Endgültiges Aus der Frankfurter Musikmesse

Ein traditionelles Format verabschiedet sich von der Bildfläche

Foto: von Musikmesse Frankfurt

Anfang März hat die Messe Frankfurt in einer offiziellen Pressemeldung erklärt, die Musikmesse werde nicht mehr fortgesetzt. Und dann folgt etwas verklausulierter die Erläuterung, die Marktstruktur haben sich derart verändert, dass keine wirtschaftliche Perspektive für das Produkt mehr erwartet werden kann. Eigentlich dürfte man erwarten, dass diese Nachricht die Musikszene einem Erdbeben gleich zum Taumeln bringt. Tatsächlich aber ist nicht nur Insidern längst bewusst, dass das Format aus unterschiedlichsten Gründen an Attraktivität verloren hat. Schade ist und bleibt es trotzdem.

Messe Frankfurt will wieder zukunftsfähig werden

In der Meldung der Messe Frankfurt wird dargestellt, dass man sich nach den pandemiebedingten Einschränkungen wieder wettbewerbsfähig aufstellen will. Immerhin waren die Einschnitte dramatisch, zumal in den vergangenen mehr als zwei Jahren die allermeisten hochfrequentierten Veranstaltungen mit internationalem Publikum und Ausstellern aus aller Welt nicht stattfinden konnten. Konzentrieren möchte man sich auf die Umsatzbringer. Und die Internationale Musikmesse gehört nicht dazu. Wohlgemerkt, die Neuaufstellung bedeutet keinesfalls, dass die Messe Frankfurt ihren Betrieb aufgibt, sondern dass die traditionelle Musikmesse aus dem Portfolio fliegt.

Eine Institution neigt sich dem Ende | Bild: von Musikmesse Frankfurt

Zwischen Nostalgie, Szenetreff und Pflichtprogramm

Für viele Musiker und Aussteller schwebt dabei eine gute Portion Wehmut mit Erinnerungsfaktor im Raum. Immerhin war die Frankfurter Musikmesse über lange Jahre das Aushängeschild der Branche schlechthin. Weltweite Hersteller und bundesdeutsche Vertriebe konnten es sich kaum leisten, in den geheiligten Hallen der Messe nicht präsent zu sein. Equipment- und Instrumente-übergreifend war es ein gigantisches Szenario.

Messe-Aus als Spiegelbild der sich verändernden Branche

Zumindest bis die Besucherzahlen zunehmend abflachten, diverse Hersteller nicht mehr vor Ort erschienen und andere Aussteller eher zähneknirschend die Kosten für die Messestände aufbrachten. Die B2B-Geschäfte wurden ohnehin bereits im Vorfeld abgewickelt. Und die Endkunden erwarteten kaum noch echte Neuigkeiten. Man glaubte, es sei bereits alles erfunden, was erfunden werden könnte. Die Musikmesse verlor ihren Nimbus als Pflichtprogramm; das Konzept schien sich selbst ausgebremst zu haben. Selbst die Produktspezialisten an den jeweiligen Messeständen wirkten nicht mehr musikertypisch lässig, stattdessen eher gelangweilt.

40-jähriges Jubiläum geplant – dann kam Corona

Dabei wollte man noch im Jahr 2020 erstens das 40-jährige Jubiläum feiern und sich mit neuen Konzepten gemeinsam gegen die schwindenden Besucher- und Ausstellerzahlen stemmen. Die Institution der bis dahin weltweit größten Musikmesse, zu der allein im Jahr 2019 etwa 85.000 Interessierte pilgerten, sollte wieder zu neuem und vor allem zeitgemäßen Leben erweckt werden. Die Messlatte der Zukunft war bereits hochgesteckt. Gespiegelt werden sollte der Wandel der Musikbranche, in dem Musiker und DJs zunehmend zu einer Einheit verschmelzen, ebenso die Synergie von handgemachter Musik mit der Digitalisierung und Soundmixing-Möglichkeiten. Es sollte bei der Zielsetzung zwischen Purismus und Innovation bleiben. Dann kam Corona.

Es war einfach eine geile Zeit

Auch in den vergangenen Jahren war die Frankfurter Musikmesse für die Besucher noch etwas Außergewöhnliches. Musikschulen organisierten komplette Busfahrten, Musiker sicherten sich ihre Tickets lange im Voraus. Und die Einsteiger auf ihren jeweiligen Instrumenten von Brass über die Tasten bis zu Gitarristen und vielen mehr standen nicht selten mit offenen Mündern vor den Instrumenten. In den Testkabinen herrschte pure Lautstärke, ob das bei den E-Gitarren-Vorführungen oder dem Checken der Blasinstrumente in den (meistens) höchsten Tönen war.

Für gestandene Musiker und Newcomer geht eine Ära zu Ende

Für die gestandenen Musiker geht damit eine Ära zu Ende. Die nachfolgenden Generationen werden diese Atmosphäre, bei der man nach ausgiebigem Messerundgang mit Kaffee, Bockwurst und Brötchen in irgendeiner Ecke rumliegt nicht mehr erleben. Allerdings wurde bereits angekündigt, dass ein neues Event- und Festivalkonzept in Planung ist. Hoffen wir auf die baldige Reinkarnation der Institution.

Wir sagen „Tschüss, Ciao, Adéu, Tot ziens, Goodbye, Heippa, Au revoir, Arrivideci, さよなら, До побачення“ und was nicht sonst noch alles. Hoffentlich sieht man sich mal wieder!

+++

Es war ein letzter Versuch: „40-jähriges Jubiläum: Frankfurter Musikmesse 2020

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Das könnte Dich auch interessieren: