Wie die Gitarre zum musikalischen Chamäleon wird

Instrumente imitieren auf der Gitarre – einfach mal ausprobieren

| Foto: YouTube

Immer treten Gitarristen an, um andere Instrumente zu imitieren. Mit Multieffekten ist heutzutage ja so ziemlich alles machbar. Dass das auch ohne externe Effekte funktioniert, beweist YouTuber Davidlap. Dafür nutzt er simple Hilfsmittel und spezielle Spieltechniken. Zack, aus der Gitarre wird ein Multiinstrument. Inspirierend allemal. Aber schaut selbst:

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Wenn die Gitarre selbst Multiinstrument wird

Faszinierend, was mit der Gitarre so alles möglich ist

Eigentlich bist du Gitarrist, dann kommt jemand mit stolzgeschwellter Brust und sagt mit süffisant arrogantem Unterton: „Was ist schon eine Gitarre, ich spiele Cello.“ Deine Reaktion: „Kann ich auch.“ Der Nächste brüstet sich mit schottischem Selbstverständnis und meint: „Ich spiele das wahre Instrument: Dudelsack.“ Deine Reaktion: „Kann ich auch.“

Weitere Exoten kommen ans Tageslicht, die sich allesamt über dich erheben wollen. Sitar, Koto, Streichinstrumente. Und du zauberst immer wieder dieselbe Antwort aus deinem Vokabular: „Kann ich auch!“ Das Besondere dabei: Du spielst all das auf einem einzigen Instrument: deiner Gitarre! Effekte nutzt du dafür nicht. Undenkbar? Na ja, eigentlich schon.

Gäbe es da nicht Typen wie den YouTuber „Davidlap“. Trickreich und mit Unterstützung einiger Hilfsmittel wie einem Cellobogen oder einem simplen Stift imitiert er auf der Gitarre unterschiedlichste Instrumente von Bagpipe über die Violine bis zum Banjo und mehr.

Wenn die Gitarre zum Dudelsack mutiert

Die E-Gitarre lässt er mit ein wenig Distortion garniert wie einen Dudelsack erklingen. Die tiefen Saiten spielt er an, lässt den Ton stehen und liefert damit den Basston. Mit einer Kombination aus Tapping, einer speziellen Plektrum-Technik und natürlich den typischen Tönen mit langem Sustain spielt er in den hohen Bünden die Melodie. Schon fühle ich mich wie in den Highlands.

Ab ins musikalische Reich der aufgehenden Sonne

Dann wiederum spannt er unter die Saiten einer akustischen Gitarre einen rohrähnlichen Gegenstand, gewissermaßen als doppelten Sattel. Den Gegenstand platziert er zwischen Saiten und Hals auf dem 12. Bund, wodurch er die Mensur unterteilt und nun relativ perkussiv auf beiden Seiten spielen kann. Das Resultat: die Klampfe klingt wie eine japanische Koto.

Percussion und Fingerstyle aus einem Guss

Einen vielleicht nicht ganz so außergewöhnlichen Klassiker führt Davidlap vor, indem er die Gitarre als Percussion-Instrument nutzt. Auf Decke, Zargen und mehr mit dem Handballen zu klopfen, wird von einigen Heros der Acoustic-Szene wie Don Ross und Co. immer wieder als rhythmisches Stilmittel eingesetzt.

Beeindruckend und ein Teil dessen, wie man andere Instrumente imitieren kann, bleibt es dennoch. Erst recht dann, wenn er das musikalische Gaspedal durchtritt und Percussion und perkussives Gitarrenspiel über die gesamte Mensur hinweg miteinander kombiniert.

Mit einem simplen Stift zum Streichinstrument gewandelt

Spätestens im nächsten Teil des Clips wird’s dann ziemlich abgefahren. Die Zutaten: Die akustische Gitarre und ein handelsüblicher Stift. Den Stift nutzt er als Geigenbogen und streicht damit die Saiten, allerdings nicht horizontal wie mit einem klassischen Bogen, stattdessen vertikal und mit ziemlich schnellen Auf- und Ab-Bewegungen. Und plötzlich klingt die Klampfe wie eine Violine mit schnellen Passagen, beeindruckend ähnlich und authentisch. Vor allem deshalb, weil Davidlap das ohne Effekte hinkriegt.

Nach dem gleichen Strickmuster widmet er sich ebenfalls mit einem Stift den tiefen Saiten. Durchdachte Fingersätze und das typischen Tonmaterial: Lediglich durch den Stift und die spezielle Spieltechnik verwandelt sich die Akustik-Gitarre in ein Cello.

Auch die indische Sitar darf in der Sammlung nicht fehlen

Weiter geht’s mit der E-Gitarre. Mit einem kleinen Hilfsmittel unterdrückt er die Saitenschwingungen und reduziert das Sustain auf ein üblicherweise eher ungewolltes Minimum. Er lässt sogar die Saiten bewusst scheppern. Der Sound bleibt clean, wird also auch keinesfalls extern aufgemotzt oder moduliert. An welches Instrument erinnert uns das? Richtig, die E-Gitarre ist einer Sitar täuschend echt nachempfunden.

Jimmy Page & Co. modern interpretiert: Geige und Cello mit Bogen

Einen weiteren Klassiker adaptiert Davidlap mit dem Bogen auf der akustischen Gitarre: Er macht die Gitarre diesmal wiederum zum Streichinstrument – zum Cello. Sieht ziemlich surreal aus, wenn er sich die Klampfe zwischen die Beine stellt. Aber es funktioniert eindrucksvoll.

Und er setzt noch einen drauf: Sobald er in den hohen Bünden auf den hohen Saiten greift und währenddessen mit dem Bogen spielt, erklingt die Gitarre als Geige. Durch die Kombination tiefer und hoher Saiten spielt Davidlap Cello und Violine gleichzeitig. Bekannt ist diese Nummer von Jimmy Page, der das bei Led Zeppelin vor vielen Jahren mit der elektrischen Gitarre gemacht hat.

Mit einem Papiertuch zum Akustikbass

Ein simples Papiertuch wickelt er zusammen und klemmt es am Steg unter die Saiten seiner E-Gitarre. Leicht nachvollziehbar, dass die Saiten dadurch sehr trocken abgedämpft werden. Der Klang erinnert an den Sound eines traditionellen Akustikbasses. Zumal die Töne ohne externe Effekte nicht so tief sein können wie bei einem echten Bass, ist dieses Imitat interessant, dennoch vielleicht nicht so vollkommen überzeugend.

Authentisch: Banjo made by Davidlap

Überzeugend authentisch wird es dann wiederum beim Banjo aus dem Davidlap-Copyshop: Auch hier nutzt er ein einfaches Papiertuch, mit dem er die Saiten einer Telecaster im Bereich der Pickups unterfüttert und massiv abdämpft. Der Sound ist clean, die Spielweise ist schnell, obschon er nicht mit Fingerpicks, sondern mit dem Plektrum spielt. Das Banjo hat seinen ehrwürdigen Copy-Partner gefunden.

Experimentieren mit der guten Portion Musiker-Verrücktheit

Dazu, Instrumentensounds naturgetreu nachzustellen, gehört eine Menge Experimentierfreude. Ein wenig durchgedreht muss man dafür schon sein. Aber das sind wir Musiker doch letztlich alle. Also viel Spaß beim Ausprobieren. Ihr müsst ja nicht alle artfremden Musiker überflüssig und arbeitslos machen.

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