei nicht zu sehr in ein selbstbeschränkendes Korsett zwängen. Selbstredend gibt es immer wieder Passagen und Melodien, bei denen abweichende Fingersätze die passendere Wahl sein können.

Die Zonen werden mit unterschiedlichen Fingern gespielt | Foto: Shutterstock von nayef hammouri

Zwicken hat nichts mit Ärgern zu tun – spezielle Spieltechnik

Im Laufe der Zeit wirst du unterschiedlichste Techniken erlernen, wenn du Laute spielen möchtest und Schritt für Schritt das Instrument entdeckst. Eine davon ist das sogenannte Zwicken. Und nein, das hat nun nicht das Geringste damit zu tun, dass du irgendwelchen Menschen in die Hüfte zwicken oder dich selbst wachmachen sollst.

Das Zwicken imitiert das Spiel mit dem Plektrum. Auch nicht schlecht. Da verzichtet man erst auf das Plektrum, um es dann mit den Fingern wieder zu kopieren. Copyshop der besonderen Art. Die Erklärung ist gleichermaßen simpel wie der Auf- und Abschlag mit dem Plektrum. Nur dass die gegenläufige Auf- und Ab-Bewegung nun von Daumen und Zeigefinger ausgeführt wird.

Kräfteverhältnis von Daumen, Zeige- und Mittelfinger beachten

Beachten musst du dabei eine vollkommen menschliche Eigenschaft, wobei du das Schicksal mit den Klassikgitarristen teilst. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Wenn du einen handelsüblichen Daumen besitzt, ist der Stärker als die anderen Finger. Schöne Grüße an die Evolution. Deshalb kommt der Verteilung der Anschläge spezielle Bedeutung zu. Einerseits ist es dein Bestreben, die Töne möglichst gleichlaut zu spielen. Auf der anderen Seite beugst du dem Lautstärkechaos dadurch vor, dass du mit dem Daumen hauptsächlich auf die betonten Zählzeiten spielst.

Und noch ein Gedanke zum Spiel mit Plektron oder den Fingern

Bitte nicht falsch verstehen, dass wir hier das Augenmerk besonders auf das Anspielen mit den Fingern gelegt haben, ist das keinesfalls ein musikalisches Ausschlussverfahren. Wenn du Laute spielen möchtest, ist es ganz alleine deine Entscheidung, welche Spielweise du dir antrainierst. Grundsätzlich vorteilhaft ist es natürlich, beide Varianten zu beherrschen.

Pragmatisch einfach umschulen mit der Gitarrenlaute

Gerade für Gitarristen könnte eine Gitarrenlaute die Bekanntschaft mit diesem Instrument erleichtern. Die Stimmung ist identisch; doppelchörige Saiten gibt es nicht. Immenser Vorteil für Gitarristen ist nur folgerichtig, dass sie hinsichtlich der Griffweise nicht erst umsatteln müssen. Und für die meisten Gitarreros, wenigstens aus der Stahlsaiten- oder E-Gitarrenabteilung, ist der Umgang mit dem Plektrum die Normalität. Somit könnte auch diese Spielweise dir schnell in den Lautensattel helfen. Einfach loslegen. Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es.

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Schon kurios ist die Entwicklung der Laut mit ihren unterschiedlichen Saiten und Stimmungen. Das kennen auch andere Instrumente. Hier unser Artikel zum Thema „Warum hat eine Gitarre 6 Saiten“.

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