Blues auf der E-Gitarre einfach erklärt

Der Sound des Schmerzes

Foto: Shutterstock von Rene Oonk

Auch wenn der Blues beileibe nicht das erste Musikgenre war, gilt er erstens als die Mutter von vielen weiteren und ich noch heute – nach Jahrhunderten seiner Entstehung überaus beliebt. Wenn du den Blues auf der E-Gitarre spielen willst, kannst du die Geschichte mit deinem eigenen Storytelling weiterschreiben. Wir tauchen tiefer ein!

Check it: Blues auf der E-Gitarre – ein paar Basis

  • Woher der Blues eigentlich stammt
  • Welche weiteren Genres er beeinflusst hat
  • Wie du nach simplem Blues-Schemata spielst
  • Worauf du beim Blues-Setup achtest
  • Über Tonmaterial, Pentatonik und Blue-Notes
  • Von Rhythmik, Betonung und Pausen

Blues auf der E-Gitarre – der Tradition folgend

Der Blues hat seine Wurzeln im 19. und 20. Jahrhundert, geprägt hauptsächlich von der afroamerikanischen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten, die versklavt, diskriminiert und als Leibeigene unterdrückt und entmenschlicht wurden, was schlussendlich erst mit dem blutigen 30-jährigen Bürgerkrieg endete. Zur Wahrheit gehört, dass die Diskriminierung bekanntlich bis heute noch immer vorhanden ist. Zuvor hatten die Sklaven die Working-Songs auf den Baumwollfeldern und in den Fabriken gesungen. Daraus entstand dann später der Blues.

Der Blues als Mutter endlos vieler Musikstile

In den Texten wurde das Elend der erlebten Zeit verarbeitet. Das Ursprüngliche des Blues inklusive der speziellen Bluestonleiter, der Pentatonik, der Blue-Notes, ternären Rhythmik sowie der Blues-Schemata wurde später gleichermaßen stilprägend und teils abgewandelt in diversen weiteren Genres übernommen, so beispielsweise im Rock’n’Roll, Jazz, Folkrock und etlichen weiteren. So bedrückend und menschenunwürdig die Entstehungsgeschichte des Blues war, so bleibt doch eines positiv: Der Blues ist die Mutter endlos vieler Musikstile innerhalb der westlichen Musik.

Blues auf der E-Gitarre hat sehr spezifische Merkmale | Foto: Shutterstock von Alex Fedoseev

Keine komplexen Schemata oder Partituren

Zweifellos gibt es die unterschiedlichsten Ausprägungen dieses Musikstils. Musik ist und bleibt Kreativität. Dabei ist der Blues meistens simpel und einheitlich strukturiert, kann aber – je nach Musiker und Song – auch verdammt kompliziert sein. Wenn du den Blues auf der E-Gitarre spielen willst, profitierst du aber davon, dass das Grundmuster üblicherweise einheitlich ist. Das ist ein riesiger Vorteil. Treffen sich Musiker zum gemeinsamen Jammen, müssen die sich keine komplexen Partituren oder Leadsheats vorlegen. Einer ruft: „Tonart A-Dur“ oder welche auch immer und schon geht’s los.

Das typische Blues-Setup – der Ton macht die Musik

Wenn du den Blues auf der E-Gitarre spielen möchtest, benötigst du natürlich das entsprechende Equipment. Zur Wahrheit gehört, dass es die typische Blues-Klampfe nicht gibt. Doch es gibt solche, die typischerweise zum Einsatz kommen und sich aufgrund ihrer Attribute und ihres Klangverhaltens bei den Bluesfans besonderer Beliebtheit erfreuen.

Auf der Beliebtheitsskala weit oben stehen etwa die Hollowbody-Gitarre wie die Gibson oder Epiphone ES, aber auch die Strat-Modelle, wobei die Pickups nicht allzu viel Output haben sollten, um nicht von sich schon in die massive Verzerrung zu gehen, die E-Gitarre aber viel ausdrucksstarkes Sustain liefern sollte.

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Was ist Sustain

Unter Sustain versteht man die Zeit, in der ein angespielter Ton hörbar ist. Frei übersetzt bedeutet der englische Begriff so viel wie „Aufrechterhalten“ oder „Aushalten“. Ein Instrument, dessen angespielte Saiten lange und mit nach dem Attack lange gleichbleibend hoher Amplitude ausklingen, zeichnet sich durch eine langes Sustain aus. Abhängig ist die Dauer des ausklingenden Tons von der Masse, der Dichte und Elastizität des Instrumentes, zugleich von den verbauten Komponenten wie den Tonabnehmern, der Halsverschraubung und vielen weiteren Details.

Gespielt wurde auf dem, was zur Verfügung stand

Die Maßstäbe, die heutzutage angelegt werden, mögen durchaus ein wenig kurios bis hochtrabend erscheinen. Schließlich haben die ersten Blues-Musiker auf allem gespielt, womit sich irgendwie Musik machen ließ. Von Qualitätskriterien keine Spur, Hauptsache, sie hatte überhaupt irgendwas in der Hand. Zur Einordnung: Bottle-Necks waren keine Metall-, Glas- oder Kunststoffröhren. Es waren tatsächlich Flaschenhälse, mit denen die Gitarristen spätestens seit Robert Johnson die hoch emotionalen und bluestypischen Slides machten.

Der Ursprung des Blues ist eigentlich der Schmerz

Die Gitarren – zunächst akustisch und erst später elektrisch – schepperten und waren ganz sicher nicht einfach zu bespielen. Mit unserem heutigen „Jammern auf hohem Niveau“ nicht ansatzweise zu vergleichen. Das birgt auch einen Gedanken, der den Charakter der Musik ein wenig beschreibt, wenn du den Blues auf der E-Gitarre spielen möchtest: Blues ist kein virtuoser Perfektionismus. Falls ein Ton mal knackt, die Saite etwas zu kurz oder zu weit gezogen wird, kein Problem. Der Ursprung des Blues ist eigentlich der Schmerz.

Grundsound hauptsächlich von Clean-Amps

Traditionelle Blues-Sounds leben zum Großteil vom Purismus, gerne eine wenig dreckig, aber keinesfalls mit übertriebenen Effekten zermatscht. Selbst allzu viel Verzerrung ist in der Regel nicht gewünscht; vielmehr ist es wichtig, möglichst viel vom Originalton der Gitarre zu hören.

Das ist letztlich auch der Grund dafür, dass man sich den Grundsound im Gegensatz zu Rock & Co. in der Regel von einem eher cleanen Röhrenverstärker holen wird, der dann für den leicht dreckigen, aber weiterhin transparenten Sound weiter aufgedreht und in die Endstufenverzerrung getrieben wird.

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Blues auf der E-Gitarre: Ein paar Basics

Möchtest du Blues auf der E-Gitarre spielen, solltest du zunächst ein paar Basics getankt haben. Gespielt wird über Schemata, bei denen die Musiker sich ohne große Absprachen zusammenfinden. Ist die Tonart einmal festgelegt, ist der Rahmen auch bereits festgezurrt. Es gibt Abweichungen; in der Regel orientiert man sich aber am 12-taktigen Bluesschema; einem Stufenschema, das sich auf jeder Tonart anwenden lässt.

Die „Stufen“ werden vom Grundton der jeweiligen Tonleiter abgeleitet, genauer gesagt reden wir beim Bluesschema von den Akkorden auf der 1. Stufe (Tonika), der 4. Stufe (Dominante) und der 5. Stufe (Subdominante). In der Standard-Abfolge sieht das dann so aus:

  • Takt 1 – 4 Stufe
  • Takt 5 – 6 Stufe
  • Takt 7 – 8 Stufe
  • Takt 9 Stufe
  • Takt 10 Stufe
  • Takt 11 – 12 Stufe

oder

  • Takt 11 Stufe
  • Takt 12 Stufe

Typischerweise werden Blues-Songs in Tonarten gespielt, bei denen die Gitarristen die Leersaiten ideal nutzen können, so etwa in der Tonart A, E oder G. Das ist natürlich kein annähernd unumstößliches Gesetz, aber eben der Standard. Ein solches Stufen-Schema sieht dann in der Tonart A etwa so aus:

A | A | A | A | D | D | A | A | E | D | A | A |

oder

A | A | A | A | D | D | A | A | E | D | A | E7 |

Dein Tonmaterial – Pentatonik und Bluestonleiter

So, die Basis von Equipment, Harmonien, Bluesschema und Rhythmik ist geschaffen. Was noch fehlt, ist das Tonmaterial, mit dem du dich bei deinen Improvisationen und Licks fröhlich – oder eher melancholisch – austoben kannst. In dieser Hinsicht gilt der tatsächlich der vielzitierte Spruch „weniger ist mehr“. Das beginnt bereits bei den im Blues typischerweise benutzten Skalen.

Leittöne sind keine Anführer, sondern leiten zum nächsten Ton

Dafür machen wir zunächst eine kurze Retrospektive zur herkömmlichen Tonleiter. Sowohl die reine Dur- als auch Molltonleiter definieren sich durch die festgelegte Abfolge von Ganz- und Halbtonschritten. Diese Töne etwa bei der Durtonleiter von der 3. zur 4. und der 7. zur 8. Stufe werden auch als Leittöne bezeichnet. Das bedeutet nicht, dass sie den ganzen Song anführen würden, ganz im Gegenteil. Vielmehr steht dieser Ausdruck dafür, dass sie mit ihrer Charakteristik zu einem nächsten Ton leiten und der Melodie damit auch die entsprechende geradlinige oder emotionale Tonalität verleihen.

Verzicht auf die typisch europäischen Leittöne

Gerade das ist eher nicht erwünscht, wenn du Blues auf der E-Gitarre spielen möchtest. Und schon sind wir bei der sogenannten Pentatonik, der 5-Ton-Leiter angelangt. Bei der pentatonischen Tonleiter – ob Dur oder Moll – gibt es diese Halbtonschritte nicht. Dir stehen also nicht sieben, sondern nur fünf Töne. Hier ist die pentatonische Tonleiter mit Tönen und als Fingersatz in der Tonart G-Dur:

Pentatonik-Fingersatz G-Dur | Foto: Shutterstock von muma.de

Als Gitarrist durch Verschieben der Fingersätze im Vorteil

Dein üblicher Vorteil als Gitarrist, wenn du Blues auf der E-Gitarre spielen möchtest. Du brauchst dir den Fingersatz bzw. die Fingersätze nur einmal draufschaffen und kannst sie anschließend für jede weitere Tonart anwenden, indem du den Fingersatz auf dem Griffbrett einfach verschiebst.

Ganz so viele sind es nicht. Bewegt ihr euch gerade in G-Dur und vor dem nächsten Song brüllt jemand „A-Dur“, schiebst du die Greifhand einfach zwei Bünde höher, bleibst aber bei dem Fingersatz. Pianisten beispielsweise haben das nicht so leicht. Offensichtlich bist du ein Fuchs, ein Blues-Fuchs.

Pentatonik-Fingersatz A-Dur – einfach zwei Bünde höher | Foto: Shutterstock von muma.de

Die Leittöne werden ersetzt durch Blue-Notes

Natürlich lässt sich der Blues auf der E-Gitarre nicht auf die Pentatonik reduzieren. Das wäre dann doch deutlich zu banal. Stattdessen kannst du etwa so verstehen, dass die typisch europäischen und westlichen Leittöne durch spezielle Reiz-Töne ersetzt werden, die sogenannte Blue-Notes. Und damit wären wir dann auch bei der Blues-Tonleiter angelangt.

Nun reden wir nicht mehr von einer 5-Ton-Leiter. Bei der Bluestonleiter handelt es sich um eine 6-tönige Tonleiter. Wiederum hinzugefügt wird die verminderte Quinte. Und wenn du von diesen Tönen ein Bending bis zum nächsten oder übernächsten Ton hinlegst, kann das Blues-lastiger gar nicht mehr klingen. In der Mollpentatonik sehen die Stufen mit Bluesterz, Bluesseptime und Flatted Fifth dann so aus:

1 – b3 – 4 – 5 – b7 – (A – C – D – E – G)

Zur kleinen Septime komme die verminderte Quinte | Foto: Shutterstock von muma.de

Besonderheit von Rhythmik, Betonung und Pausen

Hohe Bedeutung, wenn du Blues auf der E-Gitarre spielen wirst, haben die Rhythmik, Betonung als auch der Umgang mit Pausen, die bekanntlich auch Musik sind. Im Gegensatz beispielsweise zur Folk-, Schlager oder westlichen Volksmusik ist die Rhythmik im Blues nicht binär, sondern ternär.

Indes der Ausdruck „binär“ für die gerade Taktung steht und dabei folgerichtig über die Viertel und Achtel eines Taktes gerade gespielt wird, werden die Achtel im Blues ternär gespielt. Das wiederum bedeutet, dass aus zwei Achteln drei gemacht werden und zugleich das mittlere Achtel vergessen wird. Bezeichnen könnte man das auch als Triole, von der nur der erste und der dritte Ton gespielt werden.

Einher geht damit auch eine andere Zählweise. Die nun nicht mehr „geraden“ Achtel können nicht „1 und 2 und 3 und 4 und“ gezählt werden. Vielmehr heißt es jetzt: „einerlei, zweierlei, dreierlei, viererlei“ und die jeweils mittlere Silbe wird eben nicht gespielt. Daraus ergibt sich dieser besondere Drive, wenn du Blues auf der Gitarre spielen wirst.

In Triolen zählen, ternär spielen | Foto: Shutterstock von muma.de

Also dann, worauf wartest du noch, hau in die Saiten und spiel den Blues auf der E-Gitarre. Erzähle und deine Geschichte und vor allem: Lass deine Gitarre die Geschichte erzählen.

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Passend zum Blues auf der E-Gitarre gibt es wunderbares Instrument für die Hosentasche, das den Blues auch im Namen trägt: „Mundharmonika lernen: Die Blues Harp

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