E-Bass aktiv oder passiv – gibt es die zweifellos bessere Variante?

Vorzüge und Nachteile von Bass-Elektroniken aktiv und passiv

| Foto: Shutterstock von Cool_photo

Die Saitenakrobaten aus dem Tieftonkeller sind sich bei der Frage, ob der E-Bass aktiv oder passiv besser ist, häufig uneinig. Seit Jahrzehnten immer wieder ein Streitpunkt, zu dem jeder seine eigenen guten Argumente hat und von denen meistens auch selbst überzeugt ist. Fakt aber bleibt, dass es kein „Schlechter“ oder „Besser“ gibt, lediglich ein „Anders“. Lasst uns die Unterschiede zwischen dem E-Bass aktiv oder passiv gemeinsam beleuchten:

Check it: E-Bass aktiv oder passiv

  • Aufbau passive Bass-Elektronik
  • Aufbau aktive Bass-Elektronik
  • Vorteil der Verlustfreiheit durch Impedanz-Wandlung
  • Wenn akustische Präzision nachteilig empfunden wird
  • Pragmatische Vorteile aus beiden Welten

E-Bass aktiv oder passiv – es geht um die Elektronik

Stellen wir zunächst eins klar: In der Musikersprache hat sich eingebürgert, einen E-Bass aktiv oder passiv zu nennen. Genau genommen geht es aber keinesfalls um das Instrument selbst, stattdessen lediglich um die Elektronik. Wie wird der Ton abgenommen, wie lässt er sich mit den Reglern am Bass beeinflussen und welche weiteren Vor- und Nachteile gehen damit einher.

Wie die passive Elektronik aufgebaut ist

Der Aufbau der passiven Elektronik ist simpel. In der klassischen Ausführung sind lediglich die Lautstärkeregler für die Pickups und der-Regler vorhanden. Integriert ist ein Kondensator; veränderst du die Stellung des Reglers, dämpfst du insbesondere die Höhen.

Um die unterschiedlichen Ansätze der Konzepte zu verstehen, musst du wissen, dass du bei einer passiven Elektronik die jeweiligen Frequenzen nur absenken und keinesfalls anheben kannst. Von „neutral“ spricht man, wenn die Potis voll aufgedreht sind. Um es plakativ auszudrücken: Durch die passive Elektronik kannst du dem Bass nur etwas wegnehmen.

Nachteil demnach, wenn wir es denn überhaupt so benennen dürfen, sind die geringen Möglichkeiten den Sound zu beeinflussen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die allermeisten Bassisten mit gerade mal einem oder zwei unterschiedlichen Sounds spielen. Deshalb rückt das Attribut der Variabilität oftmals in den Hintergrund.

Vorteil: Variante Nr. 1 – passiv, also ohne Stromversorgung | Foto: Shutterstock von Fabio Pagani

Wie die aktive Elektronik aufgebaut ist

Als komfortabler deutlich variantenreicher erweist sich die Ton-Regelung mit der aktiven Elektronik. Aber was bedeutet das überhaupt? Bei der aktiven Elektronik handelt es sich um einen Vorverstärker. Durch diese Vorverstärkung hast du die Möglichkeit, deinen Ton effektiver zu beeinflussen, nämlich auf die Höhen, Mitten und Bassfrequenzen zuzugreifen.

Allerdings funktioniert der Vorverstärker nicht ohne Spannungsversorgung, Um die zu gewährleisten kommt ein 9-Volt-Block zum Einsatz; bei manchen Instrumenten sind es sogar zwei. Und nun funktioniert exakt das, was ein passiver Bass nicht kann: Plötzlich kannst du auch Frequenzen hinzufügen.

Vorteil: Variante Nr. 1 – passiv, also ohne Stromversorgung | Foto: Shutterstock von VADL

Das Zauberwort der Impedanz-Wandlung

Ob dein Bass aktiv oder passiv ist, kann übrigens auch darüber entscheiden, wie sehr du von Ton- und Veranstaltungstechnikern geachtet wirst. Verantwortlich dafür ist ein Zauberwort, das wir dir hier zumuten müssen, ohne allzu technisch werden zu wollen: die Impedanz-Wandlung.

An den Tonabnehmer liegt grundsätzlich ein hochohmiges Signal an. Durch die aktive Elektronik wird das Signal in ein niederohmiges gewandelt. Resultat ist, dass die Töne fast ohne Verlust, außerdem nahezu frei von Nebengeräuschen beim Verstärker ankommen. So schnell wirst du zum Liebling von geräuschgestressten Tontechnikern.

Wirklich entscheidend ist nicht die Logik, sondern dein Gehör

Nicht ansatzweise haben wir uns mit dieser technischen Erklärung der Frage gewidmet, was gehört besser ist, der Bass aktiv oder passiv. Und exakt an diesem Punkt werden die technischen Möglichkeiten zur individuellen Geschmacksfrage. Dass die aktive Elektronik kaum bis keine Verluste zulässt, dem Signal sogar noch Frequenzen hinzugemischt werden können, ist technisch höchst durchdacht. Doch nun kommen unsere menschlichen Hörgewohnheiten ins Spiel:

Diese absolute akustische Präzision ist nicht immer gewünscht, wird von manchen sogar als unangenehm empfunden. Viele Menschen mögen es lieber, wenn der Sound durch die selbstverständlichen Verluste einer passiven Elektronik entschärft wird. Fun Fact am Rande: Die Rede ist dann davon, der Ton sei dann natürlicher. Wobei ein natürlicher Ton bei einem elektrisch verstärkten Instrument natürlich blanker Unfug ist. Schon wird uns die Vieldeutigkeit von Natürlichkeit bewusst.

Was wäre, wenn man beide Konzepte nutzen könnte?

Sinnigerweise gibt es Bässe mit aktiver Elektronik, bei denen diese bei Bedarf ausgeschaltet werden kann. Diese Variante bringt dir gleich zwei Vorteile. Deine Variabilität, den E-Bass aktiv und passiv schalten zu können, steigert die dir zur Verfügung stehenden Sounds. Die Formulierung mag sich ein wenig verdreht anhören, ist jedoch für das Verständnis wichtig: Du musst die passive Elektronik keinesfalls anschalten. Wird die aktive Elektronik ausgeschaltet ist sie automatisch passiv, also nicht spannungsversorgt.

Pragmatischer Vorteil der Abschaltmöglichkeit im Live-Szenario

Diese Flexibilität hat einen weiteren Vorteil. Trotz vorhandener aktiver Elektronik kannst du deinen Bass auch dann weiterspielen, falls die stromversorgende Batterie oder der Akku plötzlich leer ist. Dass plötzlich nichts mehr geht, weil der 9-Volt-Block mit der weißen Fahne weht, ist eine Erfahrung, die viele Bassisten als auch Gitarristen im Bühnenalltag oder wo auch immer mal gemacht haben. Die Batterie hat keine Füllstandsanzeige; und deshalb verabschiedet die sich natürlich in den unpassendsten Momenten.

Kein interner Strom mehr da; nix geht mehr. Die Abdeckung des Batteriefachs muss vielfach erst umständlich mit dem Kreuzschraubendreher geöffnet werden. Das kostet Zeit und exakt die hast du mitten im Song nicht. Der Song muss offensichtlich ohne Bassisten weiterlaufen. Wer das Risiko des Totalausfalls nicht eingehen will, wechselt vor dem Auftritt sinnigerweise die Batterie. Man weiß ja nie; Vorsicht ist die Mutter der porzellanenen Basskiste.

Von Leo Fender zu Leo Fender

Wir schreiben das Jahr 1951; ein gewisser Leo Fender bringt den ersten serientauglichen E-Bass auf den Markt. Dessen Name sollte Programm sein. Also der von Leo Fender ohnehin; aber wir sprechen hier vom Instrument: dem Precision. Erstmals stand den Bassisten ein elektrischer Bass mit Bünden zur Verfügung, auf dem sie die Töne entsprechend „präzise“ anvisieren konnten. Ein Meilenstein in der Geschichte des Instrumentenbaus. Dem Vorbild aus dem 50ern nachempfunden ist der Vintera 50s Precision Bass von Fender. Der Bass mit Passivelektronik ist ganz im Vintage-Style gehalten und mit einem geteilten Vintage Style 50s Split Single Coil bestückt.

Ein Beispiel für passive Basselektronik | Foto: von Thomann

Diese ersten E-Bässe waren ausnahmslos mit passiven Tonabnehmern bestückt. Aus einem äußerst banalen Grund: Die aktiven Elektroniken für Bässe gab es noch nicht. Leicht nachvollziehbar, dass auf den Aufnahmen damaliger Zeit – wir sprechen etwa von den 1950er- und 1960er-Jahren; ausschließlich passive Basssounds zu hören sind. Die analogen Sounds sind warm und rund, überzeugen dabei auch durch ihre Dynamik.

Erst in den 70ern wurde die aktive Elektronik eingeführt. Eine Vorreiterrolle hatte bereits Ende der 60er der damalige Hersteller von Nobelbässen „Alembic“. Problematik dieser Kultmarke waren die extrem hohen Preise. Es gab schlichtweg kaum Musiker, die sich solch teure Bässe leisten konnten oder wollten.

Mitte der Siebziger war es dann wieder Leo Fender, der auch in dieser Disziplin den nächsten Meilenstein setzte. Mittlerweile hatte er sich von seinen ersten Unternehmen verabschiedet und mit einem kleinen Team die Firma Music Man gegründet. Als der erste in Serie und in hohen Stückzahlen hergestellte aktive Bass eroberte der Music Man Stingray die Musikerwelt. Der war zwar nicht billig, aber spürbar günstiger als die Kultinstrumente von Alembic.

Unterschiedliche aktive Elektroniken bevölkern den Bassmarkt

Im Laufe der Zeit wurden unterschiedliche Varianten der aktiven Elektroniken entwickelt. So gab es die 2-Band-Elektronik, bei denen jeweils ein Regler für hohe und tiefe Frequenzen vorhanden ist, außerdem der Volume-Regler und der Panorama-Regler, zuweilen sind Volume- und Panorama-Regler identisch. Bei der sogenannten  3-Band-Elektronik komplettiert ein separater Mittenregler die Potis. Ein aktuelles Beispiel eines 5-Saiters mit aktiver 3-Band-Elektronik ist der Music Man Stingray, den es in unterschiedlichen Ausführungen gibt.

 

Ein Beispiel für aktive 3-Band-Elektronik | Foto: von Thomann

Es gibt weitere Konstruktionen, bei denen beispielsweise Frequenzbereiche separat ausgewählt werden können. Die Königin unter den aktiven Elektroniken ist eine Erweiterung der 3-Band-Elektronik. Über ein zusätzliches Poti mit dem Namen „parametrische Mitten“ können die zu beeinflussenden Mitten stufenlos bestimmt werden.

Fazit ist, dass es eigentlich kein Fazit geben kann

Wollen wir aus diesen Erläuterungen nun ein Fazit ziehen, kommen wir nicht umhin die Eingangsfrage unbeantwortet zu lassen. Ist der E-Bass aktiv oder passiv besser. Es ist und bleibt eine reine Geschmacksfrage. Während dir der eine oder andere Vintage-begeisterte Musiker dir einen aktiven Bass eher um die Ohren hauen wird, sind andere, beispielsweise aus dem Funk- und Rockbereich, von den aktiven Kameraden überaus begeistert. Probier’s einfach aus. Die Soundunterschiede und vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Möglichkeiten sind jedenfalls immens.

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Verantwortlich für deinen Klang sind neben der Elektronik und weiteren Komponenten auch die Soundeinstellungen. Hier geht’s zu unseren „Einsteigertipps für den vernünftigen Tieftonklang“.

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