Warum sind Klaviertasten schwarz und weiß?

Auf Spurensuche: Die Gründe für Ebony and Ivory

Warum sind Klaviertasten schwarz und weiß? | Foto: Shutterstock von iTref

Für Musiker eine Selbstverständlichkeit, die sie nicht lange hinterfragen; für musikalische Laien ein Mysterium: Beim Klavier befinden sich jede Menge Tasten nebeneinander. Um genauer zu sein: üblicherweise 88. Aber weshalb sind die farblich unterschiedlich? Warum sind Klaviertasten schwarz und weiß? Hier ein paar Erklärungen:

Check it: Warum sind Klaviertasten schwarz und weiß?

  • Optische Aufteilung von Natur- und Halbtönen
  • Ein Ausflug in die Geschichte
  • Zwischen Mondänität und praktischem Nutzen
  • Ebony & Ivory – Ebenholz und Elfenbein

Zunächst stellt sich die Frage, weshalb die Tasten überhaupt farblich unterschiedlich sind. Und dann auch noch derart systematisch. Um es ganz plakativ auszudrücken: Eine Klavier-, Flügel- oder Pianotastatur ist einfach derart groß, dass man sich irgendwo orientieren muss. Stellen wir uns vor, die zahlreichen Tasten wären alle monoton unifarben, selbstverständlich ohne Beschriftung. Ganz schön heikle Angelegenheit, stets die richtigen Töne zu treffen. Aber warum sind Klaviertasten schwarz und weiß?

Wenn du etwas deutlich sicht- und erkennbar machen möchtest, dann hilft nur ein echter Kontrast. Einen deutlicheren Kontrast als schwarz und weiß kann es für die Augen nicht geben. Nur logisch also, dass diese beiden Farben als Unterscheidungs- und Orientierungsmerkmal genutzt wurden und werden. Nicht zu vergessen, dass es in der historischen Entwicklungsgeschichte keine anderen Farben gab, mit denen die Tasten mit langlebig hätten gefertigt werden können.

Die unendlichen Weiten einer Klaviertastatur | Foto: Shutterstock von otnaydur

Ein wenig Notentheorie kann beim Verständnis helfen

In der Notenlehre spricht man einerseits von „natürlichen“ Tönen. Letztlich sind das die 7 Töne der C-Dur-Tonleiter, die also (zunächst) ohne Vorzeichen notiert und gespielt werden. Diese Töne befinden sich auf den weißen Tasten. Fehlen noch die sogenannten Halbtöne. Diejenigen, die in den Noten mit einem Vorzeichen versehen sind. Also mit einem „#“ oder einem „b“. Von diesen Halbtönen gibt es fünf. Und genau das sind die schwarzen Tasten.

Leicht nachvollziehbar ist, dass die Anordnung der Tasten sich schlichtweg als die optimalste räumliche Gestaltung für die Hand entwickelt hat. Ziel war und ist es – wie auf jedem anderen Instrument auch – die Fingersätze so kurz und komfortabel wie möglich zu halten.

Bei der Klaviertastatur spiegelt sich dieser Gedanke in der Anordnung der Tasten. Und die hat ganz unmittelbar mit der Frage zu tun: Warum sind Klaviertasten schwarz und weiß? Grundsätzlich geht es um optische Unterscheidung und schnelle Orientierung. Ja okay, natürlich auch um mondänes Design.

Die Halbtöne sind farblich deutlich erkennbar | Foto: Shutterstock von Corbin Davis

Herzlich willkommen in der Vergangenheit

Keine Angst, wir wollen nicht staubtrocken durch die Vergangenheit schlendern. Doch die Klaviertastatur hat eine Jahrhunderte alte Geschichte hinter sich. Exakt darin liegt die Antwort auf die Frage: Warum sind Klaviertasten schwarz und weiß?

Heutzutage kaum vorstellbar, aber noch im 18. Jahrhundert waren die Farben der Klaviertasten vollkommen umgekehrt: Die Naturtöne holzbelassen bis schwarz, die Halbtöne (annähernd) weiß. Das heutige Weiß war das damalige Schwarz. Wirklich schwarz/weiß war das nicht. Allenfalls annähernd. So etwa hundert Jahre später wurden Klavier, Piano & Co. populärer.

Es war mal vollkommen anders | Foto: Shutterstock von FREEDOMPIC

Vermutet wird, dass die beiden Farben nun aus optischen Gründen getauscht wurden, zumal Schwarz eher als Hintergrundfarbe verstanden wird, Weiß hingegen präsenter ist. Am Prinzip änderte sich nichts. Es gab lediglich optisch einen neuen Anstrich. Um Qualität und Design zu perfektionieren, mussten erst einmal die passenden Materialen vorhanden sein. Und damit schwingen wir uns in 19. Jahrhundert:

Elfenbein war das Material für ästhetische Eleganz | Foto: Shutterstock von Nadezhda Bolotina

Leider unangenehm, aber in damaligen Zeiten real

Auch wenn wir wirklich lieber eine andere Geschichte erzählen würden. Doch die Vergangenheit lässt sich nun mal nicht neu erfinden: Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Möglichkeit, Klaviertasten mit Elfenbein oder Knochen zu versehen. Blütenweiß, ein Ausdruck von ästhetischer Eleganz und Hochwertigkeit. Hauptsächlich genutzt wurde dafür das Elfenbein – die Stoßzähne – asiatischer Elefanten.

Moralisch nach unseren heutigen Maßstäben und Wertevorstellungen ganz sicher nicht okay. Aber andere derart zähe, optisch attraktive und zugleich polierbare Materialien gab es damals nicht. Ein Flügel, Klavier, Piano in damaliger Zeit war Ausdruck von Exklusivität, Mondänität und Reichtum. Durch die blütenweißen Tasten wurde es noch mehr zum Prestige-Objekt, zur Aussage dafür, dass der Besitzer zur hohen Gesellschaft gehörte.

Glücklicherweise bestehen mittlerweile derart viele restriktive Vorschriften gegen Wilderei und den Handel mit Elfenbein, dass die Hersteller längst zu anderen Materialien übergegangen sind. Der Einsatz von Elfenbein ist heutzutage nur wenigen dafür autorisierten Herstellern erlaubt. Damit kann man eben auch fernab von Wilderei verantwortlich umgehen. Gleiches gilt für die schwarzen Tasten:

Ebenholz – eines der schönsten überhaupt | Foto: Shutterstock von chonticha stocker

Der optische Kontrapunkt

Auch für die schwarzen Tasten musste hochwertigstes Material gefunden werden. Die Hersteller nutzten dafür Ebenholz. Ein Holz, das sich durch die schöne Maserung und die dunkle Farbe auszeichnet. Wie dunkel? Denken wir an Schneewittchen, dessen Haar so „schwarz wie Ebenholz“ war.

Ebenholz gehört zu den Tropenhölzern. 1994 wurde es in die Rote Liste der gefährdeten Arten aufgenommen. Diverse Unterarten sind vom Aussterben bedroht. Die Hersteller finden auch hier inzwischen die geeigneten und ökologisch verträglichen Alternativen.

Schöner Gedanke: Farbkontrast als Ausdruck von Menschlichkeit

Im Laufe der Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte wurden immer wieder etwas merkwürdige Gedanken in die beiden Farben hineininterpretiert, auch dusselige Witze gemacht. Rassismus ist ein mehr als trauriger Auswuchs dieser Welt, den es unbedingt zu bekämpfen gilt. Wegzuleugnen, dass es den gibt, wäre allerdings weltfremd. Das Thema „Warum sind Klaviertasten schwarz und weiß“ ist auch immer wieder in musikalischen Meilensteinen aufgegriffen worden.

„Ebony and ivory live together in perfekt harmony“ heißt es in dem Song von Paul McCartney im Duett mit Stevie Wonder. Gemeint ist selbstverständlich die Vision von einem harmonischen Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Hautfarben und ethnischer Gruppen. Die Übersetzung von „Ebony And Ivory“ heißt übrigens nicht schwarz und weiß, sondern „Ebenholz und Elfenbein“. Aber jeder weiß, was damit gemeint ist. Und das ist ein unbedingt schöner Gedanke.

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