Für viele Musizierende ist die Steirische ein Exot, für die Freunde der alpenländischen Volksmusik hingegen ist diese spezielle Harmonika eine Selbstverständlichkeit, sogar mehr als das, sie ist ein außergewöhnlich klingendes Vorzeigeinstrument. Wenn auch du von ihr begeistert bist und eine Steirische Harmonika kaufen möchtest, kommen hier unsere Tipps für dich:
Check it: Tipps für den Kauf der Steirischen
- Die Liebeserklärung an die Außenseiterin
- Wer hat’s erfunden?
- Außergewöhnliche Attribute der Klang-Ikone
- Bewusste Reduktion aufs Wesentliche
- Funktionale und optische Meisterwerke
- Wieviel Reihen sollten es sein?
Steirische Harmonika kaufen – eine Liebeserklärung der Individualität
Wenn wir behaupten würden, die Steirische Harmonika sei eine Außenseiterin unter den Akkordeons, wäre der Aufschrei der Fans der typisch alpenländischen Musik nicht zu überhören. Vermutlich würden sie uns in Grund und Boden jodeln. Wir tun’s trotzdem; schließlich ist es nichts Negatives, eine Außenseiterin zu sein. Immerhin sind Außenseiter per se etwas Besonderes, etwas Herausragendes. Und exakt das gilt eben auch für die Steirische. Aber klären wir zunächst einmal den Namen:
Verwirrender Name, wenn du kein österreichischer Native Speaker bist
Die Bezeichnung könnte hinsichtlich ihrer Herkunft nämlich durchaus verwirrend sein. Wenn du eine Steirische Harmonika kaufen möchtest, solltest du dich in dieser Hinsicht nicht hinters alpenländische Licht führen lassen. Naheliegend wäre, dass sie aus dem österreichischen Bundeland Steiermark stammt. Ganz sicher ist es dort mit der wunderbaren Landschaft und den netten Menschen sehr schön. Aber dort wurde sie keineswegs geboren.
Wer hat’s erfunden? Nein, nicht die Schweizer
Vielmehr hat diese spezielle Art des Akkordeons in Wien das Licht der Welt erblickt. Mit ihrem diatonischen Aufbau ist die Steirische speziell auf die alpenländische Volksmusik ausgerichtet, eine Musik die meistens vor Lebensfreude sprudelt, die zum Mitsingen und Mitspielen animiert, und dabei vornehmlich von ihren reinen Tonleitern und schmerzfreien Intervallen lebt. Und genau diese ländliche Musik wurde und wird in der österreichischen Hauptstadt als steirisch bezeichnet. Schon wird klar: Der Name Steirische ist keine Herkunftsbezeichnung, sondern steht als Synonym für die Art der Musik.
Einzigartig aufgrund diverser bauseitiger Besonderheiten
Die Steirische Harmonika zeichnet sich durch gleich mehrere Besonderheiten aus. Lediglich eine davon ist die diatonische Anreihung der Töne aus. Ein sehr spezielles Merkmal, allerdings ist das noch kein Alleinstellungsmerkmal. Immerhin gibt es weitere reinweg diatonische Akkordeons. Zusätzlich speziell ist sie zunächst dadurch, dass die Töne in drei bis fünf Reihen angeordnet sind, dabei liefern die Knöpfe der jeweiligen Reihen ausschließlich Töne für jeweils eine Tonart. Auch das ist besonders, aber nicht einzigartig. Wenn du eine Steirische Harmonika kaufen möchtest, bist du damit noch kein Einzelgänger.
Der sonore Sound der Helikon-Bässe als echtes Alleinstellungsmerkmal
Aber was ist denn nun das wirklich Ungewöhnliche. Nun ein echtes Alleinstellungsmerkmal sind die stark klingenden Helikon-Bässe. Genau die sind nämlich für den Typischen Sound der Steirischen Harmonika verantwortlich. Achtung, die Lobhudelei geht los Helikon-Bässe sind üblicherweise eine Oktave tiefer gestimmt, als die bei einem herkömmlichen Akkordeon. Die Quetsche kann den Basssound der Steirischen nicht kopieren oder simulieren. Helikon-Bässe können bei einem herkömmlichen Akkordeon nicht verbaut werden.
Vom herkömmlichen Akkordeon unkopierbar wegen mangelndem Platzangebot
Der Grund: Die Helikon-Bässe sind zu groß. Und aufgrund der zahlreichen Bässe beim Standard-Akkordeon ist schlichtweg nicht ausreichend Platz vorhanden. Dumm gelaufen für das normale Akkordeon, gut gelaufen für dich, wenn du eine Steirische Harmonika kaufen willst. Wer einmal gehört hat, welcher bassbetonte Druck aus diesem Instrument kommt, kann eigentlich nur begeistert sein.
Spezielle Stimmplatten benötigt, um den Bassklang zu entwickeln
Um diese Helikon-Bässe überhaupt nutzen zu können, müssen auch übergroße Stimmplatten nötig. Und die heißen, gut festhalten, jetzt kommt eine unglaubliche Überraschung, die groß dimensionierten Stimmplatten heißen „Helikonstimmplatten“. Unfassbar, ohne Hilfestellung wären wir darauf sicher niemals gekommen. Von diesen Stimmplatten gibt es verschiedene Varianten, einfach und doppelt. Aber wir wollen es mit den tiefschürfenden Details nicht übertreiben. Klar aber ist, die Stimmplatten tragen entscheidend zum sonoren Klang des Instrumentes bei. Du möchtest eine Steirische Harmonika kaufen und nicht eigenhändig bauen.
Das Kuriosum des Gleichtons bei einem Wechseltoninstrument
Kommen wir zu einer weiteren Besonderheit, über die du Bescheid wissen solltest, wenn du eine Steirische Harmonika kaufen willst. Grundsätzlich ist die Steirische ein Wechseltoninstrument. Bei Ziehen und Drücken des Balgs erklingen demnach unterschiedliche Töne. Zusätzlich verfügt sie über den sogenannten Gleichton. Der bedeutet exakt das, was der Name besagt. Es gibt Tasten bzw. Knöpfe die bei Zudruck und Aufzug eben nicht unterschiedlich, sondern exakt gleich klingen, man nennt das „gleichtönig“.
Gleichton erleichtert das Greifen von Akkordfolgen ungemein
Dabei handelt es sich um den fünften Ton der Tonleiter, der Teil mehrerer Harmonien im diatonischen Zusammenhang ist. Bei der Tonart C-Dur etwa ist es der Ton G, die Dominante. Puh. Das ging für Einsteiger schon ganz schön ans Eingemachte. Sorry, soll nicht wieder vorkommen. Tatsache ist, dass die Bassbegleitung und vor allem das Greifen von Akkordfolgen enorm erleichtert wird.
Musikalisch eingeschränkt aufgrund der fehlenden tonartfremden Töne
Die musikalischen Möglichkeiten sind sicherlich etwas eingeschränkt. So ist die Steirische Harmonika sicherlich kein Instrument, das sich beispielsweise für Jazz, Tango oder den hochkomplexen französischen Musette-Walzer anbietet. Das aber ist ja auch nicht ihre evolutionäre Bestimmung. Nun könnte man vermuten, die Alpenländler hätten dieses Instrument für sich und ihre Musik exklusiv gepachtet. Und schon wieder liegen wir mit unseren Vermutungen falsch. Zum optimalen Einsatz kommt sie etwa bei Tiroler Hits und der weiteren Volksmusik, aber sogar in der italienischen Klassik ist die Steirische schon gesichtet worden.
In der Reduktion aufs Wesentliche und Notwendige liegt die Kunst
Aber weshalb reiten wir so sehr auf dem Zusammenhang zur alpenländischen Volksmusik herum? Nun, tatsächlich existiert in der Musik der Alpen kein einziges Stück mit mehr als drei Tonarten. Alterierte Töne und sonstige tonartfremde Halbtöne entfallen ebenfalls. Insofern ist die Steirische aufs Wesentliche reduziert und ohne tonale Umwege konstruiert. Das sympathische Prinzip der Ausstattung lautet: So viel, wie nötig; so wenig wie möglich. Aber die Bauteile, die sich an Bord befinden, die haben es qualitativ in sich.
Optisch umwerfend ursprünglich und mit Liebe zu Detail designt
Das betrifft übrigens auch das Design, bei dem die Hersteller sich mächtig ins Zeug legen. Optisch sind die Instrumente wahre Wunderwerke. Der Look spricht die Sprache von Ursprünglichkeit, von charmantem Facettenreichtum und dem Ruf direkt aus der Natur. Einen schwarzen Sweater trägt man in Norddeutschland, ein Dirndl trägt man in Süddeutschland und mit dem Design der Steirischen Harmonika schmückt man sich in den bergigen Regionen. Ein Argument mehr für dich, wenn du eine Steirische Harmonika kaufen möchtest.
Die Gretchenfrage: Wie viele Reihen sollte dein Instrument haben?
Die Steirische wird mit unterschiedlich vielen Reihen gefertigt und angeboten, üblicherweise mit drei, vier oder fünf Reichen. Leicht vorstellbar, dass dadurch ebenso unterschiedliche Schwierigkeitsgrade entstehen. Der Standard für Fortgeschrittene ist die Sterische in der Ausführung mit vier Reihen. Als Einsteiger bist du mit der dreireihigen Harmonika besser beraten. Und ja, wie erwähnt gibt es auch solche mit fünf Reihen. Die kommen jedoch seltener vor, bringen schon eine gute Portion Gewicht auf die Waage und sind recht umständlich spielbar.
Was bedeutet diatonisch?
Wollten wir den Unterschied zwischen diatonisch und chromatisch musikthorethisch korrekt erklären, würde das an dieser Stelle vollkommen aus dem Ruder laufen. Versuchen wir es lieber bodenständig und für Einsteiger leichter nachvollziehbar. In einer diatonischen Tonleiter befinden sich ausschließlich die zu der jeweiligen Tonart gehörenden Töne, also lediglich sieben Töne, die mit dem achten als Oktave abgeschlossen werden. Im Gegensatz dazu bedeutet chromatisch, dass sämtliche Töne, also auch die Tonart-fremden genutzt werden können. Eine chromatische Tonleiter hat insgesamt zwölf Töne, wobei der 13. Wiederum der Grundton ist.
MIDI – oder lieber bodenständig authentisch bleiben
Mittlerweile gibt es auch Steirische Harmonikas, die mit MIDI ausgestattet sind bzw. angesteuert werden können. Das ist natürlich ein vollkommen anderer Ansatz und entfernt sich vom positiven Nimbus der Natürlichkeit. Die Klang- und Soundmöglichkeiten werden dadurch extrem gesteigert, wie wir das ja auch vom Roland V-Akkordeon kennen. Aber auch andere Möglichkeiten existieren längst, den Tonraum zu erweitern. Dann musst du dir eben keine Steirische Harmonika kaufen, sondern ein Akkordeon. ?
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