Eine Trompete, an der man ziehen kann; eine Posaune, die so hoch wie eine Trompete klingt? Die sogenannte Zugtrompete ist eine selbsterklärte Grenzgängerin. Sie weiß zwar selbst nicht so richtig, wie sie sich nennen soll. Aber wer Sopranposaune bzw. Zugtrompete spielen möchte, entdeckt ein Instrument mit ganz spezieller Ausdruckskraft. Nähern wir uns dem Thema gemeinsam.
Check it: Zugtrompete spielen – Besonderheiten und mehr
- Auf den Spuren der Slide-Trumpet
- Wenn zwei Instrumente zu einem verschmelzen
- Problematik der unterschiedlichen Spielweise
- Begrenztes Angebot aufgrund Exoten-Status
- Ein echtes Fun- und Show-Instrument
Zugtrompete spielen – auf den Spuren der Slide-Trumpet
Ein komisches Ding ist sie schon, aber exakt das macht auch ihren speziellen Reiz aus. Dabei müssen wir dem Instrument erstmal genauer zwischen die Rohre schauen, um zu verstehen, wovon eigentlich die Rede ist. Eigentlich nämlich hat sie mindestens zwei verschiedene Bezeichnungen, die allerdings dasselbe bedeuten: Zugtrompete und Bb-Sopranposaune. Verbleibt die Frage, wo denn der eigentlich Unterschied ist und weshalb ein Instrument gleich zwei Instrumente sein kann. Die Sopranposaune zielt vor allem auf Trompetenspieler, die den gezogenen Ton einer Posaune erzielen möchten, ohne wirklich zum Posaunisten zu werden. Dinge gibt’s, die kann es doch eigentlich gar nicht geben. Doch, die gibt es. Allerdings mit ein paar nicht wegzuredenden Kuriositäten.

Manchmal verliert man, manchmal gewinnen die anderen
Für Posaunisten ist das Mundstück zu klein; Trompeter stellen fest, dass das mit dem Ziehen wohl doch nicht so einfach ist. Das heißt, tatsächlich bewegen wir uns in einem Grenzbereich; gewissermaßen auf dem Drahtseil zwischen zwei verwandten Instrumenten, die zu einem Blasinstrument verschmelzen. Nun könnten wir pessimistisch denken, das mit dem Zugtrompete spielen funktioniert doch nicht. Manchmal verliert man, manchmal gewinnen die anderen. Oder wir sehen das als spaßbringende und effektvolle Herausforderung. Ein bisschen Mut und Motivation gehören schon dazu. Wer Zugtrompete spielen möchte, muss sich speziellen Herausforderungen stellen.
Über die spieltechnischen Besonderheiten informiert sein
Die Trompete und die Posaune stammen zwar aus derselben Gruppe, nämlich den Blechblasinstrumenten mit Kesselmundstücken. Doch das war’s dann auch schon mit den Übereinstimmungen. Die Unterschiede der Spielweise sich schon beträchtlich. Das sollte dich keinesfalls abschrecken, wenn du Zugtrompete spielen möchtest. Aber du solltest die individuellen Besonderheiten kennen, um Frust und Fehler zu vermeiden, und den größtmöglichen Fun-Faktor aus dem Instrument zu kitzeln.


Problematik der Spielweisen: Grundlegend unterschiedlich
So würde vermutlich kein Posaunist den Ton mit den Lippen ausgleichen, sondern unmittelbar mit dem Zug. Allerdings sprechen wir hier von einer Sopran-Posaune, was wiederum bedeutet: Je kleiner die Posaune, desto kleiner und feiner sind die Zugwege. Nur folgerichtig bedeutet das, dass die Intonation beileibe nicht einfach ist, wenn du Zugtrompete spielen möchtest. Hinzu kommen die speziellen Reaktionen der Posaune, die Trompetern schlichtweg unbekannt sind: Allseits bekannt ist das Posaunenproblem, dass sich mit jeder Veränderung des Zugs eben auch der Rohrdurchmesser ändert. Der Trompeter ist das zentrierte, einrastende Spiel gewohnt, der Posaunist nicht. Tja, da muss man eben mal ein wenig tolerant sein und über den eigenen Tellerrand blicken.
Dann lasst es doch einen Posaunisten machen
Na Gottchen, wenn das Zugtrompete spielen für einen Trompeter nicht funktioniert, dann lass das doch einen Posaunisten machen. Zugegeben, die Schlussfolgerung ist naheliegend, funktioniert aber auch nicht wirklich. Immerhin ist es ja eine Trompete, wenngleich eine sehr spezielle. Um darauf zu spielen, müsste auch ein Posaunist komplett umlernen. „Komplett umlernen“, denn ungefähr die Hälfte beherrscht du schon. Das Mundstück ist jedoch weitaus kleiner und enger als das einer Posaune. Dumm gelaufen; so simpel ist es also doch nicht.

Umdenken zwischen Bass- und Violinschlüssel
Hinzu kommt, dass sogar die Notation abweicht. Üblicherweise ist das Material für die Tenor- und Bassposaune – die häufigsten gespielten aller Posaunen – im Bassschlüssel notiert, die Trompete und auch die Zugtrompete bzw. Sopranposaune im Violinschlüssel. Die Bb-Sopranposaune ist demnach eine Zugtrompete für Trompeter, die nicht wissen, wie man Posaune spielt. Oder eine Zugtrompete für Posaunisten, die eigentlich nichts mit Trompeten zu tun haben. Es wird kompliziert; und irgendwie scheinen wir hier gerade den Zusammenhang zu verlieren.

Wie du unkompliziert zum Posaupeter wirst
Wenn du Zugtrompete spielen willst, bist du plötzlich beides und musst dich mit dir selbst einigen, wer und was du sein willst. Du erlebst gewissermaßen eine musikalische Persönlichkeitsstörung. Wenn du von der Trompete kommst, verabschiedest du dich von der gewohnten Griffweise, auch davon die Intonation mit den Lippen und dem Ansatz zu kontrollieren. Kommst du hingegen von der Posaune, wirst du einen für dich bislang neuen Tonraum entdecken und tatsächlich mit dem Ansatz auf dem Trompetenmundstück noch einmal von vorne anfangen müssen.
Das Unmögliche machbar machen
Die Bb-Sopranposaune hat dieselbe Rohrlänge einer Bb-Trompete. So weit unterscheidet sich da nichts, was sich selbstredend auch bei der Tonhöhe widerspiegelt. Das maßgebliche Unterschied ist, dass du auf dem Instrument Glissandi und die typisch gezogenen Töne der Posaune spielen kannst. Und zwar stufenlos ineinander verschmelzend. Das sind Klänge und Tonverbindungen, die du auf einer traditionellen Trompete so nicht umsetzen kannst. Mag sein, dass es den einen oder anderen Virtuosen gibt, der das trotzdem schafft. Aufgrund der Bauweise der Trompete sind diese extremen Slide-Töne kaum bis gar nicht möglich.
Einsteiger möglichst nicht verwirren
Übrigens: Die Zugtrompete wird von manchen musikalischen Zeitgenossen auch als gutes Einstiegsinstrument für noch nicht ausgewachsene Posaunisten empfohlen. Kids, für die die Tenor- oder Bassposaune schlichtweg noch zu groß ist, so heißt es, könnten aufgrund der kompakten Bauweise zunächst Zugtrompete spielen und dann später auf ein größeres Instrument umsteigen. Eine solche Herangehensweise ist aber de facto eher kontraproduktiv und wirft den ambitionierten Musikschülern konkrete Steine in den Weg. Wer Sopranposaune bzw. Zugtrompete spielen möchte, nutzt dafür ein Trompetenmundstück. Exakt darauf wird der Ansatz gebildet und trainiert. Der spätere Umstieg auf ein Posaunenmundstück könnte für viel Frust sorgen. Sollte das Ziel als das Spiel auf einer „richtigen“ Posaune sein, ist es sinnvoller, mit einer Es-Alt-Posaune zu beginnen.
Kein Instrument für alle Gelegenheiten
Die Zugtrompete ist sicherlich kein Instrument, das standardmäßig zu einer Bläserformation gehört. Zwar existieren bis auf das 17. Jahrhundert zurückreichend einige wenige Kompositionen mit vierstimmigem Bläsersatz, bei denen auch die Sopranposaune eine Rolle spielt. Die bekanntesten könntest du aber an einer Hand abzählen und bräuchtest dafür nicht mal alle Finger. Heutzutage wird die Sopranposaune zuweilen als Showinstrument mit dem besonderen Effekt eingesetzt. Dann macht das Ding richtig was her und lenkt die Ohren und Augen auf sich. Unter dem Strich hat sie das Potenzial zu etwas Besonderem und als Zweitinstrument, nicht aber als Standardinstrument.

Begrenztes Angebot aufgrund zurückhaltender Nachfrage
So ziemlich jeder große Anbieter hat zumindest eine Zugtrompete im Angebot; und das war’s dann meistens auch schon. Dass das Sortiment in dieser Hinsicht nicht breiter gefächert ist, darf man ihnen nicht verübeln. Die Nachfrage ist äußerst überschaubar. Doch das Credo ist eindeutig und unbestritten: Wer beispielsweise für eine Show-Band nach einem exotischen Blechblasinstrument sucht, sorgt mit der Zugtrompete für den so wichtigen Wow-Effekt. Und schon hat sich die Entscheidung Zugtrompete spielen zu wollen und entsprechend viel Übungszeit zu investieren doch wieder gelohnt.
Zugtrompete spielen ist eine Frage der Gewöhnung
Wenn du Zugtrompete spielen möchtest, könntest du tatsächlich zu dem Schluss kommen, das sei alles ziemlich schwer. Aber bitte, lass‘ dich nicht so schnell entmutigen. Letztlich ist es nur eine Sache der Gewöhnung. Die abweichenden Spieltechniken sind weder für Trompeter noch für Posaunisten ein Hexenwerk. Und wenn wir uns nun vor Augen und Ohren führen, dass Musiker in der Regel offen für Neues sind, könnten Trompeter auf Dauer auch zu Posaunisten und Posaunisten auch zu Trompetern werden. Und schon hat die Zugtrompete einen Zweck erfüllt, an den du anfangs noch nicht einmal gedacht hattest. Hat doch was. Schon jetzt viel Spaß beim Zugtrompete spielen!
Ein Beispiel: Thomann SL 5 Soprano Trombone
Ein gutes und typisches Beispiel für eine Sopranposaune kommt mit der SL 5 Soprano Tombone von Thomann. Der Sound überzeugt mit der einzigartigen Klangcharakteristik. Der Grund dafür ist, dass die Zugtrompete die Attribute gleich mehrerer Instrumente in sich vereint. Die SL 5 ermöglicht den preiswerten Einstieg in das Spielen der Zugtrompete in Sopranlage. Dabei wirst du dich über den offenen und direkten Klang wundern, der eben nicht von zusätzlichen Windungen der Ventile eingeschränkt oder blockiert wird.


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