Und weshalb die teuflische Hand die besonders kreative ist

Linkshänder-Gitarre kaufen – glücklicherweise inzwischen möglich

Foto: Shutterstock von VanoVasaio

Gitarren für Linkshänder gab es am Markt lange Zeit nur in homöopathischer Anzahl. Es schien, als würden die linksdominierten Musiker schlichtweg übersehen. Mag auch sein, dass den Herstellern der Aufwand für die vermeintlich kleine Zielgruppe zu groß war. Glücklicherweise hat sich das geändert. Wenn du eine Linkshänder-Gitarre kaufen möchtest, profitierst du von einer durchaus ansehnlichen Auswahl.

Check it: Linkshänder-Gitarre kaufen – die Spiegelverkehrte

  • Die Zeit der „Umerziehung“ ist endlich vorüber
  • Vorteil von Saiten- zu Tasteninstrumenten
  • Funktionale Notwendigkeit der Spiegelung
  • Leidiges Thema der höheren Preise
  • Reichlich Instrumente unterschiedlicher Preiskategorien

Linkshänder-Gitarre kaufen – lange wurde die „teuflische Hand“ verkannt

Lange Zeit galten Linkshänder – vorsichtig ausgedrückt – als Exoten. Wollen wir es auf den Punkt bringen, müssen wir sogar sagen, dass sie noch vor wenigen Jahrzehnten, den Teufel in sich haben sollten. Als sei es eine Krankheit, wenn man nicht wie angeblich alle anderen Menschen mit der rechten Hand schreibt, isst oder ein Instrument spielt. Heutzutage kaum noch vorstellbar, damals aber blanke Realität. In den Schulen wurde das Schreiben mit links nicht akzeptiert. Vielmehr wurden die Kids von den angeblichen Pädagogen umerzogen.

Mit links zu schreiben, wurde den Schülern früher sogar abgewöhnt | Foto: Shutterstock von Jan H Andersen

Weltberühmte Musiker haben schon lange ihre „linken“ Fußspuren hinterlassen

Dabei ist es doch keinesfalls eine Krankheit. Es geht lediglich darum welche Gehirnhälfte, ob rechts oder links, die dominante ist. Und somit wird Linkshändern sogar hohe Kreativität nachgesagt. Viele linkshändige Musiker haben das schon vor langer Zeit unter Beweis gestellt und die Musikwelt nachhaltig geprägt. So beispielsweise Jimi Hendrix oder Kurt Cobain. Und dennoch sollte es Jahrzehnte dauern, bis die Instrumentenhersteller ein ausreichendes Lefty-Angebot im Portfolio hatten.

Die Gitarristen sind gegenüber Pianisten & Co. im Vorteil

Musiker, die mit links spielen, gab es schon immer. Dabei war immer die Frage, ob sie – wie Kurt Cobain – als Linkshänder ein Rechtshänder-Instrument spielen – oder wie Jimi Hendrix die Klampfe einfach umdrehen und die Saiten verkehrt herum aufziehen. Tatsächlich gab es sogar solche, die eine Gitarre umdrehten und die Saiten so beließen, wie sie waren. Die Basssaiten waren dadurch nach oben gewandert. Alles kann, nichts muss. Dabei sind die Gitarristen und weitere Saitenquäler gegenüber manch anderen musikalischen Fraktionen sogar noch im Vorteil. Versuch mal, ein Klavier umzudrehen. Bei den Tasteninstrumenten funktioniert das nicht. Du kannst eine Linkshänder-Gitarre kaufen, ein Linkshänder-Klavier wurde erst im Jahr 2010 erfunden. Das ist aber längst noch kein Standard-Instrument. Und bei einem Keyboard müsste man sämtlich Samples umprogrammieren, was ziemlich unrealistisch ist.

Linkshänder-Klaviere gibt es seit 2010, aber leistbar sind die kaum | Foto: Shutterstock von Evgeniya Mokeeva

Das gespiegelte Instrument – nur Umdrehen reicht nicht

Aber bleiben wir bei der E-Gitarre. Das Instrument einfach umzudrehen ist ein möglicher Kompromiss, allerdings ein ziemlich fauler. Um zu verstehen, weshalb das so ist, müssen wir uns ein wenig mit den Bauteilen der Gitarre beschäftigen, denn wenn du eine Linkshänder-Gitarre kaufen möchtest, muss die in vielen Bereichen gespiegelte Eigenschaften aufweisen.

Die Problematik von Stimmung und präziser Mensur

Der vermutlich wichtigste Aspekt ist die Stimmung. Der Steg und somit auch die Saitenreiter sind bei der elektrischen als auch akustischen Gitarre leicht versetzt. Reflektiert wird dadurch die leicht unterschiedliche Mensur der tiefen oder hohen Saiten. Auch sind die Nuten am Sattel im Normalfall unterschiedlich breit gefeilt. Die Saiten sind bekanntlich verschieden dick. Im Resultat bedeutet das: Ziehst du die Saiten einfach in umgekehrter Reihenfolge auf ein Rechtshänder-Instrument, lässt sie sich nicht mehr letztgültig korrekt stimmen. Dumm gelaufen.

Die perfekte Stimmung ist ohne Spiegelung nicht möglich | Foto: Shutterstock von Jordi Prat Puig

Lieber nicht umständlich am offenen Herzen operieren

Beim Sattel könntest du zwar bei den tiefen Saiten zwar noch die Feile ansetzen, um die Kerbe zu vergrößern. Bei den hohen Saiten, die sich jetzt in den Kerben der tiefen Saiten befinden, funktioniert das nicht. Du kannst ja nichts hinzufeilen. Theoretisch könnte man dem Problem begegnen, indem man das Instrument am offenen Herzen operiert und den Sattel umdreht. Und je nach Tremolo-System wäre es auch möglich, die Mensur der Saiten auszugleichen. Aber es bleibt bei der Theorie. Statt dich in DIY-Versuchen zu ergötzen, solltest du dir lieber gleich eine Linkshänder-Gitarre kaufen.

Der Wimmerhaken versperrt deiner Hand den Weg

Und zwar deshalb, weil die Stimmung keinesfalls das einzige Linkshänder-feindliche Problem der Gitarre ist. Da kommt noch so viel, was du ändern müsstest. Und diese Herausforderung lässt den notwendigen Aufwand in einem mehr als fragwürdigen Licht erscheinen. Nehmen wir beispielsweise das Tremolo. Mit welcher Art von Tremolo dein Instrument auch immer bestückt ist, ob Bigsby, Standard, Vintage, Floyd Rose oder sonstige Tremolo-Varianten, der Hebel befindet sich an einer Position, die für dich als Linkshänder Gift ist, nämlich plötzlich oben. Zumal der Wimmerhaken nunmehr von oben nach unten geneigt ist, verdeckt er die Saiten und versperrt deine Spielhand einfach nur den Weg.

Die Pickups müssen Lefty-konform positioniert werden

Nehmen wir beispielsweise eine herkömmliche Stratocaster mit Singlecoil-Bestückung. Mindestens der Steg-Tonabnehmer ist eben nicht gerade, sondern schräg verbaut. Wichtig dafür, dass die Schwingungen in diesem Bereich korrekt abgenommen werden können. Käme man nun auf den nur im ersten Moment naheliegenden Gedanken, die Saiten umgekehrt aufzuziehen, wäre das Ergebnis ein zu hoher Bass- und dementsprechend zu geringer Höhenanteil. Gleich eine Linkshänder-Gitarre kaufen, ist wohl doch die sinnvollere Lösung.

Die Frequenzen können auf diese Weise nicht perfekt abgegriffen werden | Foto: Shutterstock von Stocked House Studio

Die Fräsungen müssen komplett gespiegelt werden

Aber was sollst du machen, das Ding soll ja irgendwie gespiegelt werden. Als Nicht-Gitarrenbauer ist das für dich nicht möglich. Denke nur daran, dass sämtliche Fräsungen im Body komplett auf links gedreht werden müssen. So die Hohlräume für die Elektronik, für das Tremolo, den Mehrwegschalter und mehr. Dass der Headstock zum Reversed-Headstock wird, ist in dem Zusammenhang noch das geringste Problem. Aber dass beispielsweise die Cutaways nunmehr der Hand sogar im Wege sind, das nervt.

Das leidige Thema der vergleichsweise höheren Preise

Aber kein Problem, du willst ja keine Gitarre bauen, sondern eine Linkshänder-Gitarre kaufen. Die Gründe, weshalb das komplette Instrument unbedingt spiegelverkehrt konfektioniert sein muss, haben wir jetzt ausreichend beleuchtet. Vor allem auch aus dem Grund, dass immer wieder Linkshänder versuchen, ein Rechtshänder-Instrument für links zu missionieren. Und auch dafür gibt es einen verständlichen Grund: Linkshänder-Gitarren sind üblicherweise teurer als ihre rechten Pendants. Hauptverantwortlich dafür ist der vergleichsweise hohe Aufwand der Hersteller für eine Minderheiten-Zielgruppe.

Preissturz-Vorteile der Serienfertigung spielen dir in die linke Hand

Die gute Nachricht: Mittlerweile hat so ziemlich jede Marke Linkshänder-Instrumente ins Sortiment aufgenommen. Das reicht von äußerst günstigen über die mittelpreisigen Instrumente bis ins hochklassige Elite-Segment. Längst ist das Thema bei den Herstellern so präsent, dass auch diese Instrumente in Massenfertigung entstehen und die jeweiligen Bauteile in ausreichender Menge produziert werden.

Unverschämt preisgünstig: Linkshänder-Gitarren von Harley Benton

Stehst du noch am Anfang und möchtest dir zunächst eine preisgünstige Linkshänder-Gitarre kaufen, könnte deine Wahl auf die Instrumente der Marke Harley Benton fallen. Hier findest du preiswerte Lefthand-Modelle, die sich teilweise im Bereich unter hundert Euro oder leicht darüber bewegen. Die Modelle von Harley Benton sind geradezu unverschämt günstig. Zuweilen fragt man sich, wie diese Instrumente, die qualitativ durchaus vernünftig sind, sich gut bespielen lassen und mit super Finish punkten, zu solch niedrigen Preisen herstellbar sind und verkauft werden können.

Harley Benton ST-20LH SB
Harley Benton ST-20LH SB
Kundenbewertung:
(74)
Harley Benton TE-52 NA LH Vintage Series
Harley Benton TE-52 NA LH Vintage Series
Kundenbewertung:
(101)
Harley Benton ST-62LH BK Vintage Series
Harley Benton ST-62LH BK Vintage Series
Kundenbewertung:
(49)

Angesagte Markenaus dem mittleren Preissegment

In den mittleren Preiskategorien wirst du auf Marken wie Epiphone, Gretsch, Ibanez und zahlreiche weitere treffen. Auch von diesen Herstellern kannst du Linkshänder-Gitarren kaufen, die in sämtlichen Belangen deinen Anforderungen entsprechen. So werden beispielsweise zahlreiche Klassiker des Gitarrenbaus für Lefthands gespiegelt.

Epiphone SG Standard Alpine White LH
Epiphone SG Standard Alpine White LH
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Epiphone Les Paul Standard 50`s MG LH
Epiphone Les Paul Standard 50`s MG LH
Kundenbewertung:
(8)
Gretsch G2622LH Strml. DC CB Gunmetal
Gretsch G2622LH Strml. DC CB Gunmetal
Kundenbewertung:
(6)

Oder bei den Highend-Marken gleich richtig zulangen

Und wenn du als Einsteiger oder bereits Fortgeschrittener noch kräftiger zulangen möchtest, um gleich konsequent am Gitarrenhimmel zu kratzen, ist auch das kein Problem. Traditionsmarken wie Gibson, Fender oder ESP sind würdige Vertreter von hochwertigen Gitarren. Inzwischen ist es wirklich so, dass du dich als Linkshänder nicht mehr zurückgesetzt fühlen musst.

ESP LTD KH 602 LH BLK
ESP LTD KH 602 LH BLK
Kundenbewertung:
(5)
Fender AM Pro II Strat LH MBL
Fender AM Pro II Strat LH MBL
Kundenbewertung:
(2)
Gibson Les Paul Slash Standard NB LH
Gibson Les Paul Slash Standard NB LH Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Fazit

Eine derartige Auswahl an unterschiedlichsten Gitarren war noch bis vor wenigen Jahren schlicht undenkbar. Wenn man denn ein Fazit ziehen möchte, kann das wirklich nur lauten, dass die Situation sich extrem gewandelt hat. Gerade weil die Nachfrage nach solchen Instrumenten ziemlich hoch ist, erklärt sich auch nicht mehr wirklich, weshalb die Preise weiterhin ein paar Prozent höher sind, als bei den vergleichbaren Gitarren für Rechtshänder. Aber vielleicht wird auch diese Differenz sich bald von selbst verabschieden. Wir würden es dir wünschen und vor allem wünschen wir dir viel Freude mit deiner Gitarre. Lass dich bloß nicht umerziehen. Dafür gibt es offensichtlich keinen Grund.

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Auch interessant: „Deine erste E-Gitarre – worauf du achten solltest“.

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